# taz.de -- Abriss startet auf dem Dragonerareal: Bauen auf die sanfte Art
> Jahrelang wurde diskutiert und geplant, nun geht es los. Auf einem ersten
> Baufeld will die Wohnungsbaugesellschaft Mitte 240 Wohnungen bauen.
IMG Bild: Vorzeigeprojekt der Stadtentwicklung: Das Kreuzberger Dragonerareal
berlin taz | Die Autolackiererei hat schon neue Räume. Ab August ziehen wir
um, heißt es auf einem Aushang des Betriebs auf dem Dragonerareal. „Wir
haben von der BIM noch etwas Aufschub bekommen“, sagt die Mitarbeiterin am
Empfang. Dass sie vom Areal am Mehringdamm runtermüssen, findet sie
trotzdem schade.
Hinter dem Kreuzberger Finanzamt mit seiner markant-komischen
Kasernenarchitektur sollen Wohnungen entstehen. 240 davon baut die
landeseigene [1][Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM)] auf dem „Baufeld
Süd“, wo heute die Autolackiererei und andere Schrauber ihr Gewerbe
betreiben. Am Montag wurde mit dem Abriss einer ungenutzten Werkstatt
begonnen. Es geht also los mit dem neuen Stadtquartier auf dem
Rathausblock, wie das Dragonerareal im Bezirksdeutsch heißt.
Wohnungen statt Kiezgewerbe: Was anderswo Protest hervorrufen würde, ist
auf dem 4,7 Hektar großen Gelände Ergebnis eines jahrelangen
Aushandlungsprozesses. Stadtentwicklung auf die sanfte Art, die manchmal
auch etwas dauert. Die letzten Weichen wurden gestellt, als im Januar 2020
die Architekturbüros [2][„Smaq Architektur und Stadt“] und „Man Made Land“
den städtebaulichen Wettbewerb gewannen.
Teil der Planung waren auch 525 neue, bezahlbare Wohnungen. Die Zahl ist
inzwischen auf 470 reduziert worden. 370 davon will die WBM bauen, die
restlichen 100 werden von gemeinwohlorientierten Gesellschaften errichtet.
## Gewerbe muss weichen
Klar ist, dass einige Gewerbetreibende weichen müssen. Vor Beginn der
Planungen habe es auf dem Gelände 14 Betriebe einschließlich des [3][Clubs
Gretchen] gegeben, sagte am Montag Pamela Schobeß bei der Eröffnung einer
Open-Air-Ausstellung über die Zukunft des Rathausblocks. Die Betreiberin
des Gretchen berichtete, dass vier Gewerbetreibende wie die Autolackiererei
bereits alternative Standorte gefunden hätten.
Andere können dagegen bleiben. Möglich macht das eine sogenannte „Urbane
Fabrik“. Das ist ein Gewerberiegel, der unmittelbar hinter den
denkmalgeschützten Pferdeställen an der Obentrautstraße errichtet werden
soll. Eine Art lärmschützende Käseglocke soll also über die verbleibenden
Autoschrauber, den Club und anderes „störendes Gewerbe“ gestülpt werden.
Das soll vor allem die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner vor Lärm
schützen. Neben den fünf Blöcken, die auf dem „Baufeld Süd“ entstehen und
2027 fertig sein sollen, ist das vor allem ein 16-stöckiges Wohnhochhaus.
Auch die sanfte Art geht manchmal hoch hinaus.
19 Jul 2022
## LINKS
DIR [1] https://www.wbm.de/
DIR [2] https://www.smaq.net/2020/02/dragonerareal-berlin/
DIR [3] https://www.gretchen-club.de/
## AUTOREN
DIR Uwe Rada
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