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       # taz.de -- Kiezhausmeister in Berlin: Alle gucken auf Carla
       
       > Die Bilanz des Kiezhausmeister-Projekts in Friedrichshain-Kreuzberg ist
       > durchweg positiv. Die Finanzierung ist nur bis Jahresende gesichert.
       
   IMG Bild: Kiezhausmeister Ingo Becker in der Mitte seiner Kollegen, im Hintergrund die Carlas
       
       Berlin taz | Kräftige Hände greifen in die Carla Cargo und ziehen eine
       Rolle Maschendraht heraus. Carla Cargo – so heißt der Fahrrad-Anhänger der
       Kiezhausmeister von Friedrichshain-Kreuzberg. In der knapp 1,80 Meter
       langen, 50 Zentimeter hohen Aluminiumkiste ist von Bohrmaschine, Hammer und
       Leiter bis zum Besen und zu Müllsäcken alles zu finden, was ein Handwerker
       braucht. Mit dem Maschendraht soll an diesem Donnerstag im Rudolfpark der
       Zaun neben der Tischtennisplatte verkleidet werden.
       
       Sieben Kiezhausmeister im Alter zwischen 29 und 55 Jahren gibt es im
       Bezirk, alle sind Handwerker. Einer war früher Maler, ein anderer
       Elektriker, wieder ein anderer Schlosser. Bei der Zaunausbesserung packen
       alle Männer, die blaue Arbeitskleidung mit dem Logo des Grünflächenamtes
       tragen, pressewirksam mit an, während Bezirksstadträtin Annika Gerold
       (Grüne) im Rudolfpark Bilanz zieht. Seit [1][genau einem Jahr existiert das
       Projekt,] das aus Landesmitteln finanziert wird.
       
       310 Grünanlagen-Schilder wurden Gerold zufolge in dem Jahr neu beklebt, 33
       Bänke ausgetauscht und 200 repariert, über 175 Meter Vlies an Spielplätzen
       und Sandkästen verlegt, über 300 Fahrradschlösser entfernt und über 100
       Schrottfahrräder entsorgt, unzählige offene Stromkästen und Laternen
       verschlossen – die Liste ließe sich fortsetzen.
       
       Neukölln verfolge bei einem ähnlich gelagerten [2][Projekt namens
       Park-Hausmeister*innen] eher einen sozialpädagogischen Ansatz, erklärt
       Roland Schmidt, Fachbereichsleiter im Grünflächenamt, bei der
       Pressekonferenz. „Uns geht es mehr ums Handwerkliche.“
       
       ## Ruckzuck, erledigt
       
       Ingo Becker war früher Dachdecker. Im vergangenen Herbst hatte die taz den
       52-jährigen Kiezhausmeister, der seine dunkelblonden Haare zu einem Knoten
       gebunden hat, auf einer Arbeitstour durch das östliche Kreuzberg begleitet.
       Ob es groß auffallen würde, wenn es die Kiezhausmeister nicht mehr geben
       würde, hatte die Reporterin ihn damals gefragt. Er sei sich da nicht
       sicher, war Beckers Antwort. Manche Reparaturen würden dann aber deutlich
       länger dauern, weil sie erst umständlich von der Verwaltung genehmigt
       werden müssten. „Bei uns Kiezhausmeistern ist das doch so: ruckzuck,
       erledigt.“
       
       Bis Ende 2022 ist die Finanzierung der Kiezhausmeister gesichert, rund
       400.000 Euro im Jahr. Ob es 2023 gelinge, das Projekt angesichts knapper
       Kassen zu verfestigen, sei unsicher, sagt die Stadträtin. Auch deshalb
       diese Pressekonferenz, um die Notwendigkeit zu betonen.
       
       Am Ende ist der Zaun mit Maschendraht verkleidet. Vierzehn Hände haben
       dafür gesorgt, dass die Pingpongbälle nicht mehr auf die Straße flutschen
       und die Spieler ihnen hinterherlaufen müssen. Anwohner Olaf, Ende 50,
       täglich an der Tischtennisplatte, sieht glücklich aus. Fast immer seien die
       Menschen voll des Lobes, erzählt einer der Kiezhausmeister. „Und die Carla
       ist der Hingucker.“
       
       28 Jul 2022
       
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       davon.