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       # taz.de -- Neue EU-Regeln bei der Geldanlage: Bankberatung in grün
       
       > Ab August müssen Anlageberater auch über nachhaltige Geldanlagen
       > informieren. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
       
   IMG Bild: Geld in Windkraft anzulegen ist möglich – etwa über Beteiligungen, Aktien oder Fonds
       
       ## Was ändert sich bei der Bankberatung?
       
       Es kommt lediglich ein weiterer Aspekt dazu. Künftig müssen die Berater von
       Banken und Sparkassen ihre Kundinnen und Kunden auch fragen, wie wichtig
       ihnen [1][eine nachhaltige Geldanlage] ist. Das gilt auch für die Vertreter
       von fondsgebundenen Renten- oder Lebensversicherungen. Verneinen Sparer ein
       Interesse, spielt das Thema in der Beratung keine Rolle mehr. Bejahen sie
       es, sollen die Berater dies auch in ihren Produktempfehlungen
       berücksichtigen, also zum Beispiel nachhaltige Investmentfonds vorstellen
       und über Chancen und Risiken der Produkte informieren.
       
       Warum hat die EU diese Vorgabe eingeführt? 
       
       Die EU will Finanzströme verstärkt in saubere Geschäfte leiten, etwa in
       Unternehmen, die beim Klimaschutz sehr aktiv sind. Noch sind es meist
       professionelle Investoren wie große Pensionsfonds, die dieses Ziel schon
       verfolgen. [2][Aber auch immer mehr Privatanleger wollen ihr Geld nicht mit
       klimaschädlichen oder unsozialen Aktivitäten vermehren.] Die
       vorgeschriebene Beratung zu nachhaltigen Anlagen soll ihnen die Auswahl
       entsprechender Investments erleichtern.
       
       Wird der Verbraucherschutz damit gestärkt? 
       
       Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) ist da eher skeptisch.
       Aus den Erfahrungen von [3][Mystery Shoppings] ist bekannt, dass die
       Beratungen durchschnittlich nur etwa 45 Minuten dauern, obwohl die Materie
       komplex sei, erläutert Finanzexpertin Dorothea Mohn. Sie befürchtet, dass
       die Berater die Vorgabe daher nur halbherzig umsetzen. Eine weitere Gefahr
       sei, dass noch teurere Produkte verkauft werden können mit dem Argument,
       dass diese schließlich grün und gut seien. „Wenn grüne Anlagen verkauft
       werden, dann müssen Verbraucher klar und ehrlich darüber aufgeklärt werden,
       was mit den Anlagen bewirkt werden kann und was aber eben auch nicht“,
       fordert sie.
       
       Wie läuft es in der Praxis? 
       
       Die Sparkassen haben mit der nachhaltigen Beratung nach den EU-Vorgaben
       bereits begonnen und Schwächen daran ausgemacht. Denn sie müssen
       Präferenzen erfragen, die ein Laie kaum versteht. „Viele Kunden fühlen sich
       durch die vielen Fragen überfordert und verstehen die kleinteiligen
       Unterschiede der verschiedenen Produkttypen nicht“, sagt ein Sprecher des
       Deutschen Sparkassen und Giroverbands (DSGV).
       
       Ist damit gesichert, dass bei den Produkten grün drin ist, wo grün
       draufsteht? 
       
       Hinter der Skepsis der Expertin Mohn stehen auch Zweifel an der
       Nachhaltigkeit vieler Finanzprodukte. Der Begriff ist nicht geschützt, und
       oft ist nicht klar, was grüne Investments tatsächlich bewirken. Die EU hat
       sich dabei gerade selbst ein Stück Glaubwürdigkeit genommen. Brüssel hat
       eine sogenannte Taxonomie für grüne Anlagen entwickelt, also eine Art
       Standard formuliert. Darin werden nach langem politischen Streit auch
       Atomkraft und Gaskraftwerke als grüne Übergangstechnologien angesehen.
       Dabei sind Kernkraft und fossile Energien neben Rüstungsgütern die von
       Anlegern am häufigsten genannten Ausschlusskritierien für Investitionen.
       Die Banken sollen jetzt schon das Interesse der Kunden an Produkten
       erfragen, die der Taxonomie genügen. Allerdings liegen die entsprechenden
       Leitlinien der EU noch gar nicht vor.
       
       19 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Finanzexpertin-ueber-EU-Taxonomie/!5823350
   DIR [2] /Nachhaltigkeit-im-Finanzsystem/!5596774
   DIR [3] https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Fachartikel/2021/fa_bj_2112_Mystery_Shopping.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Wolfgang Mulke
       
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