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       # taz.de -- Über die beiden Erben der Loveparade: Wieder einer dieser Spinner sein
       
       > Loveparade mausetot? Von wegen. Dr. Motte hat sich mit dem
       > Rave-the-Planet-Event etwas Neues ausgedacht. Und der Zug der Liebe ist
       > ja auch noch da.
       
   IMG Bild: Dr. Motte, Erfinder der Loveparade, hat als eine Art Nachfolge-Event „Rave the Planet“ erfunden
       
       Stundenlang zu Technomusik tanzend durch die Straßen ziehen – diese
       Demonstrationsform wurde bekanntlich in Berlin erfunden. Man nannte es
       Loveparade. Eigentlich dachte man ja, die sei mausetot, nachdem es zu
       diesem tragischen Ereignis in Duisburg gekommen war, wohin der Technoumzug
       irgendwann verfrachtet wurde.
       
       Aber das war ganz offensichtlich falsch gedacht. Vor drei Wochen rief
       Loveparade-Erfinder Dr. Motte zum [1][Rave-the-Planet-Event] in Berlin, und
       es kamen mehr als 200.000 Leute. Und nun fragen sich viele, wie sich dieser
       Erfolg erklären lässt.
       
       Ist es Nostalgie? Ein Stück weit wohl schon. Es war auffällig, dass viele
       der [2][Rave-the-Planet-Raver] alt genug waren, um noch die Loveparade
       selbst erlebt zu haben. Das allgemeine Neunziger-Revival hat einfach die
       Erinnerung an Zeiten verstärkt, in denen es so richtig losging mit Techno,
       vor allem in Berlin. Eine Dokuserie über die Entwicklung von [3][Techno und
       House in Deutschland], derzeit in der ARD-Mediathek, und eine Ausstellung
       im Kraftwerk, die das 30-jährige Jubiläum des Technoclubs Tresor feiert,
       zeugen davon.
       
       Aber ich denke, dass der Grund fürs Techno-Paraden-Revival ein anderer ist.
       Ich glaube, die Idee von Dr. Motte ist einfach zu gut, um sie für immer tot
       erklären zu können. Zu lauter Musik auf der Straße zu tanzen hat eine
       ungemein befreiende Kraft. Ich war auf der Loveparade und auf der
       Fuckparade, und jedes Mal hat es sich ziemlich irre angefühlt. Alle
       möglichen Leute, nicht wenige echte Freaks, versammelten sich auf Straßen,
       die extra für den herrlichen Quatsch gesperrt wurden, und wollten gemeinsam
       eine gute Zeit haben.
       
       Und es fühlte sich gut an, wenn die Spießer am Straßenrand komisch schauten
       und sich fragten, was das denn für ein Aufzug von Spinnern ist. Ich freue
       mich, dass ich nun wieder einer von diesen Spinnern sein kann.
       
       ## Gequatsche von Liebe und Weltfrieden
       
       Es ist ein wenig gemein, dass Dr. Motte, der mit seinem [4][Gequatsche von
       Liebe und Weltfrieden] nerven kann, alle Aufmerksamkeit bekommt. Dabei
       versucht schon seit 7 Jahren der [5][Zug der Liebe] ebenfalls, das Erbe der
       Loveparade auf seine Weise zu verwalten. Allerdings nicht annähernd so
       erfolgreich. Bis zu 50.000 Raver kamen immerhin schon einmal zu einem Zug
       der Liebe, nach Polizeiangaben waren es im letzten Jahr allerdings nur noch
       4.000.
       
       Wobei das vielleicht nicht fair ist, da der Umzug in einem harten
       Pandemiejahr stattfand. [6][Am 27. August], an dem wieder zum Zug der Liebe
       gerufen wird, werden sich bestimmt wieder mehr einfinden.
       
       Beim Zug der Liebe soll übrigens nicht einfach nur getanzt werden, sondern
       ebenso für Tier- und Umweltschutz und allerlei Begrüßenswertes mehr. Damit
       auch die mitmachen, denen es nicht reicht, einfach nur eine gute Zeit zu
       haben auf einem Straßenrave.
       
       2 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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