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       # taz.de -- Verhandlungen zwischen Ruanda und Kongo: Vergebliche Friedensmühen
       
       > Die Verhandlungen zwischen Ruanda und Kongo sind von vornherein zum
       > Scheitern verurteilt. Tshisekedis Möglichkeiten sind zu eingeschränkt.
       
   IMG Bild: Würde gern, wenn er nur könnte, Ostafrika friedliche Zeiten bescheren: Kongos Präsident Tshisekedi
       
       Die ganze Region hielt den Atem an, als Kongos Präsident Felix
       [1][Tshisekedi am Tag vor dem Treffen mit seinem ruandischen Amtskollegen]
       das Wort „Krieg“ in den Mund nahm. In seinem letzten Interview wollte er
       noch einmal Stärke zeigen, bevor er ins Flugzeug stieg, um im Nachbarland
       Angola unter der Vermittlung von Präsident João Lourenço seinen ruandischen
       Amtskollegen Paul Kagame zu treffen.
       
       Die Stille, die daraufhin auf allen Kanälen eintrat, auch auf Twitter wo
       der Propagandakrieg seit Wochen in lauten Tönen befeuert wird, war
       unheimlich. Allen ist bewusst: Die gesamte Region steht unmittelbar in
       Gefahr, in einen neuen Kongokrieg mit hineingezogen zu werden.
       
       Das Problem ist: Tshisekedi agiert aus einer Position der Schwäche. Denn im
       Kongo herrscht Wahlkampf und alle müssen sich strategisch positionieren.
       Tshisekedi sitzt nicht fest im Sattel. Er hat die letzten Wahlen nämlich
       gar nicht gewonnen, sondern wurde von Ex-Präsident [2][Joseph Kabila] an
       die Macht gehievt. Der Westen hat damals ein Auge zugedrückt.
       
       Tshisekedi war die weniger schlimme Alternative in Anbetracht der drohenden
       Gewaltspirale durch ein Machtvakuum. Doch es war klar: Das Problem war
       damit nicht aufgehoben – nur vertagt. Inzwischen zieht Kabila im
       Hintergrund erneut die Fäden. Er will 2023, wenn in der Demokratischen
       Republik gewählt wird, selbst wieder vorn mitspielen. Seine Generäle in der
       Armee versuchen derzeit Tshisekedi politische Anstrengungen zu sabotieren.
       
       Dazu gehört auch die Integration in die [3][Ostafrikanische Gemeinschaft]
       (EAC) und eine gute Nachbarschaft mit Ruanda. Solange der Präsident in
       seinem eigenen Land daran scheitert, das umzusetzen, was er zugesagt hat,
       wird es keinen Frieden geben. Statt der vereinbarten Feuerpause, um
       Verhandlungen mit den M23 anzustrengen, bombardiert Kongos Armee ihre
       Stellungen. Die M23 sagt wiederum, sie habe nichts unterzeichnet und kämpft
       ebenso weiter.
       
       Die Umsetzung des beschlossenen Friedens-Fahrplans scheitert also bereits
       am ersten Tag. Dabei hätte alles so gut laufen können. Als Tshisekedi im
       April seine Unterschrift unter den EAC-Vertrag gesetzt hatte, hing in der
       ganzen Region ein Hauch von Aufbruchstimmung in der Luft. Vom Atlantik bis
       zum Indischen Ozean sollte der Kontinent zusammenwachsen, wirtschaftliche
       Entwicklung durch Handel mit dem Kongo sollte dem krisengeplagten Herzen
       des Kontinents Frieden bringen. Keine drei Monate später ist die Stimmung
       schlimmer als je zuvor.
       
       7 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.lessentiel.lu/de/story/ruanda-und-kongo-wollen-ueber-konflikt-verhandeln-331211426494
   DIR [2] /Machtkampf-im-Kongo/!5747914
   DIR [3] /Kongo-wird-EAC-Mitglied/!5843039
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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   DIR FDLR
   DIR Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
       
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