# taz.de -- Rechte Stimmungsmache in Italien: Auf fruchtbaren Boden
> Italiens Rechtspopulisten hetzen gegen die vermeintlich kriminellen
> Zuwanderer. Dabei zeigt die Verbrechensstatistik einen stetigen Rückgang.
IMG Bild: Hetze aus dem rechten Lager: Giorgia Meloni beim Wahlkampf für ihre Partei Fratelli d’Italia
War es ein rassistischer Mord auf offener Straße? Ein Mord zudem, der nur
angesichts der Gleichgültigkeit der Umstehenden möglich war? Ebenso ratlos
wie schockiert blickt Italiens Öffentlichkeit auf die [1][Bluttat von
Civitanove Marche], bei der ein Italiener einen Nigerianer mit bloßen
Händen tötete. Auf keine der beiden Fragen gibt es eine abschließende
Antwort.
Der Täter war vorher nie wegen rechtsextremer Positionen aufgefallen, wohl
aber wegen psychischer Störungen. Und einer der Tatzeugen machte geltend,
nur zwei ältere Männer, eine alte Dame, ein Mädchen seien direkt vor Ort
zugegen gewesen – und keine*r habe es gewagt einzugreifen. Nicht
Gleichgültigkeit, sondern Angst vor der „Furie“ habe sie abgehalten.
Überdeutlich aber brachte der Mord die verbreitete Feindseligkeit zum
Vorschein, die Migrant*innen vor allem aus außereuropäischen Ländern in
Italien entgegenschlägt. Zwar beschränken sich [2][Matteo Salvini und
Giorgia Meloni], die beiden Anführer*innen der
populistisch-fremdenfeindlichen Rechten, darauf, ganz generell die
angeblich „mangelnde Sicherheit“ auf den italienischen Straßen zu beklagen.
Doch ihre Gefolgschaft versteht den Subtext sofort.
Ein Nigerianer wurde erschlagen – doch Hunderte Follower der beiden rechten
Frontrunner posten hasserfüllte Kommentare gegen Migrant*innen. „Wie viele
italienische Mädchen wurden durch Ausländer vergewaltigt, während alle
schweigen?“ gehört da noch zu den harmloseren Fragen. „Die (Migrant*innen)
treiben ihre Spiele auch noch mit ihren Toten, und danach kriegen sie
jedwede Hilfe“, geifert ein anderer.
Solche Kommentare zeigen, dass Melonis und Salvinis Saat aufgegangen ist.
Vorneweg steht ihre Kernbehauptung, Italien werde durch den [3][Zustrom von
Migrant*innen] immer unsicherer. Wahr ist das Gegenteil: Die
Kriminalitätsstatistiken kennen seit Jahren nur eine Richtung: nach unten.
Doch die Propaganda der Rechten hat sich erfolgreich von der Realität
entkoppelt – und daran wird auch der Mord von Civitanove Marche nichts
ändern.
1 Aug 2022
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## AUTOREN
DIR Michael Braun
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