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       # taz.de -- Migrationspaket der Ampel: Von Paradigmenwechsel weit entfernt
       
       > Die Ampelkoalition will humaner mit Schutzsuchenden umgehen, aber die
       > Abschiebungshaft ausweiten. Parallel zu Verbesserungen gibt es
       > Verschärfungen.
       
   IMG Bild: Willkommen: Ankunft von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine am Berliner Hauptbahnhof im März
       
       Deutschland und die EU haben gezeigt, wie ein humanitärer Umgang mit
       Schutzsuchenden aussehen kann: Als Ukrainer*innen vor dem russischen
       Angriff auf ihr Land flohen, begegnete man ihnen mit Solidarität – auch auf
       der rechtlichen Ebene. Vieles war plötzlich möglich, was
       Hilfsorganisationen seit Langem forderten.
       
       Die Ampelregierung hat im Koalitionsvertrag einen „Paradigmenwechsel“ in
       der Asyl- und Migrationspolitik versprochen: Es soll endlich Schluss sein
       mit staatlichem Handeln, das die Menschen vor allem draußen halten will –
       selbst in Zeiten des Fachkräftemangels.
       
       Nun also kommen [1][die ersten Verbesserungen für alle Schutzsuchenden]. Es
       ist richtig, den Zugang zu Integrationskursen allen Asylsuchenden zu
       ermöglichen – nicht nur jenen mit Aussichten auf einen positiven Bescheid.
       Und es ist mehr als überfällig, Menschen nicht länger im Niemandsland
       jahrelanger Duldungen festzuhalten. Menschen, die ohnehin absehbar hier
       bleiben, hier auch ein Leben in Würde zu ermöglichen, statt sie für ihr
       Hiersein mit Unsicherheit auf allen Ebenen zu strafen.
       
       Doch mit dem, was für [2][Ukrainer*innen] möglich gemacht wurde, hat die
       Bundesregierung die Messlatte sehr hoch gehängt. Was sie dort ermöglicht
       hat, geht über die Pläne des Koalitionsvertrags hinaus. Es ist jetzt an der
       Zeit, die Lehren aus dem Ukrainekrieg auf alle Flüchtenden zu übertragen:
       wie wichtig es etwa fürs Ankommen ist, nicht erst mal mit Arbeitsverboten
       behängt und zur Untätigkeit verdammt zu werden. Wie sehr man mit solchen
       Verboten auch beigetragen hat zu einem schiefen Bild von Asylsuchenden, die
       dem Land auf der Tasche liegen.
       
       Doch es ist schade, dass die Ampel vom ewigen Mantra unionsgeführter
       Bundesregierungen nicht lassen kann: dass Verbesserungen immer nur mit
       Verschärfungen einhergehen können – in diesem Fall mit der Ausweitung der
       [3][Abschiebungshaft]. Von einem echten Paradigmenwechsel sind wir noch
       weit entfernt – auch in der EU. Das hat der grausame Tod von Dutzenden
       Menschen am Grenzzaun von Melilla gerade erst deutlich gezeigt.
       
       7 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.tagesschau.de/inland/kabinett-bleiberecht-101.html
   DIR [2] /Ukrainische-Schueler-in-Deutschland/!5844783
   DIR [3] /Experte-fuer-Abschiebungshaft/!5860137
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dinah Riese
       
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