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       # taz.de -- Gedenken an früheres KZ Buchenwald: Schon wieder Gedenkbäume zerstört
       
       > Nahe der Gedenkstätte an das KZ Buchenwald werden zwei Gedenkkastanien
       > zerstört. Ministerpräsident Ramelow unterbricht seinen Urlaub.
       
   IMG Bild: Einer der neuen zerstörten Gedenkbäume nahe dem Ortsteil Schöndorf
       
       Weimar/Berlin taz | Bodo Ramelow reagierte empört. „Wer solche feigen Taten
       begeht, ist geistig genauso unterwegs wie die Mörder in allen
       Konzentrationslagern“, sagte Thüringens Ministerpräsident am Sonntag der
       taz. „Mit dieser Brutalität gegen wehrlose Bäume begeht man diese
       barbarischen Taten erneut.“
       
       Zuvor hatte das Lebenshilfewerk Weimar/Apolda publik gemacht, dass nahe der
       Gedenkstätte des NS-Konzentrationslagers Buchenwald erneut zwei
       Gedenkkastanien zerstört wurden – wenige Tage nachdem [1][sieben weitere
       Bäume abgesägt und abgebrochen] worden waren.
       
       Die zwei zerstörten Kastanien standen an einem Feld nahe dem Weimarer
       Ortsteils Schöndorf. Auf Fotos ist zu sehen, wie die Kronen abgebrochen
       wurden. An der Stelle war bereits 2019 eine Rotbuche zerstört worden. Ein
       Jahr später wurden auch andere Gedenkbäume attackiert. Am Mittwoch, dem
       Jahrestag des Hitlerattentats, waren nun die sieben anderen aktuell
       zerstörten Bäume nahe der Gedenkstätte entdeckt worden.
       
       Die Bäume gehören zum Projekt „[2][1000 Buchen]“ des Lebenshilfewerks, die
       seit 1999 entlang der Todesmarschrouten aus dem früheren KZ gepflanzt
       wurden. Sie werden von Pat:innen gestiftet und erinnern etwa an die 1.600
       Kinder, die das Lager nicht überlebten, oder an die Betroffenen des
       NS-Euthanasieprogramms zur Beseitigung „unwerten Lebens“. Insgesamt wurden
       in dem Lager zwischen 1937 und 1945 rund [3][280.000 Menschen eingesperrt
       und gefoltert], 56.000 von ihnen starben.
       
       ## Die Polizei hat bisher keine Tatverdächtigen
       
       Die Polizei ermittelt nun auch zu den zwei neu zerstörten Gedenkbäumen.
       Hinweise auf Täter hat sie bisher jedoch nicht. Das Lebenshilfewerk hält es
       aber „nicht für einen Zufall“, dass die Bäume rund um den Jahrestag des
       Hitlerattentats zerstört wurden.
       
       Jens-Christian Wagner, Stiftungsdirektor der Gedenkstätte Buchenwald,
       reagierte ebenfalls wütend auf die erneute Zerstörung. „Es ist unfassbar“,
       twitterte am Wochenende. „Wie kann man so hasserfüllt sein, Bäume zu
       zerstören, die an KZ-Opfer erinnern?“
       
       Ramelow kündigte in der taz eine offensive Antwort an: „Dagegen hilft nur
       entschiedenes Handeln. Auf einen zerstörten Baum zwei neue. Auf jede feige
       Tat doppeltes Hinsehen.“ Ramelow kündigte an, sich an der Neupflanzung der
       Bäume zu beteiligen und seinen Urlaub zu unterbrechen, um am 31. Juli an
       einem Gedenkgang für deportierte jüdische Jugendliche in Weimar
       teilzunehmen.
       
       Schon die erste Attacke auf die Gedenkbäume hatte breites Entsetzen
       ausgelöst. „Das hier erneut das Andenken an Opfer der NS-Barbarei und des
       Holocausts geschändet wird, ist unerträglich“, erklärte Rola Zimmer,
       Vorstandsvorsitzende vom Lebenshilfewerk. Weimars Oberbürgermeister Peter
       Kleine (parteilos) forderte: „Dieser barbarische und feige Zerstörungsakt
       darf nicht ohne Konsequenzen für diejenigen bleiben, die ihn verübt haben.“
       Er versprach, die Stadt werde die Bäume ersetzen. Diese lobte zudem 10.000
       Euro für Hinweise auf die Täter aus.
       
       Auch das Internationale Auschwitz-Komitee erklärte, dass man „diese
       hasserfüllte und kalkulierte Machtdemonstration von Neonazis als direkten
       Angriff gegen alle in den Lagern ermordeten Menschen“ empfinde.
       Stiftungsdirektor Wagner machte auch die AfD mitverantwortlich, die beim
       NS-Gedenken eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ fordere. Wagner
       forderte die Politik und Gesellschaft auf, „noch deutlicher gegen
       Rechtsextremismus vorzugehen“. „Der einzig wirksame Schutz ist eine
       wachsame, geschichtsbewusste und demokratische Gesellschaft mit klarem
       ethischem Kompass.“
       
       24 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Gedenkstaette-nahe-ehemaligem-KZ/!5869459
   DIR [2] https://lebenshilfewerk-weimar-apolda.de/gedenkprojekt-1000-buchen/
   DIR [3] /Geschichte-einer-KZ-Gedenkstaette/!5635806
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Konrad Litschko
       
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