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       # taz.de -- Entlastungen für Bürger:innen: Fahimi fordert Energiepreisdeckel
       
       > Die DGB-Chefin Yasmin Fahimi hat ein drittes Entlastungspaket für
       > Bürger:innen gefordert. Am Montag trifft sie Bundeskanzler Olaf
       > Scholz.
       
   IMG Bild: DGB-Chefin Fahimi (links) fordert von Olaf Scholz Entlastungen für die Bürger:innen
       
       Berlin afp | Vor dem für Montag angesetzten Treffen von Bundeskanzler Olaf
       Scholz (SPD) mit Spitzenvertretern von Arbeitgebern und Gewerkschaften hat
       [1][DGB-Chefin Yasmin Fahimi] ein drittes Entlastungspaket für die Bürger
       gefordert. Zu diesem Paket müsse ein [2][Energiepreisdeckel für
       Privathaushalte] gehören, sagte Fahimi der Bild am Sonntag. Zudem müssten
       die Maßnahmen auch jenen zugute kommen, die keine Arbeit haben – neben
       Arbeitslosen auch Rentnern und Studierenden.
       
       Zur Ausgestaltung des Energiepreisdeckels schlug Fahimi vor, dass für jeden
       Erwachsenen und jedes Kind ein Grundbedarf an Strom und Gas festgelegt
       werden solle. „Für diese Menge an Kilowattstunden gibt es eine
       Preisgarantie. Für Energie, die jemand darüber hinaus verbraucht, muss er
       mehr zahlen.“ Dies wäre nach Worten der DGB-Chefin „nicht nur ein wirklich
       wirksamer Anreiz zum Energiesparen, sondern auch eine deutliche Entlastung
       vor allem für Haushalte mit kleinem Einkommen“.
       
       Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes plädierte ferner dafür,
       die für nächstes Jahr geplante Erhöhung des CO2-Preises auszusetzen. Schon
       jetzt befinde sich der Preis auf einem Niveau, das viel höher sei als alle
       ursprünglichen Planungen. Ein weiter steigender CO2-Preis bedeute „unnötige
       weitere Belastungen der Haushalte und Unternehmen“.
       
       Bei der sogenannten konzertierten Aktion am Montag im Kanzleramt geht es
       nach Angaben der Bundesregierung darum, reale Einkommensverluste zu
       verhindern. Es handelt sich demnach um die Auftaktsitzung zu einem längeren
       Prozess, in dem Lösungen für die derzeit hohen Preissteigerungen gefunden
       werden sollen. Konkrete Ergebnisse werden deshalb noch nicht erwartet.
       
       Fahimi warf den Arbeitgebern einen Mangel an „Gemeinsinn“ in der
       gegenwärtigen Krise vor. „Etwas mehr Gemeinsinn und weniger
       Profitmaximierung“ würden vielen Unternehmen gut stehen, kritisierte sie.
       
       ## Kritik von der Union
       
       „Deutsche Unternehmen schütten in diesem Jahr rund 70 Milliarden Euro an
       Dividenden aus, so viel wie nie“, sagte die DGB-Chefin. Zugleich aber
       behaupteten Wirtschaftsvertreter, es sei nicht möglich, durch die Krise zu
       kommen, ohne die Verbraucher mit höheren Preisen und die Mitarbeiter mit
       niedrigeren Löhnen zu belasten. „Das passt nicht zusammen“, unterstrich
       Fahimi.
       
       Fahimi, die an dem Treffen im Kanzleramt teilnehmen wird, warnte vor
       sozialen Verwerfungen in Deutschland. „Ich möchte mir nicht vorstellen, was
       passiert, wenn die Menschen die hohen Nachzahlungen bei Strom und Heizen
       auf den Tisch gelegt bekommen und es gleichzeitig wieder Rekordgewinne in
       der Wirtschaft gibt.“ Sie könne niemandem erklären, „warum wir weder den
       höheren Spitzensteuersatz für Millionen-Gehälter noch die Vermögensteuer
       für Mega-Reiche einführen“.
       
       Von der Union kam unterdessen heftige Kritik an der konzertierten Aktion.
       Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Julia Klöckner,
       warf Scholz vor, damit lediglich „Zeit gewinnen“ zu wollen. Doch „Zeit zum
       Reden“ habe es genug gegeben, „Inflations- und Handlungsdruck bestehen
       jetzt“, sagte die CDU-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
       
       Gesprächsrunden ersetzten keine politischen Entscheidungen und „erst recht
       keine unabhängigen Tarifverhandlungen“, betonte Klöckner. Der Staat müsse
       die Inflation „mit Sofortmaßnahmen anpacken, wozu es keiner
       Diskussionsrunde, sondern eines schnellen Umsetzungswillens bedarf“. Die
       CDU-Politikerin forderte unter anderem, die Steuern und Abgaben auf Energie
       dauerhaft zumindest auf das europäische Mindestmaß zu senken.
       
       3 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
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