# taz.de -- Landwirtschaft in der Krise: Trockene Zeiten für krummes Gemüse
> Die Landwirtschaft in Niedersachsen leidet unter Trockenheit und Hitze.
> Die deshalb nicht mehr normtreuen Lebensmittel finden weniger
> Abnehmer:innen.
IMG Bild: Entsprechen nicht der Norm, schmecken trotzdem: Gurken und Tomaten
Da überschlagen sich die aktuellen Meldungen über Getreide, dessen
[1][Ausfuhr aus der Ukraine] vom russischen Militär über das Schwarze Meer
verhindert wird. Und gleichzeitig verbrennen in Deutschland die Kornfelder.
Mal im wahrsten Sinne, wie im Kreis Hildesheim, wo Brandstifter:innen
am Donnerstag eine auf einem Feldweg stehende Tonne entzündeten. Mal, und
das ist deutlich häufiger, im wirtschaftlichen Sinn – weil wir uns
allerorts an Normierungen halten.
In vielen Teilen Niedersachsens geht auch das Gemüse ein, wie der NDR vor
wenigen Tagen berichtete. Auf dem Hof der Familie Gade in der Lüneburger
Heide verformen sich die Zucchini, was schlecht für den Verkauf ist. Die
Abnehmer:innen im Großhandel fordern Waren, die den Normen entsprechen.
Krummes Gemüse hat also schon am Anfang schlechte Chancen und landet, wenn
es Glück hat, in einem Hofladen. Im schlechtesten Fall bleiben die
verfärbten Fenchel einfach auf dem Feld liegen. Dort werden sie in die
Böden eingearbeitet, was zwar die chronisch geplagte Humusschicht freut,
aber doch irgendwie verwundert.
Auf den trockenen Kornfeldern fehlt dem Weizen wiederum der nötige
Proteinanteil, den der streng normierte Handel fordert, sagt Karl-Friedrich
Meyer vom Landesbauernverband Niedersachsen. Immerhin, die Gerstenernte sei
schon abgeschlossen, Raps und Weizen werden derzeit geerntet. Aber gerade
die Kartoffeln und der Mais machen Meyer Sorgen. Die bräuchten im Juli und
August noch dringend Niederschläge.
## Auch die Wünsche der Kundschaft sind genormt
Nur ist auf den ersehnten Regen kein Verlass. Seit die [2][Folgen der
Klimaerwärmung] auch in Deutschland spürbar sind, stolpert die
Landwirtschaft von einer Dürre zur nächsten. Das ist existenzbedrohend, vor
allem für die [3][kleineren Betriebe].
Viele müssen jetzt schon zusätzlich bewässern. Aber – schon wieder eine
Norm – die Menge, die die Landwirt:innen dem Grundwasser entnehmen
dürfen, ist streng geregelt. Im Landkreis Celle sind das beispielsweise 54
Liter pro Quadratmeter und Jahr. Dort fordern Landwirt:innen jetzt eine
zusätzliche Erhöhung um 30 Liter – ausnahmsweise.
Das ist natürlich verständlich, die Frage ist trotzdem: Wie geht es danach
weiter? Seit Jahren klagen die Betriebe über sommerliche Dürren. Seit
Jahren werden zumindest einige Ernteausfälle finanziell entschädigt. An der
Art und Weise der Bewirtschaftung ändert sich leider wenig. Die Gemeinsame
Agrarpolitik der EU – immerhin der größte Anteil im EU-Budget – ist noch
immer nicht nach ökologischen Faktoren ausgerichtet. Der Profit, der sich
vor allem mit großen Monokulturen machen lässt, wird sogar noch gefördert.
In manchen Supermärkten wird deshalb mittlerweile umgedacht. Da wird – gut
vermarktet – auch krummes Gemüse angeboten, dass dann trotzdem allabendlich
und ganz alleine in der Auslage liegen bleibt. Die Kund:innen sind bei
den Einkaufswünschen eben auch genormt.
21 Jul 2022
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## AUTOREN
DIR David Wasiliu
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