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       # taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Betreiben Sie Müßiggang!
       
       > Wir befinden uns mitten in den Sommerferien – Zeit für die schönen Dinge!
       > Aber auch die sind natürlich mitunter politisch.
       
   IMG Bild: Alles ein bisschen free floating: Es ist Sommer in der Stadt
       
       Wir befinden uns mitten in den Berliner Sommerferien, quasi Halbzeit, die
       vierte Ferienwoche beginnt. Was machen Sie gerade? Nicht viel, hoffentlich.
       Ein blödes Sprichwort heißt ja, Müßiggang ist aller Laster Anfang, wer das
       als Erster mal laut gesagt hat, konnte mir das Internet leider nicht
       verraten. (Auf Leser*innen-Kommentare, die meinem mangelhaften
       Allgemeinwissen freundlich auf die Sprünge helfen wollen, freue ich mich.)
       Jedenfalls, was ich sagen wollte: Betreiben Sie Müßiggang! Es ist nämlich
       echt nichts los in der Stadt. Und wenn Sie schon etwas tun wollen, machen
       Sie etwas Schönes.
       
       Am Montag zum Beispiel startet zum sechsten Mal das Space Festival Berlin.
       Den ganzen Monat August hindurch öffnen Kunstschaffende ihre Ateliers,
       Projekträume und Werkstätten und setzen sich im weitesten Sinne mit dem
       Raumbegriff auseinander. Raum ist ja gerade etwas, was der freien Kunst-
       und Kulturszene in einer immer teurer werdenden Stadt wie Berlin immer
       dringlicher fehlt.
       
       In dem Sinne will vermutlich auch die Performance verstanden wissen, die
       man am Dienstag im Projektraum New Fears im Wedding im Rahmen des Space
       Festivals erleben kann: „Crush“ heißt der „performative Supermarkt“, dessen
       Angebote sich „um das Thema des Verlangens und des Unerreichbaren“ drehen,
       wie es auf der [1][Programm-Website] heißt.
       
       Unerreichbar ist für viele auch ein Ticket für die Performer, die am
       Mittwoch auf einer etwas größeren Bühne ihre Show abziehen: Die Rolling
       Stones geben ein Konzert in der Waldbühne, sie gönnen sich gerade eine
       60-Jahre-Bühnenjubiläumstour und bessern sich noch mal ein bisschen die
       Rente auf: Tickets gibt’s natürlich schon lange nicht mehr, die billigsten
       gab es für knapp 200 Euro.
       
       ## Kleines Trostpflaster
       
       Am 15. September anno 1965 zerlegten ihre Fans übrigens in Ekstase die
       Waldbühne, auf die sie nun ein weiteres Mal zurückkehren – aber inzwischen
       dürfte das Publikum ein bisschen zur Ruhe gekommen sein, so Konzertbesucher
       von damals noch unter den Lebenden weilen. Kleines Trostpflaster für alle,
       die kein Ticket haben: Radioeins vom RBB spielt am Mittwoch jede Stunde
       zwei Songs von den Stones.
       
       Wem das jetzt alles hier zu viel Pop und zu wenig Politik ist: Am
       Donnerstag um 20 Uhr spielt das [2][Ukrainian Freedom Orchestra] im
       Konzerthaus am Gendarmenmarkt. In dem Klassik-Ensemble, das sich anlässlich
       des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine gegründet hat, spielen auch
       viele geflüchtete Musiker*innen. Das Orchester befindet sich gerade auf
       Tournee durch Europa und die USA. In Berlin spielen sie im Rahmen der
       Young.Euro.Classics, dem [3][Festival europäischer Jugendorchester], das
       noch bis zum 21. August andauert.
       
       Ach so, und die Sache mit dem Müßiggang. Franz Kafka wird zugeschrieben,
       den Spruch so vervollständigt zu haben: Müßiggang ist aller Laster Anfang,
       aller Tugenden Krönung. Tja, was gibt’s da noch zu sagen?
       
       1 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://2022.projectspacefestival-berlin.com/de/project-spaces/new-fears
   DIR [2] https://www.konzerthaus.de/de/programm/28-07-2022
   DIR [3] https://young-euro-classic.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Klöpper
       
       ## TAGS
       
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