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       # taz.de -- Staat dämpft Preisanstieg: 9-Euro-Ticket bremst Inflation
       
       > Die ÖPNV-Flaterate und staatliche Angebote federn den Preisanstieg ab.
       > Mobilität hat einen großen Anteil am Warenkorb für die
       > Inflationsberechnung.
       
   IMG Bild: 9-Euro-Ticket: Hilft gegen die Inflation und füllt die U-Bahn, hier in Berlin
       
       Berlin dpa/taz | Die Einführung des [1][9-Euro-Tickets] und bislang recht
       preisstabile staatliche Angebote von der Müllentsorgung bis zur
       Krankenhausversorgung haben [2][nach einer aktuellen Studie] den
       Preisanstieg in Deutschland zuletzt deutlich gebremst. Ohne solche
       staatlichen Eingriffe läge die Inflation noch um 2 Prozentpunkte höher, wie
       das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer am Mittwoch
       veröffentlichten Studie schrieb. Die Wissenschaftler beziehen sich bei
       ihren Berechnungen auf den für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank
       maßgeblichen harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), der im Juni bei
       8,2 Prozent und im Juli bei 8,5 Prozent lag.
       
       Insgesamt machen die vom Staat beeinflussten Preise in Bereichen wie
       Kultur, Verkehr oder der öffentlichen Daseinsvorsorge laut IW rund 12,5
       Prozent des Warenkorbs aus, mit dem die Inflation ermittelt wird. Die
       staatlich administrierten Preise seien in Deutschland in diesem Jahr
       deutlich weniger stark gestiegen als die ohne staatlichen Einfluss
       gebildeten Preise. Im Juni seien sie sogar insgesamt gesunken und hätten
       damit die allgemeine Preisentwicklung spürbar gebremst.
       
       „Vor allem Entlastungen wie das 9-Euro-Ticket dürften dabei ausschlaggebend
       sein“, betonten die Forscher. Denn der Personenverkehr habe einen großen
       Anteil am Warenkorb, mit dem die Inflation berechnet werde.
       
       Allein im Juni haben mehr als 20 Millionen Menschen das 9-Euro-Ticket
       gekauft. Für die rund 10 Millionen Stammkund:innen im ÖPNV mit einer
       Monats- oder Jahreskarte gilt es automatisch. Sie bekommen den
       Differenzbetrag zwischen dem 9-Euro-Ticket und ihrer Fahrkarte erstattet.
       
       ## Anschluss an 9-Euro-Ticket noch unklar
       
       Die aktuellen Entlastungen hätten allerdings ihren Preis, warnten die
       IW-Experten. Der damit verbundene hohe Verwaltungsaufwand, möglicherweise
       entstandene Finanzlücken bei den Verkehrsbetrieben und die steigenden
       Energiepreise könnten dazu führen, dass mit dem Auslaufen des
       9-Euro-Tickets ab September nicht nur die Ticketpreise wieder ansteigen,
       sondern auch die Inflation.
       
       „Kurzfristig ist es natürlich erfreulich, dass die Inflation nicht noch
       stärker steigt“, sagte Studienautorin Melinda Fremerey. Allerdings seien
       solche Entlastungen keine langfristigen Lösungen. Um die Inflationseffekte
       zu dämpfen, seien gezielte Entlastungen und Einmalzahlungen wie die
       Heizkostenpauschale der richtige Weg.
       
       Ob es am 1. September [3][eine kostengünstige Anschlusslösung für das
       9-Euro-Ticket gibt], ist weiterhin offen. Am 19. August wird eine
       Bund-Länder-Arbeitsgruppe darüber beraten. Die Kosten für das 9-Euro-Ticket
       in Höhe von rund 2,5 Milliarden Euro hat allein der Bund getragen.
       Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht jetzt die Länder in der
       Pflicht, ein mögliches Nachfolgeangebot zu finanzieren.
       
       3 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Vor-Ende-der-OePNV-Flatrate/!5867789
   DIR [2] https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/melinda-fremerey-simon-gerards-iglesias-ohne-staatliche-eingriffe-waere-inflation-zwei-prozentpunkte-hoeher.html
   DIR [3] /Nachfolge-fuer-9-Euro-Ticket/!5866833
       
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