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       # taz.de -- Unterrichtsfach „Digitale Welt“: Gerade richtig
       
       > Hessen führt das Unterrichtsfach „Digitale Welt“ ein. Schüler:innen
       > sollen das Internet als ökonomischen Raum und als Lebenswelt
       > kennenlernen.
       
   IMG Bild: Schüler:innen sollen keine veralteten Programme erklärt bekommen, die niemand mehr benutzt
       
       Viel ist passiert in den vergangenen Tagen. Der eine möchte [1][nun doch
       lieber zum Mars], als sich mit den Trollen bei Twitter zu beschäftigen. Die
       andere [2][will den Ländern die Verantwortung entziehen – alles andere
       findet Nancy Faese]r nämlich „nicht mehr zeitgemäß“. Und wir haben nun alle
       schwarz auf weiß, dass [3][das Geschäftsgebaren von Uber] aggressiv und
       rücksichtslos ist. Wilde Zeiten. Da kommt so eine nette Meldung aus Hessen
       doch gerade richtig.
       
       Denn das Bundesland führt nach den Sommerferien das Unterrichtsfach
       „Digitale Welt“ ein. Ja gut, nur an zwölf Schulen, da dürfen die
       Fünftklässler erst einmal testen, aber es ist ein Anfang. Denn bisher ist
       Digitalunterricht in Deutschland praktisch nicht existent, immer wieder
       werden Pläne versprochen und es passiert nichts. Neu an der Idee ist, dass
       die Schüler:innen nämlich nicht einfach Klick für Klick veraltete
       Programme erklärt bekommen, die niemand mehr benutzen wird, sondern sie
       sollen das Internet als „ökonomischen Raum und als Lebenswelt“
       kennenlernen.
       
       „Die Schülerinnen und Schüler lernen im Unterricht, wie digitale
       Technologien zur Lösung sozialer, ökonomischer und ökologischer
       Problemstellungen beitragen können“, [4][erklärt Kultusminister Alexander
       Lorz]. Der konkrete Lehrplan liegt bisher noch nicht vor, als Eckpunkte
       wurden die Themen Datenschutz, Cyberkriminalität, Algorithmen und
       verantwortungsbewusste Mediennutzung genannt. Das Fach wird nicht benotet
       und die zwei zusätzlichen Unterrichtsstunden sind freiwillig. Die
       Schüler:innen sollen auch gemeinsam mit den Lehrer:innen weitere
       Themengebiete erarbeiten, um damit selbstständig zu entscheiden, womit sie
       sich beschäftigen wollen.
       
       ## Von Schlusslicht zum Vorreiter
       
       Natürlich ist die Opposition im schwarz-grün regierten Hessen nicht
       begeistert. Der FDP geht es nicht schnell genug, sie will endlich
       Informatik als flächendeckendes Unterrichtsfach haben. Die SPD wiederum
       wirft der Regierung Aktionismus vor, um vom bisherigen Versagen abzulenken.
       
       Die Kritik ist sicherlich nicht unberechtigt, aber im Jahr 2022 als Lösung
       einfach nur zu fordern, an allen Schulen Informatik einzuführen, ist extrem
       veraltet. Vor zehn Jahren wäre dies vielleicht eine angemessene Forderung
       gewesen, aber jetzt muss Hessen auch nicht mehr damit anfangen.
       
       Dann lieber noch ein Jahr warten und dafür ein Schulfach einführen, das den
       Schüler:innen endlich das richtige Verständnis dafür gibt, wie „dieses
       Internet“ funktioniert. Also warum nicht in der Schule mal darüber
       sprechen, was eigentlich in der Datenschutzerklärung von Google und Apple
       steht? Oder wie Influencer:innen Geld mit Youtube verdienen, ob sich
       Kryptowährungen noch lohnen oder nach welchem dummen Spruch eventuell die
       Polizei vor der Tür stehen könnte. Hessen könnte also vielleicht doch vom
       Schlusslicht zum Vorreiter werden und das wäre nur allzu schön.
       
       18 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Geplatzte-Uebernahme-von-Twitter/!5868329
   DIR [2] /Faesers-neue-Cybersicherheitsstrategie/!5866813
   DIR [3] /Uber-Files-und-Medien/!5864048
   DIR [4] https://kultusministerium.hessen.de/presse/hessen-startet-neues-schulfach-digitale-welt
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malaika Rivuzumwami
       
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