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       # taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Noch höhere Inflation
       
       > Die EU rechnet mit höherer Inflation, Russland gewährt Ukrainer:innen
       > die Staatsbürgerschaft und Lambrecht drängt auf Digitalisierung der
       > Bundeswehr.
       
   IMG Bild: Obststand auf einem Wochenmarkt
       
       ## EU rechnet mit noch höherer Inflation
       
       Der Krieg in der Ukraine dürfte sich massiver auf Wirtschaft und
       Verbraucher in Europa auswirken als bisher vermutet: Die EU-Kommission
       erklärte am Montag am Rande eines Finanzministertreffens in Brüssel, sie
       rechne mit einer [1][höheren Inflation] und einem geringeren
       Wirtschaftswachstum als noch vor knapp zwei Monaten. „Wir fahren durch
       stürmische Gewässer“, betonte Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni.
       
       Am Donnerstag will die Brüsseler Behörde ihre aktualisierte
       Wirtschaftsprognose vorstellen, nachdem sie erst im Mai ihre Zahlen nach
       unten korrigieren musste. Vizekommissionspräsident Valdis Dombrovskis
       sagte, wegen der „vielen Unsicherheiten und Risiken“ rechne er mit einem
       noch schnelleren Anstieg der Verbraucherpreise und einem schwächeren
       Wachstum – vor allem im kommenden Jahr.
       
       Im Juni hatte die Inflation in der Eurozone mit 8,6 Prozent einen neuen
       Höchststand erreicht. In ihrer Mai-Prognose ging die Kommission noch von
       einer Jahres-Inflation von 6,1 Prozent in der Eurozone aus und von 6,5
       Prozent in Deutschland.
       
       Wegen der anhaltenden Energiekrise rechne die EU-Kommission zudem mit einem
       „sehr begrenzten, reduzierten und verlangsamten Wachstum“, sagte Gentiloni.
       Im Mai hatte die Kommission für dieses Jahr noch ein Konjunktur-Plus von
       durchschnittlich 2,7 Prozent für die 19 Euro-Länder vorhergesagt. (afp)
       
       ## Bundeswehr soll digitalisiert werden
       
       Verteidigungsministerin [2][Christine Lambrecht] (SPD) hat auf die
       Dringlichkeit einer schnelleren Digitalisierung bei der Bundeswehr
       hingewiesen. Die SPD-Politikerin ließ sich am Montag beim Heer im
       niedersächsischen Munster einen ferngesteuerten Roboterhund zeigen, der im
       Einsatz Bilder liefern könnte. „Die Einsatzmöglichkeiten sind
       beeindruckend“, sagte sie mit Blick auf den Roboter.
       
       „Die veränderte Sicherheitslage stellt uns vor große Herausforderungen“,
       sagte Lambrecht, die sich in Munster den „Stab Test und Versuch“ anschaute
       und mit Soldat:innen sprach. Gearbeitet wird dort nach Angaben der
       Bundeswehr etwa an verschlüsseltem Sprechfunk und automatisierter
       Datenübertragung.
       
       Die Digitalisierung sei einer der Bereiche, in „denen wir deutlich besser
       werden können“, betonte die Ministerin auch mit Blick auf das
       100-Milliarden-Sonderprogramm. Als Reaktion auf den russischen
       Angriffskrieg gegen die Ukraine hatten Bundestag und Bundesrat das
       Sonderprogramm zur Ausrüstung einer einsatzfähigen Bundeswehr beschlossen.
       
       Lambrecht will sich bei ihrer Sommerreise ein Bild von der
       Einsatzbereitschaft der Stäbe, Einheiten und Verbände vor dem Hintergrund
       der Bedrohungslage an der Ostflanke der [3][Nato] machen.
       
       Bis zum Jahresende soll über einen neuen Bundeswehr-Stützpunkt im
       niedersächsischen Oerbke im Heidekreis entschieden werden. „Wir sind in
       Gesprächen, sie sind aber noch nicht abgeschlossen“, bestätigte Lambrecht
       etwaige Pläne für 2024. Nach Informationen des NDR geht es um ein mögliches
       Panzerpionier-Lehr-Bataillon mit etwa 2.000 Soldat:innen. (dpa)
       
       ## Planung von Gas-Solidaritätsabkommen
       
       Angesichts der Sorgen vor einem russischen Gas-Lieferstopp wegen des
       Ukraine-Kriegs planen Deutschland und Tschechien ein gemeinsames
       Erdgas-Solidaritätsabkommen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck
       (Grüne) und der tschechische Industrie- und Handelsminister Jozef Sikula
       unterzeichneten am Montag in Prag eine entsprechende Absichtserklärung.
       „Wir helfen uns gegenseitig mit der Gasversorgung und werden das auch aus
       Deutschland für Tschechien tun“, sagte Habeck über die Kooperation
       innerhalb Europas. Tschechien ist fast komplett von russischen Gasimporten
       abhängig.
       
       Zur Frage, ob die Ostseepipeline Nord Stream 1 zwischen Russland und
       Deutschland nach dem 21. Juli wieder voll in Betrieb gehen wird, sagte
       Habeck, alles sei möglich. Bis dahin werden offiziell Wartungsarbeiten
       durchgeführt. „Wir hoffen auf das Beste und bereiten uns auf das Schlimmste
       vor“, betonte der Grünen-Politiker. Jeder, der noch [4][Energie einsparen]
       könne, leiste damit einen Beitrag zur Energiesicherheit in ganz Europa.
       Sein Kollege Sikula berichtete, dass sich Tschechien Kapazitäten an einem
       künftigen LNG-Terminal in den Niederlanden gesichert habe.
       
       Weitere Themen der Gespräche waren unter anderem die Zukunft der
       Automobilindustrie, die Möglichkeiten für den Bau einer Batteriefabrik in
       der Nähe von Pilsen (Plzen) sowie die Digitalisierung in der Industrie.
       Zudem ging es um die Prioritäten der laufenden EU-Ratspräsidentschaft
       Tschechiens. (dpa)
       
       ## 🐾 Energiesparpläne des Staates
       
       Nach zahlreichen Appellen an die Bevölkerung erlegt sich nun auch die
       Politik Sparpläne auf. Das Problem der steigenden Preise löst das nicht.
       [5][taz-Redakteur Ralf Pauli berichtet.]
       
       ## Erleichterter Zugang zu russischer Staatsbürgerschaft
       
       Der russische Präsident Wladimir Putin hat ein Dekret unterzeichnet, das
       allen Ukrainern eine russische Staatsbürgerschaft im Schnellverfahren
       ermöglicht. „Alle Bürger der Ukraine haben das Recht, die
       Staatsbürgerschaft der russischen Föderation nach einem vereinfachten
       Verfahren zu beantragen“, hieß es in einem am Montag veröffentlichten
       Dekret von Präsident Wladimir Putin.
       
       Bislang hatten nur Einwohner der Donbass-Regionen Donezk und Luhansk sowie
       der südlichen Regionen Saporischschja und Cherson Zugang zu dem
       vereinfachten Verfahren. In Donezk und Luhansk haben Separatisten
       Volksrepubliken ausgerufen. Große Teile von Saporischschja und Cherson sind
       seit Kriegsbeginn Ende Februar von russischen Truppen erobert worden.
       
       Für Donezk und Luhansk wurde das Schnellverfahren im Jahr 2019 eingeführt.
       Seither besorgten sich mehr als 720 000 Einwohner der Separatistengebiete
       auf diesem Weg russische Pässe – das sind etwa 18 Prozent der dortigen
       Bevölkerung.
       
       Ende Mai diesen Jahres, drei Monate nach der russischen Invasion in die
       Ukraine, wurde das Schnellverfahren auch den Einwohnerns der Regionen
       Saporischschja und Cherson angeboten. Berichten zufolge wurden dort vor
       einem Monat die ersten russischen Pässe ausgegeben. (afp/ap)
       
       ## 7.000 ukrainische Militärs vermisst
       
       Seit Beginn des russischen Einmarsches vor viereinhalb Monaten werden in
       der Ukraine offiziellen Angaben zufolge rund 7000 Militärs vermisst.
       Darunter seien Soldat:innen, Nationalgardist:innen, Grenzsoldat:innen
       und Geheimdienstleute, sagte der ukrainische Vermisstenbeauftragte Oleh
       Kotenko am Montag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Der Großteil der
       Vermissten werde in [6][russischer Gefangenschaft] vermutet. Allein die
       Armee habe dabei etwa 2.000 Soldat:innen als verschollen registriert.
       
       Russland führt seit Ende Februar Krieg gegen das Nachbarland und will
       seitdem mehr als 6.000 Ukrainer:innen in Kriegsgefangenschaft genommen
       haben. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Zahlen nicht. (dpa)
       
       ## EU will gegen illegalen Waffenhandel vorgehen
       
       [7][Die Europäische Union] will gegen den illegalen Waffenhandel im
       Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg vorgehen. EU-Innenkommissarin Ylva
       Johansson sagte am Montag bei einem Treffen der europäischen Innenminister
       in Prag, nicht alle der zahlreichen Waffen in der Ukraine seien „in den
       richtigen Händen“. Gemeinsam mit der Ukraine und dem Nachbarland Moldau
       wolle die EU deshalb die organisierte Kriminalität bekämpfen.
       
       Als mögliches Einfalltor gilt die Grenze zwischen der Ukraine und Moldau,
       wie die amtierende Generaldirektorin der [8][EU-Grenzschutzagentur
       Frontex], Aija Kalnaja, in Prag sagte: „Dort können geschmuggelte Waffen
       hauptsächlich ankommen“, sagte sie.
       
       In der tschechischen Hauptstadt wollten am Montag erstmals Mitglieder einer
       neuen Unterstützungs-Plattform für die Grenzsicherheit Moldaus
       zusammenkommen. An dem Treffen sollten neben der EU und Frontex auch
       Vertreter der Polizeibehörde Europol teilnehmen. Dabei soll es auch um ein
       gemeinsames Vorgehen gegen Menschen- und Drogenhändler gehen.
       
       Damit reagiert die EU auch auf die Jugoslawien-Kriege der 1990er Jahre.
       Auch Jahrzehnte später seien die Balkan-Länder ein Umschlagplatz für
       illegale Waffen, betonte Innenkommissarin Johansson. (afp)
       
       ## Nord Stream 1 abgeschaltet
       
       Nach der Abschaltung der Ostseepipeline [9][Nord Stream 1] fließt das Gas
       weiter über das von Russlands Krieg erschütterte Transitland Ukraine nach
       Europa. Am Montag können nach Angaben des Betreibers des ukrainischen
       Gastransitnetzes 41,1 Millionen Kubikmeter Gas durchgeleitet werden. Der
       Umfang entspricht etwa dem der vergangenen Tage. Maximal könnten laut
       Vertrag 109,6 Millionen Kubikmeter Gas transportiert werden. Allerdings ist
       die Durchleitungsmenge auch abhängig von den Bestellungen.
       
       Nach russischen Angaben erlaubt die Ukraine derzeit nur noch die Nutzung
       eines Stranges ihres Netzes für den Gastransit. Das ist aktuell die letzte
       noch verbliebene Gasleitung nach West- und Zentraleuropa. Am Montag wurde
       die wichtigste Versorgungsleitung – die von Russland nach Deutschland
       reichende [10][Ostseepipeline Nord Stream 1] – wegen Wartungsarbeiten
       vorübergehend stillgelegt. Die Arbeiten sollten zehn Tage dauern, bis zum
       21. Juli.
       
       Angesichts von Befürchtungen in Deutschland, dass Russland den Gashahn
       nicht wieder aufdrehen könnte, hatte ein Kremlsprecher in Moskau vergangene
       Woche betont, dass die Energiegroßmacht ihren vertraglichen Verpflichtungen
       nachkommen wolle. Der russische Staatskonzern Gazprom hatte zuletzt die
       Gasdurchleitung durch Nord Stream 1 massiv gedrosselt. Als Grunde dafür
       wurde eine fehlende Turbine genannt, die zur Reparatur nach Kanada
       geschickt worden war.
       
       Russland hatte die Gaslieferungen bereits Mitte Juni angeblich wegen einer
       defekten Turbine [11][stark gedrosselt]. Kanada gab am Wochenende die
       Ausfuhr einer reparierten Turbine frei, wodurch dieses Problem gelöst
       werden soll. Nun will Kanada die Turbine an Deutschland übergeben. Der
       Vorgang wurde von der Ukraine kritisiert, dass damit im Sinne Russlands die
       Sanktionen umgangen würden. Nach Kremlangaben sollen die Lieferumfänge
       durch Nord Stream 1 wieder hochgefahren werden, sobald die Turbine
       zurückkehrt. Unklar ist, wann das sein wird. Zuletzt waren wegen der
       fehlenden Turbine nur noch rund 40 Prozent der üblichen Gasmenge
       durchgeleitet worden.
       
       Im vergangenen Jahr hatten die Wartungsarbeiten an Nord Stream 1 vom 13.
       Juli bis zum 23. Juli gedauert. Die Durchleitungsmenge im vergangenen Jahr
       lag bei 59,2 Milliarden Kubikmeter Gas. Außerdem fertig verlegt ist die
       Pipeline Nord Stream 2, die allerdings als Sanktion gegen Russlands Krieg
       in der Ukraine nicht in Betrieb genommen wird. Wegen des Angriffskriegs in
       der Ukraine versucht Deutschland verstärkt, von russischen
       Energielieferungen unabhängig zu werden. (dpa/afp)
       
       ## EU muss auf mehr Geflüchtete aus Ukraine vorbereitet sein
       
       Die EU muss sich nach Einschätzung des derzeitigen Vorsitzenden des
       Innenministerrats auf mögliche [12][weitere Geflüchtete aus der Ukraine]
       vorbereiten. „Wir alle hoffen, dass die Situation besser wird, aber das
       Ende des Krieges sehen wir noch nicht“, sagte der tschechische
       Innenminister Vit Rakusan am Montag am Rande von Beratungen mit EU-Kollegen
       in Prag. Man müsse auf nächste Wellen von Ankünften vorbereitet sein.
       
       Zudem verwies Rakusan darauf, dass sich einige Aufnahmeländer bereits heute
       an ihren Belastungsgrenzen sehen. Ihm zufolge muss deswegen auch über
       Solidarität und über zusätzliche finanzielle und organisatorische Hilfen
       geredet werden.
       
       Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) waren
       zuletzt rund 3,3 Millionen Menschen aus der Ukraine als Geflüchtete in
       Europa registriert. Die meisten von ihnen sind den Zahlen zufolge in Polen
       (1,2 Millionen), Deutschland (670 000) und in Tschechien (388 000), wobei
       Deutschland fast acht Mal so viele Einwohner hat wie Tschechien und mehr
       als doppelt so viele wie Polen. (dpa)
       
       ## Gazprom kürzt auch Lieferungen an Österreich weiter
       
       Der russische Gasriese Gazprom hat auch seine Lieferungen an Österreich
       weiter gekürzt. Der österreichische Energieversorger OMV teilte am Montag
       mit, Gazprom habe ihn darüber informiert, dass in Baumgarten nahe der
       slowakischen Grenze rund 70 Prozent weniger Gas ankomme als bestellt. Mitte
       Juni hatte Gazprom die Lieferung nach Österreich bereits um die Hälfte
       gesenkt.
       
       Kurz zuvor hatte bereits der italienische Energieversorger Eni mitgeteilt,
       es komme weniger Gas aus Russland im Land an. Die Menge sank im Vergleich
       zu den Vortagen um rund ein Drittel. Gazprom hatte seine Lieferungen nach
       Italien, Österreich und Frankreich schon Mitte Juni reduziert.
       
       Der russische Energiekonzern schaltete am Montagmorgen die Pipeline Nord
       Stream 1, die bis Lubmin an der Ostseeküste führt, wegen Wartungsarbeiten
       ab. Österreich und Italien erhalten einen kleinen Teil ihres russischen
       Erdgases über die Nord Stream 1. Der größere Teil kommt über die
       Transgas-Pipeline, die über die Ukraine und die Slowakei führt. (afp)
       
       ## Russland drosselt Gas-Lieferungen nach Italien
       
       Russland hat die Gaslieferungen nach Italien um etwa ein Drittel reduziert.
       Das habe der russische Staatskonzern Gazprom mitgeteilt, schrieb der
       teilstaatliche Energieversorger Italiens Eni am Montag. Statt wie gewohnt
       32 Millionen Kubikmetern je Tag würden am Montag voraussichtlich 21
       Millionen Kubikmeter je Tag geliefert. Sollte es zu „neuen und deutlichen
       Veränderungen“ kommen, wollte Eni weitere Informationen bereitstellen.
       
       Seit dem Ausbruch des Angriffskrieges in der Ukraine will Italiens
       Regierung unter Ministerpräsident Mario Draghi unabhängig von russischen
       Gas-Lieferungen werden. Das Land mit fast 60 Millionen Einwohnern bezieht
       einen Großteil seiner Gas-Importe aus Russland. Die italienische Regierung
       schloss deshalb neue Abkommen mit anderen Gas-Lieferanten, etwa
       Aserbaidschan, Katar und Algerien. Italien kaufte seitdem über seinen
       Gas-Netzbetreiber Snam außerdem zwei Terminals für die Speicherung und
       Regasifizierung von Flüssiggas (LNG). (dpa)
       
       ## 🐾 Energieversorgung in Deutschland
       
       Eine Turbine für Nord Stream 1 kommt aus Kanada zurück. Die Ostseepipeline
       liefert aber erst mal wegen Wartungen kein Erdgas mehr.
       [13][taz-Ressorleiter für Wirtschaft und Ökologie Kai Schöneberg
       berichtet.]
       
       ## 🐾 Frankreichs AKWs heizen Inflation an
       
       Wegen Wartung und Pannen steht jeder zweite Reaktor in Frankreich still.
       Das führt zu höheren Energiepreisen, nicht nur in Deutschland.
       [14][taz-Frankreichkorrespondent Rudolf Balmer berichtet.]
       
       Zahl einreisender Ukrainer:innen wieder auf Vorkriegsniveau 
       
       Die Zahl der Ukrainer:innen, die in die Länder der Europäischen Union
       einreisen, hat EU-Angaben zufolge wieder das Niveau vor der russischen
       Invasion erreicht. Bis zum Beginn des neuen Schuljahres werden noch mehr
       Menschen kommen, aber auch gehen, wie EU-Innenkommissarin Ylva Johansson
       sagt. „Was die Flüchtlingsströme betrifft, ist die Situation jetzt stabil.
       Die Zahl der Grenzübertritte zwischen der EU und der Ukraine ist auf dem
       Niveau vor dem Krieg.“
       
       Im Moment kämen fast genauso viele Menschen in die EU wie in die Ukraine
       zurück. Die Grenzschutzagentur Frontex hatte Ende Juni erklärt, dass seit
       dem Krieg in der Ukraine mehr als sechs Millionen Ukrainer:innen in die
       EU geflohen und etwa 3,1 Millionen von ihnen wieder in ihre Heimat
       zurückgekehrt seien. (rtr)
       
       ## Selenskyj will russische Soldat:innen bestrafen
       
       Im Ort Tschassiw Jar [15][im Gebiet Donezk] sind ukrainischen Angaben
       zufolge 15 Menschen tot aus einem eingestürzten Wohnblock geborgen worden.
       Präsident Wolodymyr Selenskyj drohte russischen Soldat:innen daraufhin
       mit Konsequenzen. Zugleich befahl er seiner Armee, besetzte Gebiete im
       Süden des Landes zurückzuerobern. Zivilisten wurden dort einmal mehr zur
       Flucht aufgerufen.
       
       „Die Bestrafung ist für jeden russischen Mörder unvermeidlich“, sagte
       Selenskyj nach dem Raketenbeschuss in Tschassiw Jar. Der Angriff auf das
       Wohngebiet habe einmal mehr gezeigt, dass Russlands Truppen vorsätzlich
       auch in Wohngebieten töteten. „Nach solchen Angriffen werden sie nicht
       sagen können, dass sie etwas nicht gewusst oder nicht verstanden haben“,
       sagte der ukrainische Staatschef in seiner Videoansprache in der Nacht zum
       Montag.
       
       Neben den 15 Toten wurden bis zum späten Sonntagabend auch sechs Verletzte
       aus dem Wohnhaus in dem Ort im Donezker Gebiet geborgen, wie der
       stellvertretende Leiter des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko,
       mitteilte. Noch immer würden 23 Menschen vermisst. (dpa)
       
       ## Russland greift Charkiw und andere Städte massiv an
       
       Die russische Artillerie greift nach Angaben des ukrainischen Generalstabes
       massiv die [16][Stadt Charkiw] an und bereitet eine Großoffensive im Osten
       des Landes vor. Raketenwerfer und Panzer seien im Einsatz. Es sei eine
       regelrechte Bombardierungswelle begonnen worden, die bereits mehrere Städte
       im Osten getroffen habe. Dies diene der Vorbereitung einer Großoffensive.
       
       Nach dem russischen Raketenangriff auf ein fünfgeschossiges Wohnhaus in der
       Stadt Tschassiw Jar in der ostukrainischen Region Donezk setzen die
       Rettungskräfte die Suche nach Verschütteten fort. Unter den Trümmern
       vermuten die Bergungsmannschaften rund zwei Dutzend Menschen, darunter ein
       Kind. Mindestens 15 Menschen sind bei dem Angriff ums Leben gekommen.
       
       Die CSU schließt sich angesichts der drohenden Kostenexplosion der
       Gewerkschaftsforderung nach einem staatlichen Gaspreisdeckel für
       Privathaushalte an. „Was jetzt notwendig ist, ist ein
       Grundbedarfspreisdeckel beim Gas“, sagt CSU-Landesgruppenchef Alexander
       Dobrindt der Zeitung „Augsburger Allgemeinen“.
       
       „Ohne eine solche Begrenzung wird es viele private Zahlungsunfähigkeiten
       geben, weil die Menschen ihre Abschlagszahlungen nicht mehr leisten
       können.“ Zuvor hatten bereits der DGB und die IG Metall einen
       Gaspreisdeckel für den Privatbedarf gefordert. (rtr)
       
       ## 🐾 Ehrenamtliches Engagement in der Ukraine
       
       In einem Theater in der westukrainischen Stadt Luzk organisieren
       Freiwillige Spenden für die Soldat:innen an der Front. Lohn verdient
       dabei niemand. [17][taz-Autor Juri Konkewitsch berichtet.]
       
       ## Kiew ruft Zivilisten zur Flucht auf
       
       Die ukrainische Führung hat Zivilisten im besetzten Süden des Landes wegen
       geplanter Armee-Offensiven zur Flucht aufgerufen. Einwohner der Gebiete
       Cherson und Saporischschja sollten dringend ihre Häuser verlassen –
       notfalls auch in Richtung der bereits seit 2014 von Russland annektieren
       Schwarzmeer-Halbinsel Krim, sagte Vize-Regierungschefin Irina
       Wereschtschuk.
       
       Verteidigungsminister Olexij Resnikow sagte der britischen Sunday Times,
       Selenskyj habe dem Militär befohlen, mithilfe westlicher Waffen besetztes
       Gebiet im Süden zurückzugewinnen. Insbesondere die Küstengebiete seien für
       die ukrainische Wirtschaft von großer Bedeutung. (dpa)
       
       ## Kubicki: Schröder verdreht bei Ukraine-Krieg die Tatsachen
       
       FDP-Vize Wolfgang Kubicki zeigte sich irritiert über Äußerungen von
       Altkanzler [18][Gerhard Schröder (SPD) über dessen Kontakt zu Kremlchef
       Wladimir Putin]. „Grundsätzlich ist es natürlich immer besser, auch mit den
       Führungsspitzen von autoritären Staaten im Gespräch zu bleiben, und niemand
       kann dies dem Ex-Kanzler verwehren“, sagte Kubicki den Zeitungen der Funke
       Mediengruppe (Montag).
       
       „Wer aber meint, Deutschland hätte eine diplomatische Bringschuld, um den
       Krieg in der Ukraine zu beenden, verdreht die Tatsachen.“ Schröder hatte
       zuvor der FAZ gesagt, er wolle trotz des russischen Angriffskriegs seine
       „Gesprächsmöglichkeiten mit Präsident Putin“ nicht aufgeben. Er glaube
       nicht an eine militärische Lösung. „Der Krieg ist nur durch diplomatische
       Verhandlungen zu beenden.“ (dpa)
       
       ## Internetseite der „Welt“ in Russland blockiert
       
       Russlands Behörden haben die Homepage der Tageszeitung Welt blockiert. Auf
       Gesuch der Generalstaatsanwaltschaft ist die Seite seit Samstag aus dem
       russischen Internet heraus nicht mehr erreichbar, wie aus einem Register
       der Medienaufsicht Roskomnadsor hervorgeht. Die Welt hatte nach Russlands
       Einmarsch begonnen, unter dem Titel „Krieg in der Ukraine“ Nachrichten auch
       auf Russisch zu veröffentlichen.
       
       Wie russische Nachrichtenagenturen berichteten, befindet sich die Seite der
       Welt nun auf der immer länger werdenden Liste der zu bannenden Medien der
       russischen Medienaufsicht Roskomnadsor. Dies sei auf Ersuchen der
       Staatsanwaltschaft erfolgt. Die Welt hatte mit Beginn der russischen
       Offensive in der Ukraine damit begonnen, in Russland Inhalte auf Russisch
       zu verbreiten. Der größte Teil unabhängiger Informationen wird in Russland
       unterdrückt.
       
       Zudem beschäftigte das Blatt zwischenzeitlich die russische Journalistin
       [19][Marina Owsjannikowa], die Mitte März mit einer Protestaktion in
       Russlands Staatsfernsehen bekannt geworden war. Seit Kriegsbeginn gehen die
       russischen Behörden verstärkt gegen ausländische und vor allem gegen
       kritische russische Medien vor.
       
       Der Deutsche Journalisten-Verband sieht in der Sperrung des Online-Portals
       welt.de in Russland einen „Akt der Verzweiflung“. Russlands Präsident
       Wladimir Putin „schlägt panisch gegen alles, was seine Propaganda Lügen
       straft“, erklärte DJV-Chef Frank Überall am Montag in Berlin. Es werde
       nicht gelingen, die russische Bevölkerung vollständig von unabhängigen
       Informationen abzuschirmen. „Die Wahrheit wird sich durchsetzen.“ (dpa/afp)
       
       ## 144.000 Integrationskurse für Ukrainer:innen genehmigt
       
       Die Bundesagentur für Arbeit hat einem Zeitungsbericht zufolge bisher
       144.000 Integrationskurse für Geflüchtete aus der Ukraine genehmigt. 52.000
       Geflüchtete hätten ihren Kurs bereits begonnen, meldete das
       „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Montag) unter Berufung auf einen
       Lagebericht der Bundesagentur.
       
       Fast 900.000 [20][Bürgerinnen und Bürger aus der Ukraine] sind demnach seit
       Kriegsbeginn am 24. Februar nach Deutschland eingereist. Bis Ende Juni
       hätten sich 353.424 Ukrainer:innen bei Arbeitsagenturen, Jobcentern und
       anderen kommunalen Stellen gemeldet. Davon seien 265.153 im erwerbsfähigen
       Alter zwischen 15 und 67 Jahren, davon mehr als Dreiviertel weiblich.
       Zugleich zählen die Familienkassen inzwischen knapp 121.000 Anträge auf
       Kindergeld, wie es weiter hieß. (epd)
       
       11 Jul 2022
       
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