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       # taz.de -- Leichtathletik-WM in den USA: Für eine Pizza die Runde drehen
       
       > Nicht nur deutsche Stars bleiben hinter den Erwartungen zurück. Die
       > Überraschungs-Weltmeister freuen sich derweil aufs Essen.
       
   IMG Bild: Alison Dos Santos freut sich schon, 400-Meter-Hürden-Weltrekordler Karsten Warholm läuft noch (re.)
       
       Von „Fehlstart“ und „Debakel“ ist schon die Rede. Es geht um das
       Abschneiden der Aktiven des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) bei den
       Weltmeisterschaften.
       
       Zur Hälfte der Weltmeisterschaften, die am 15. Juli im US-amerikanischen
       Eugene begannen, war es noch niemand aus dem DLV-Kader gelungen, einen
       Platz unter den Top 8 zu erreichen. Beste war bislang die
       Stabhochspringerin Jacqueline Otchere als Zehnte.
       
       Für Bundestrainerin Annett Stein, erst seit 2020 im Amt, ist das noch kein
       Grund zur Panik. „Die Asse und Punktebringer kommen im zweiten Teil der
       WM“, sagte sie der ARD, „aber ich gebe zu, dass wir im ersten Teil unter
       unseren Erwartungen geblieben sind.“ Sie verweist zudem darauf, dass es in
       der Leichtathletik zwei sehr wichtige Titelkämpfe binnen kurzer Zeit gibt:
       Schon am 15. August beginnen die [1][Europameisterschaften in München], und
       die EM im eigenen Land sei bei vielen „doch sehr präsent“, sagt Stein.
       Zahlreiche Topathleten vernachlässigen in diesem Jahr die WM, aus
       Deutschland etwa Speerwerfer [2][Johannes Vetter], die Siebenkämpferin
       Carolin Schäfer oder der Olympiazweite im Gehen, Jonathan Hilbert.
       
       Die DLV-Equipe ist nicht die einzige europäische Mannschaft, die bei den WM
       hinter den Erwartungen bleibt. Am sichtbarsten trifft es bislang Norwegen,
       das mit mindestens zwei Topfavoriten anreiste, die beide deutlich unter den
       Erwartungen blieben: Im 1.500-Meter-Lauf der Männer wurde Olympiasieger
       Jakob Ingebrigtsen nur Zweiter, hinter dem Überraschungssieger Jake
       Wightman aus Schottland (3:29,23 Minuten).
       
       Noch dicker kam es für den Weltrekordhalter über 400 Meter Hürden, Karsten
       Warholm, auch aus Norwegen. Er brach im Finale auf den letzten hundert
       Metern ein, Sieger wurde Alison Dos Santos aus Brasilien (46,29 Sekunden)
       vor Rai Benjamin und Trevor Bassitt (beide USA). Bei den Olympischen
       Spielen 2021 in Tokio war Warholm in 45,94 Sekunden einen sensationellen
       Weltrekord gelaufen. In Eugene blieb er über 2 Sekunden darüber.
       
       ## Erst mal Pizza essen
       
       „Die Zeit war mir egal, denn das ist das erste Mal, dass ich einen
       Weltmeistertitel gewinne“, freute sich derweil der 22-jährige Dos Santos
       und kündigte an, erst mal eine Pizza essen zu wollen. Im Athletendorf gebe
       es nämlich sehr gute Pizza, habe er gehört, aber vor dem Start habe er sich
       bewusster ernährt.
       
       Warholms Auftritt kam allerdings nicht so ganz überraschend. Schon die
       ganze Saison über plagt er sich mit seiner Achillessehne, im Juni musste er
       in der lukrativen Diamond League nach einer Hürde aufgeben. Für die WM
       hatte er nur sechs Wochen Vorbereitung. Ob er bis zu den EM besser in Form
       kommt, ist ungewiss.
       
       20 Jul 2022
       
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