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       # taz.de -- SV Bremen verliert gegen Schalke 04: Kalte Duschen am Marschweg
       
       > Obwohl es eine DFB-Pokal-Begegnung war: Gegen den Erstligisten Schalke 04
       > verliert der Bremer SV mit 0:5 Toren.
       
   IMG Bild: Der Sack ist zu: Schalkes Marcin Kaminski freut sich über sein Tor zum 0:5
       
       Oldenburg taz | Nikky Goguadze wusste, dass er einen richtigen Kalauer
       rausgehauen hatte. Dementsprechend grinste er auch ein wenig verlegen, als
       er vor dem [1][DFB-Pokalspiel] zwischen seinem Bremer SV und dem FC Schalke
       04 sagte: „Das wird ein heißer Kampf, da kann man hinterher auch ruhig kalt
       duschen.“
       
       Es wurde kein heißer Kampf; es war eine klare Angelegenheit für den
       Bundesligaaufsteiger Schalke. Mit 5:0 (4:0) gewannen die „Königsblauen“
       beim Regionalligaaufsteiger Bremer SV, der vom altehrwürdigen Panzenberg im
       Bremer Westen nach Oldenburg umgezogen war.
       
       Das mit der kalten Dusche indes war doch nicht nur ein Kalauer, sondern
       eiskalte Realität: Die Stadt Oldenburg hat aus Energiespargründen während
       der Sommerferien die [2][zentrale Warmwasseranlage im Marschweg-Stadion
       abgestellt].
       
       Gar nicht schlecht für die junge Generation sei so eine Abhärtung, meinte
       Schalkes neue Nummer eins, Alexander Schwolow – während Schalkes Trainer
       Frank Kramer noch überlegt hatte, den Mannschaftsbus mit Wasserkochern
       auszustatten und das so erzeugte Heißwasser mit dem Wasser aus den
       Eistonnen zu mischen.
       
       ## Fußball entdeckt Klimaschutz
       
       Das mit den kalten Duschen passte jedenfalls zu dem, was sich der DFB vor
       der ersten Runde des DFB-Pokals ausgedacht hatte, nämlich den sogenannten
       [3][„Aktionstag Klimaschutz“]. In allen Stadien wurden die Spiele eine
       Minute später angepfiffen. Die Zeit sollte genutzt werden, um die Zuschauer
       für das Thema zu sensibilisieren. Was zunächst mal keine schlechte Idee zu
       sein scheint, waren Fußballfans doch bislang nicht wirklich als
       Klimaschutzaktivisten auffällig geworden.
       
       „Mit dem Potenzial, Millionen von Menschen zu erreichen“, so DFB-Präsident
       Bernd Neuendorf, biete sich „hier eine große Chance, die wir gemeinsam mit
       den Amateur- und Profivereinen in den kommenden Jahren nutzen wollen. Mit
       vielen kleinen und kreativen Ideen kann jeder Fußballverein Umwelt, Klima
       und oftmals auch die Vereinskasse schonen.“
       
       Unter anderem die Eckfahnen und die Spielführerbinden waren während des
       Aktionstags nun in den sogenannten „Warming Stripes“ gestaltet worden:
       Diese blau-roten Streifen hatte sich der britische Klimaforscher Ed
       Hawkins im Jahr 2018 ausgedacht, um die globale Erderwärmung zu
       visualisieren.
       
       So richtig gut an kam die Klimaschutzansprache des Stadionsprechers am
       Oldenburger Marschweg allerdings nicht. Die Fans pfiffen ihn gnadenlos aus,
       um schließlich „Fußballmafia DFB“ zu skandieren. Ob sie das Thema nun so
       gar nicht interessierte – oder ob sie vielmehr an der Glaubwürdigkeit des
       Verbandes zweifelten? Das große Banner, das dem DFB am Sonntag
       unterstellte, mit dem Thema Nachhaltigkeit nur noch mehr Geld scheffeln zu
       wollen, lässt dann eher auf Zweiteres schließen.
       
       ## Erinnerungen ans Bayern-Debakel
       
       Nach dem Anpfiff um 13.01 Uhr dauerte es dann keine drei Minuten, ehe durch
       Rodrigo Salazar das 1:0 für Schalke fiel und Erinnerungen an das Bremer
       0:12-Debakel gegen den FC Bayern in der vergangenen Saison wach wurden.
       Aber sie kämpften und rackerten, die Amateure aus Bremen-Walle, stellten
       sich tapfer der Übermacht entgegen; nichtsdestotrotz stand es zur Halbzeit
       dann bereits 4:0.
       
       Weil [4][Schalke es nach der Pause etwas ruhiger angehen ließ], kamen die
       Bremer sogar zu einigen Torchancen. Das weitere Tor fiel dann aber doch
       noch für die Königsblauen aus Gelsenkirchen, wenn auch wirklich nur noch
       eins.
       
       Torsten Gütschow, Trainer des Bremer SV, war dennoch stolz auf die zweite
       Halbzeit seiner Mannschaft. „Man kann sich vorstellen, wie es den Jungs
       nach dem 0:4 in der Halbzeitpause ging“, sagte er, „aber danach haben wir
       es viel besser gemacht. Wir wollten in diesem Spiel lernen und wir wollten
       keine zweistellige Niederlage kassieren, beides ist uns gelungen.“
       
       Für den [5][Bremer SV] war die Partie gegen Schalke bereits die elfte
       Teilnahme am DFB-Pokal. Überstanden haben die Waller die erste Runde
       allerdings noch nie. Fußballerisch können sie mit den Profis erkennbar
       nicht mithalten. Aber sie sind lustig und erfrischend selbstironisch beim
       Bremer SV – und in der Stadt deutlich beliebter als der FC Oberneuland, der
       sich sportlich auf ähnlichem Terrain bewegt, aber als Retortenklub gilt.
       
       ## Bremer Selbstironie
       
       Als Sponsor auf der Brust hatte der Bremer SV in der Vergangenheit einen
       Bio-Bauernhof und die Freie Union Brauerei Bremen. Im Editorial des
       Panzenberg-Kurier, [6][der SV-Stadionzeitung], äußert sich Kristina Vogt,
       Bremens Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa von den Linken,
       kritisch zur „skandalösen Vergabe“ der Fußball-WM 2022 nach Katar und
       bricht eine Lanze für den „ehrlichen Fußball ohne Schickimicki“. Eine Art
       Mantra des Klubs ist auf seiner Homepage zu lesen: „Seit 1962 nicht in der
       Bundesliga“.
       
       Für die Journalisten an ihren Arbeitsplätzen gab es am Sonntag ein Passwort
       für den Internetzugang: „wirfahrennachberlin2023“. Sie werden wohl nie nach
       Berlin fahren, zum Pokalfinale, die Mannen des Bremer SV. Aber sie haben
       sich wacker geschlagen gegen einen weiteren übermächtigen Gegner.
       
       Und sie haben nicht nur Energie beim Duschen gespart, sondern auch Geld:
       Für jedes in der ersten Pokalrunde erzielte Tor sollten die Klubs 100 Euro
       an Klimaschutzprojekte spenden, so die Idee des DFB. Da kam das Spiel also
       günstig für den Bremer SV – der aber sicher liebend gerne etwas gespendet
       hätte.
       
       31 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /DFB-Pokal/!t5010176
   DIR [2] /Energiesparen-im-Hallenbad/!5846753
   DIR [3] https://www.dfb.de/umwelt-und-klimaschutz/start/
   DIR [4] /Schalke-04-als-Fussballkosmos/!5850318
   DIR [5] https://www.bremer-sportverein.de
   DIR [6] https://www.bremer-sportverein.de/Artikel/28814/Der-Bremer-SV-und-sein-Panzenberg-Kurier
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Bremer
       
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       0:3.