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       # taz.de -- Steigende Energiepreise bedrohen Kitas: Kalte Füße vorm Herbst
       
       > Die steigenden Energiepreise machen den Kitas zu schaffen. Die
       > Bildungsverwaltung prüft deshalb „niedrigschwellige
       > Überbrückungsmaßnahmen“.
       
   IMG Bild: Die Heizung aufdrehen wird teuer, besonders auch für soziale Träger wie Kitas
       
       Berlin taz | Die [1][drastisch steigenden Preise für Energie und
       Lebensmittel] sind für Berliner Kitas existenzgefährdend. Davor warnt der
       Verband der Kleinen und Mittelgroßen Kitaträger: „Wir hören von unseren
       Mitgliedern, dass die Energieversorger bei Gewerbekunden Aufschläge von 55
       Prozent und mehr verlangen“, sagt Geschäftsführer Lars Békési am Montag.
       Das bedeute für eine durchschnittliche Kita „etwa 8.000 bis 10.000 Euro
       mehr pro Jahr für Energiekosten“. Laut Békési habe er pro Monat inzwischen
       ein bis zwei Kita-Träger am Telefon, die „nicht mehr wissen, wie sie
       wirtschaften sollen“.
       
       Auch die gestiegenen Lebensmittelpreise machten sich bemerkbar: Pro Kind
       können die Kitas derzeit mit rund 60 Euro pro Monat für die
       Mittagsverpflegung kalkulieren. Das sei längst nicht mehr darstellbar für
       die Träger, sagt Békési: „Realistisch sind 80 bis 90 Euro.“ Bisher fingen
       die Träger die „Unterdeckung“ durch die Landeszuschüsse noch ab, aber „es
       ist klar, dass das nicht auf Dauer geht“.
       
       Man fürchte deshalb, dass viele Kitas mit eigener Küche ab Herbst
       Personalkosten sparen könnten, indem sie ihre Köch*innen entlassen und
       auf Caterer umsteigen. Da dort ebenfalls die Preise steigen, seien die
       Träger gezwungen, „zulasten anderer Bereiche Einsparungen vorzunehmen,
       wodurch die Qualität abgesenkt wird“, sagt Békési. Mit anderen Worten: Weil
       die größte Stellschraube bei den Kosten das Personal ist, könnten Gruppen
       größer werden, der Betreuungsschlüssel in den Kitas schlechter.
       
       Der Träger-Verband VKMK, der insgesamt rund 220 Kitas mit mehr als 9.000
       Plätzen in Berlin vertritt, fordert deshalb vom Senat im Herbst eine
       „einmalige Sonderzahlung“ für die Kitas, die die Inflation abfedern soll.
       Das Land Berlin hat bereits Ende Mai mit dem Doppelhaushalt einen
       Energie-Nothilfefonds in Höhe von 380 Millionen Euro beschlossen.
       
       Wie weit das Geld reicht, wer also davon in welcher Höhe profitiert, ist
       allerdings noch unklar. Linken-Sozialsenatorin Katja Kipping war kürzlich
       SPD-Fraktionschef Raed Saleh beigesprungen, der eine Erhöhung des Fonds auf
       1 Million Euro gefordert hat, und dafür die Tilgung von Schulden aussetzen
       will. Da allerdings geht die Finanzverwaltung bisher nicht mit, das sei
       rechtlich nicht so einfach zu machen, heißt es.
       
       In der Koalition habe man die [2][Notlage nicht nur der Kitas, sondern
       grundsätzlich der sozialen Träger] indes auf dem Schirm, versichert die
       bildungspolitische Sprecherin Marianne Burkert-Eulitz (Grüne) der taz: „Das
       steht nach der Sommerpause auf der Agenda.“ Zur Höhe von möglichen
       Entlastungszahlungen mochte sie sich erst mal nicht äußern: „Da müssen wir
       dann in Ruhe und konkret gemeinsam mit dem Senat gucken, was möglich ist.“
       
       In der Bildungsverwaltung verweist man darauf, dass die Zuschüsse an die
       Kitas für Sachkosten erst jüngst erhöht wurden, ebenso der
       Inflationsausgleich – wobei Kita-Träger da sogleich bemängeln, diese
       Erhöhungen seien schon längst aufgefressen von den Preissteigerungen. Aber:
       Insbesondere für kleinere Kitas prüfe man bereits „niedrigschwellige
       Überbrückungsmaßnahmen“ mit Blick auf den Herbst.
       
       Unklar ist bei Kitas – und ebenso bei Schulen – derzeit auch, ob sie als
       „systemrelevant“ eingestuft werden, sollte es tatsächlich zu Gas-Engpässen
       im Winter kommen. Krankenhäuser etwa werden in solchen Fällen bevorzugt
       beliefert. Das müsste allerdings auf Bundesebene entschieden werden. Die
       Senatsjugendverwaltung plädiert dafür, Kitas entsprechend einzuordnen –
       deren Systemrelevanz habe ja nicht zuletzt gerade erst die Corona-Pandemie
       belegt.
       
       25 Jul 2022
       
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