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       # taz.de -- Bewegungstermine für Berlin: Aufstand der Ausgestoßenen
       
       > Nicht nur Safe Spaces, sondern die Welt, so das Motto des anarchistischen
       > CSD. Die Proteste zum Erhalt der Habersaathstraße sind ein guter Anfang.
       
   IMG Bild: Die Habersaathstraße soll abgerissen werden – die Bewohner:innen wieder auf die Straße zurück
       
       An diesem Freitag läuft das [1][Ultimatum des Bezirks Mitte an die
       Altmieter*innen der Habersaathstraße 40-48 aus]: Sie müssen sich
       entscheiden, ob sie der Vereinbarung über einen Abriss des Hauses, [2][die
       Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) mit dem Eigentümer Real
       Estates abgeschlossen hat,] zustimmen oder nicht.
       
       Die Wahl ist für die verbliebenen 9 Mietparteien, die unbefristete und laut
       Berliner Mieterverein nahezu unkündbare Werksmietverträge haben, denkbar
       schwierig: Entweder sie stimmen dem Abriss des Wohnblocks mit seinen rund
       120 Wohnungen, der erst in den 1980er Jahren mit öffentlichen Mitteln
       errichtet und 2008 energetisch saniert wurde, zu und bekommen dafür
       entweder für zehn Jahre eine gleichwertige Wohnung in dem geplanten Neubau
       oder eine Abfindung.
       
       Oder sie lehnen den Deal ab, lassen die Gerichte entscheiden und riskieren
       damit, dass der Eigentümer die rund 60 Obdachlosen, die er seit Anfang des
       Jahres in dem Gebäude duldet, auf die Straße setzt.
       
       ## FLINTAs gegen Abriss
       
       Eine der Obdachlosen, die in der Habersaathstraße ein neues Zuhause
       gefunden hat, ist die Straßenkünstlerin Tina. [3][Acht Jahre war die
       26-Jährige obdachlos,] weil ihr die offiziellen Unterkünfte zu unsicher
       waren, schlief sie draußen an wechselnden Orten. Bevor sie in dem
       Obdachlosen-Hausprojekt eine eigene Wohnung beziehen konnte, lebte sie mit
       ihrem Freund und ihren zwei Schäferhunden unter einer Brücke.
       
       Wie viele der neuen Bewohner*innen droht sie wieder auf der Straße zu
       landen, sollte das Haus abgerissen werden und die ehemaligen Obdachlosen
       raus müssen. Dabei ist das Leben auf der Straße für Frauen* besonders hart
       und die Gefahren denen sie ausgesetzt sind, sehr viel größer als für
       Männer.
       
       Um darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig selbstverwaltete Schutzräume
       insbesondere für FLINTA, also für Frauen, Lesben, intersexuelle,
       nicht-binäre, trans und agender Personen, sind, gibt es an diesem Mittwoch
       [4][eine Kundgebung vor der Habersaathstraße mit Konzerten, Feuershow und
       Siebdruck.] (Mittwoch 13. Juli, 17 Uhr, Habersaathstraße 48).
       
       ## Sylle ist nur einmal im Jahr
       
       Am Samstag heißt es dann früh aufstehen, um die Party des Jahres auf der
       teuersten Insel Deutschlands nicht zu verpassen. Wer jetzt denkt, Moment
       mal, [5][Modelminister Christian Lindners Hochzeit auf Sylt] war doch schon
       letzte Woche, dem sei diese Veranstaltung ans Herz gelegt: Das Bündnis „Wer
       hat der gibt“ lädt zu einer Klassenfahrt zu den Reichen ein, um ihnen den
       Urlaub zu versauen.
       
       „Lange genug haben wir für sie gebuckelt, sollten den Gürtel immer enger
       schnallen, nur damit sie weiter ihre Gewinne einfahren können! Diesen
       Sommer rücken wir den Reichen auf die Pelle“, [6][kündigt das Bündnis an].
       „Uns ist kein Weg ist zu weit, keine Bahn zu überfüllt. Wir kommen nach
       Sylt, um uns das zu holen, was uns zusteht!“
       
       Aus verschiedenen Städten wird es eine gemeinsame Anreise zu der Demo und
       Kundgebung in Westerland geben, zu der sich unter anderem die
       Punk-Prominenz „Mühlheim Asozial“ angekündigt hat. Frei nach dem Motto:
       Party für alle oder keine*n! (Samstag 16. Juli, 5:10 Uhr Berlin
       Hauptbahnhof, Gleis 13)
       
       ## Pride überall
       
       Auch in Berlin wird an diesem Wochenende ordentlich gefeiert und zwar unter
       dem Regenbogen: Eine Woche vor dem großen Berliner CSD am 23. Juli findet
       in Schöneberg unter dem Motto „Gleiche Rechte für Ungleiche“ [7][das
       traditionelle Lesbisch-schwule Stadtfest] statt (Samstag und Sonntag
       16./17. Juli ab 11 Uhr rund um den Nollendorfplatz).
       
       Wer es entspannter angehen möchte, kann am Samstag bei einem [8][Picknick
       im Volkspark Friedrichshain in die Berlin Pride Wochen starten] und dabei
       noch die lokale queere Community unterstützen (Samstag 16. Juli, 14 Uhr,
       Volkspark Friedrichshain).
       
       [9][Am Sonntag wird dann auf dem anarchistischen CSD] nicht nur getanzt,
       sondern auch über Themen wie Krieg und Gewalt sowie zunehmende
       Anti-Trans-Einstellungen aus antiautoritärer Perspektive diskutiert. Unter
       dem Motto: „Mehr als nur safe spaces: wir wollen die Welt!“ wird es
       politische Reden, Performances, Musik und Tanz für Queers und Freaks geben
       (Sonntag 17. Juli, 15 Uhr, Mariannenplatz).
       
       13 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Wohnungspolitik-in-Berlin/!5864904
   DIR [2] /Streit-um-Habersaathstrasse/!5861054
   DIR [3] /Projekt-gegen-spekulativen-Leerstand/!5828915
   DIR [4] https://stressfaktor.squat.net/node/257052
   DIR [5] /Hochzeitsfeier-von-Christian-Lindner/!5863982
   DIR [6] https://werhatdergibt.org/sylt2022/
   DIR [7] https://www.stadtfest.berlin/de/index.html
   DIR [8] https://stressfaktor.squat.net/node/250381
   DIR [9] https://acsd.noblogs.org/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marie Frank
       
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       Der Bezirk Mitte hat den Weg frei gemacht für den Abriss der
       Habersaathstraße 40-48. Das ist ein fatales Signal für alle Mieter*innen
       der Stadt.
       
   DIR Projekt gegen spekulativen Leerstand: Ein Zuhause auf Abruf
       
       Zweimal haben Obdachlose ein leerstehendes Haus in Berlin-Mitte besetzt.
       Der Bezirk hat mit dem Eigentümer eine Zwischennutzung vereinbart.