URI: 
       # taz.de -- Aktuelle Waldbrände: Bambi, der Feind des Laubwaldes
       
       > Die großflächigen Nadelbaumplantagen brennen leicht. Aber um nachhaltige
       > Alternativen aufzubauen, müssen mehr Rehe und Hirsche geschossen werden.
       
   IMG Bild: Ricke äst im Wald
       
       Auf insgesamt über 1.600 Hektar hat es dieses Jahr bereits in Brandenburger
       Wäldern gebrannt – damit ist der Rekord von 2018 gerissen. Und die Saison
       ist noch nicht zu Ende, und es brennt nicht nur in Brandenburg. Ursache ist
       die extreme Trockenheit, eine Folge des Klimawandels: Ein Funke reicht, um
       [1][vor allem Nadelholzplantagen] wie Streichhölzer auffackeln zu lassen.
       Da man Wälder nicht flächendeckend bewässern kann, stoppt diese Brände nur
       eins: Der Umbau in Wälder, die Wasser besser halten – Laubmischwälder.
       
       Das ist möglich, auch in einem so trockenen Bundesland wie Brandenburg.
       Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass der größte Feind des
       Laubmischwaldes endlich so gejagt wird, dass junge Eichen oder Buchen
       überhaupt wachsen können: Rehe, Hirsche, Damwild.
       
       In vielen Regionen frisst [2][die viel zu große Zahl dieser Tiere] jedes
       Frühjahr die jungen Bäume auf, sie verbeißen die Triebe aus Hunger.
       Waldbesitzer:innen, die das verhindern wollen, haben nur zwei
       Möglichkeiten: teure Zäune ziehen oder mehr jagen. Beides zeigt
       beeindruckende Erfolge. Aber das erste können viele auch mit Förderung
       nicht bezahlen, das zweite dürfen sie meist nicht – auf eigenem Grund und
       Boden jagen darf nur, wer mindestens 75 Hektar Wald hat. So viel haben
       wenige.
       
       Das Problem ist seit Jahrzehnten bekannt, schon der [3][Umweltjournalist
       Horst Stern] hatte es an Heiligabend 1971 in einem aufsehenerregenden
       Fernsehbeitrag kritisiert. Dennoch ist bisher jeder Versuch, das Jagdrecht
       bundesweit so zu ändern, dass mehr gejagt werden kann, gescheitert. Den
       größten Widerstand leisten die traditionellen Jäger, für die der Schutz
       einer großen Anzahl von Tieren im Vordergrund steht. Wer will schon auf dem
       teuer gepachteten Ansitz hocken und ohne Erfolg auf Wild und Trophäe
       warten?
       
       Doch es gibt Hoffnung. Brandenburgs grüner Umweltminister Axel Vogel
       arbeitet an einem neuen Jagdgesetz, das Waldbesitzern mehr Jagdrechte geben
       soll, wenn ihr Wald aufgefressen wird. Das Projekt wird von anderen
       Landesregierungen interessiert beobachtet, denn die Nadelwälder brennen
       auch in anderen Bundesländern. Die Überzahl an Schalenwild ist laut dem
       wissenschaftlichen Beirat für Waldpolitik bundesweit das Haupthindernis
       beim Umbau der Wälder zu mehr Klimastabilität und Artenreichtum.
       
       Gut, dass die Rauchfahnen nun selbst in die Schlafzimmer der
       Stadtbewohner*innen stinken, für die Rehe bisher höchstens in
       Gutenachtgeschichten oder als Gulasch vorkommen. Bambi gehört endlich ins
       Visier der öffentlichen Walddiskussion. Der Wald darf nicht länger
       (brennende) Holzkulisse für traditionelle Jagdstände sein, sondern muss
       widerstandsfähige Heimat für viele Arten werden.
       
       29 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Waldbraende-in-Brandenburg/!5860687
   DIR [2] /Jagd--und-Waldgesetze-in-Brandenburg/!5853962
   DIR [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Stern
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Maike Rademaker
       
       ## TAGS
       
   DIR Waldschäden
   DIR Wildtiere
   DIR Waldbrände
   DIR Waldschäden
   DIR CDU Schleswig-Holstein
   DIR Brandenburg
   DIR Schwerpunkt Fridays For Future
   DIR Waldbrände
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Jagd und Waldumbau in Brandenburg: Kenia einigt sich auf Jagdgesetz
       
       Nach langem Ringen hat Axel Vogel (Grüne) einen Kompromiss vorgelegt. Eine
       radikale Verkleinerung der Flächen für die Eigenjagd ist vom Tisch.
       
   DIR CDU hat Wölfe und Nonnengänse im Visier: Der Wolf soll tot
       
       Schleswig-Holstein will das Jagdgesetz und den Schutzstatus von Gänsen
       ändern. Der Nabu sieht beides kritisch: Es würde keinerlei Vorteile
       bringen.
       
   DIR Rehe verhindern Waldumbau in Brandenburg: Schießt doch endlich!
       
       Brandenburgs Kiefernwälder brennen. Helfen würde der Waldumbau, doch der
       kommt nicht voran. Denn die Jäger verhindern ein modernes Jagdgesetz.
       
   DIR Verantwortung von Fridays for Future: Und die Politik schaut zu
       
       Bei der Klimakrise auf die Kids zu hoffen, ist falsch. Auch der Rest der
       Gesellschaft muss reagieren. Denn etwas verändern kann nur die Politik.
       
   DIR Waldbrände in Brandenburg: Lage in Elbe-Elster unter Kontrolle
       
       Nach Angaben des Landkreises hat sich die Lage im Süden Brandenburgs wieder
       entspannt. Derzeit gebe es keine offenen Feuer, die Situation bleibe
       trotzdem dynamisch.
       
   DIR Waldbrände wegen Trockenheit: Feuer in Sachsen und Brandenburg
       
       Es hört nicht auf: Wald- und Feldbrände sind in diesem trockenen Sommer an
       der Tagesordnung. Am Dienstagmorgen lodert es in Brandenburg und Sachsen.