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       # taz.de -- Gleichstellung im Fußball: In der Falle des Gönnertums
       
       > Der Fußball der Frauen braucht keine Geschenke und joviale Unterstützung.
       > Es braucht eine Debatte darüber, was ihm zusteht.
       
   IMG Bild: Alexandra Popp weckt bei vielen das Fanherz
       
       Gut gemeint hat es diese Woche der Bundeskanzler Olaf Scholz, als [1][er
       einen Tweet] zur Bezahlung der deutschen Fußballerinnen und Fußballer
       absetzte. Frauen und Männer sollten im Jahre 2022 gerade bei den
       Nationalteams gleich entlohnt werden. Spanien habe da die Nase vorn.
       Fuchsig reagierte da der DFB-Direktor Oliver Bierhoff vor dem TV-Mikrofon,
       weil er zeigen wollte, dass der Verband es auch gut meint mit den Frauen.
       Er wolle den Kanzler „ein bisschen aufklären“ über Zahlen, sagte er.
       
       Bierhoff hat recht. Spanien ist nämlich gar nicht so gut zu den Frauen, sie
       bekommen nicht das gleiche Geld wie die Männer. Wenn der DFB also weiterhin
       ungleich bezahlt, ist er aus Bierhoffs Sicht vergleichsweise gar nicht so
       schlecht. Weil der PR-Profi aber ahnte, dass er damit allein nicht punkten
       kann, rieb er dem TV-Publikum noch unter die Nase, dass der DFB [2][die
       derzeit viel besprochene Doku] über die deutschen Auswahlfußballerinnen
       „Born for this“ mitfinanziert habe.
       
       Der DFB meint es also mit den deutschen Fußballerinnen so gut, dass er
       Hilfe organisiert hat. Er arbeitet mit seinen Sponsoren und
       Journalist:innen Hand in Hand, um deren Lage zu verbessern. Aus Sicht
       des DFB mag das die richtige Entscheidung sein, hängt man es jedoch an die
       große Glocke, tappt man unweigerlich in die Falle des Gönnertums hinein.
       Der Verband drückt sich darum, zu sagen, was den Frauen zusteht, er
       beschenkt sie lieber vor aller Augen.
       
       Und der bereits erwähnte kollaborierende Journalismus hängt mit in der
       Falle des Gönnerhaften. Das eigene Produkt wird zuweilen noch schöner
       geredet als es ohnehin schon beim Männerfußball der Fall ist. Das krasse
       Ungleichgewicht zwischen beiden Sphären, die in den Redaktionen gepflegte
       Ignoranz, weckt gerade anlässlich größerer Turniere das Bewusstsein einer
       gewissen Bringschuld. Mit der Abnahme dieser Dysbalance wird auch wieder
       das Bewusstsein für journalistische Standards gestärkt werden. Bereits bei
       diesem Turnier lässt sich eine Zunahme des fachlich begründeten Lobs
       erkennen.
       
       Die in nationaler Mission tätigen Boulevard-Zeitungen, die einst den
       Schweini-Poldi-Journalismus pflegten, haben in diesen Wochen sowieso
       kurzfristig auf Poppi-Journalismus umgeschult. Dieser patriotische
       Fanjournalismus erfährt bei dieser EM interessanterweise aus ganz anderer
       Richtung Unterstützung.
       
       Alexandra Popp alias Poppi und die deutschen Fußballerinnen werden in den
       sozialen Netzwerken auch von sich als feministisch definierenden
       Journalistenkreisen abgefeiert. Dort, wo Kenner:innen des Frauenfußballs
       sich immer wieder unzählige misogyne Kommentare einfangen. Eine aufgeheizte
       Atmosphäre, die Bündnisbildungen gewiss verstärkt. Es bleibt kompliziert.
       Die Leibesübungen-Redaktion erhielt diese Woche eine Beschwerde aus der
       Leserschaft. Beanstandet wurde [3][eine Geschichte über das historische
       8:0] von England gegen Norwegen. Eine Vorschau auf das deutsche Spiel, hieß
       es, hätte man lieber gelesen.
       
       16 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/Bundeskanzler/status/1546894507593158657
   DIR [2] /Doku-ueber-Fussballnationalteam-der-Frauen/!5862494
   DIR [3] /Englaenderinnen-spielen-sich-in-Rausch/!5864137
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
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