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       # taz.de -- Krieg in der Ukraine: Kaum Erfolge für Russland
       
       > Die russischen Angriffe auf die Ostukraine gehen unvermindert weiter.
       > Doch Experten sehen Anzeichen dafür, dass sich die Offensive abschwächt.
       
   IMG Bild: Brandschwaden in Sloviansk am 5. Juli
       
       Berlin taz | Nachrichten über Russlands brutalen Feldzug gegen die Ukraine
       haben seit dem Ausbruch des Krieges am 24. Februar am Donnerstag seit
       Langem erstmals ernsthafte Konkurrenz bekommen: Die Ankündigung des
       britischen Regierungschefs Boris Johnson, zurücktreten zu wollen, feierten
       viele ukrainische Medien ausführlich ab.
       
       Die Nachrichtenseite focus.ua fragte sich, wer Boris Johnson gewesen sei
       und was den Ukrainer*innen von ihm in Erinnerung bleiben werde. „Im
       Kreml will man eine Spaltung sehen“, schrieb das Nachrichtenportal Novoje
       Vremja und ließ den Politologen Wladimir Fesenko darüber sinnieren, was die
       Ukraine mit dem Rücktritt Johnsons verliere.
       
       „Sein Vorteil für Kiew bestand darin, dass er eine starke Figur und sehr
       emotional engagiert darin war, die Ukraine zu unterstützen.“ Das Wichtigste
       sei, dass jetzt in der Tory-Partei keine internen Diskussionen über eine
       Unterstützung für die Ukraine stattfänden, schrieb Fesenko.
       
       Unterdessen gingen die russischen Angriffe auf Gebiete in der Ostukraine
       weiter. Dabei seien innerhalb von 24 Stunden mindestens [1][neun
       Zivilist*innen, darunter mehrere Kinder, getötet] und sechs weitere
       verletzt worden, teilte das ukrainische Präsidialamt am Donnerstag mit.
       
       ## Einheiten verlegt
       
       Offenbar kämpfen russische Truppen immer noch um eine vollständige
       Kontrolle des bereits weitgehend eroberten Gebiets Luhansk. Dazu hätten die
       Russen einige ihrer Einheiten verlegt, teilte der ukrainische Generalstab
       mit. Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Gaidai, sprach von Kämpfen in den
       Außenbezirken von Lyssytschansk. Die strategisch wichtige Stadt hatten
       russischen Truppen am vergangenen Wochenende eingenommen.
       
       Zudem berichtete Gaidai von veritablem Terror gegenüber Zivilisten in der
       Stadt Kremennaja. So würden Menschen mit einer proukrainischen Haltung
       oder solche, die sich weigerten, mit den Besatzern zusammenzuarbeiten,
       verfolgt. „In Kremennaja hat der Terror ein solches Ausmaß erreicht, dass
       Menschen direkt auf der Straße erschossen werden. Dabei helfen lokale
       Kollaborateure, die die Bevölkerung ausliefern, indem sie die genauen
       Adressen bestimmter Personen weitergeben“, berichtete Gaidai auf Telegram.
       
       Laut Angaben des ukrainischen Generalstabs sei auch das Donezker Gebiet von
       russischen Truppen erneut beschossen worden. Der Bürgermeister von
       Kramatorsk berichtete von Luftangriffen auf das Zentrum der Stadt, es gebe
       Opfer, Rettungskräfte seien im Einsatz. Die Bevölkerung forderte er auf, in
       Notunterkünften zu bleiben, da die Gefahr noch nicht gebannt sei.
       
       Seit vergangener Woche ist dies bereits der zweite Angriff auf Kramatorsk.
       Bei einem Raketenangriff auf das örtliche Bahnhofsgebäude Anfang April
       waren über 50 Menschen getötet worden. Neben [2][Slowansk] ist Kramatorsk
       die zweite größere Stadt in der Region, die noch unter ukrainischer
       Kontrolle steht. Beide Städte gelten als nächste strategische Ziele
       Russlands, um den gesamten Donbass unter Kontrolle zu bekommen.
       
       ## Keine Gebietsgewinne
       
       Wie lange das dauern könnte, ist unklar. Denn Russland könnte nach
       Einschätzung von Beobachtern seine Offensive in der Ukraine vorläufig
       abschwächen. Die US-Denkfabrik Institute for the Study of War teilte am
       Donnerstag mit, das russische Militär habe am Vortag keine Gebietsgewinne
       in der Ukraine gemeldet – zum ersten Mal seit 133 Tagen. Dies könne ein
       Hinweis auf eine operative Pause sein, die aber keine vollständige
       Einstellung der Angriffe bedeute.
       
       „Die russischen Streitkräfte werden sich wahrscheinlich auf relativ kleine
       Offensivaktionen beschränken“, erklärte das Institut. Gleichzeitig
       versuchten sie, ihre Kräfte für größere Angriffe neu zu sammeln.
       
       7 Jul 2022
       
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