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       # taz.de -- US-Präsident Biden im Westjordanland: Perspektiven für Palästinenser
       
       > Auf seiner Nahostreise kommt der US-Präsident mit Palästinenserpräsident
       > Abbas zusammen. Biden fordert für die Menschen „einen politischen
       > Horizont“.
       
   IMG Bild: Joe Biden auf dem Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv am Freitag
       
       Bethlehem/Berlin afp/taz | US-Präsident Joe Biden hat bei seinem Besuch im
       Westjordanland mit Blick auf den Nahost-Konflikt Perspektiven für die
       Palästinenser gefordert. Es müsse „einen politischen Horizont“ für das
       palästinensische Volk geben, auch wenn eine Zwei-Staaten-Lösung derzeit
       nicht in Reichweite sei, sagte Biden am Freitag bei einer gemeinsamen
       Pressekonferenz mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Bethlehem. „Wir
       dürfen nicht zulassen, dass die Hoffnungslosigkeit uns die Zukunft raubt.“
       
       Bei seinem vorangegangenen Besuch in Israel war das nur ein Randthema, doch
       auch dort betonte Biden seine Unterstützung der Zwei-Staaten-Lösung. Im
       Westjordanland gab er an, er wisse, dass eine Zwei-Staaten-Lösung derzeit
       „weit entfernt zu sein scheint“. Dennoch bekräftigte er seine Forderung
       nach einem „unabhängigen“ palästinensischen Staat neben Israel.
       
       Abbas forderte [1][ein Ende der „Apartheid“] in den von Israel besetzten
       Gebieten. Zudem rief er Biden auf, das US-Konsulat für die Palästinenser in
       Jerusalem wiederzueröffnen. Die Vertretung war von Bidens Vorgänger Donald
       Trump geschlossen worden.
       
       Biden kündigte bei seinem Besuch im Westjordanland weitere Finanzhilfen in
       Höhe von 200 Millionen Dollar zugunsten des UN-Hilfswerks für
       palästinensische Geflüchtete an. Unter Trump hatten die USA ihre Zahlungen
       gestoppt. Bei einem Besuch in Ost-Jerusalem sagte Biden 100 Millionen
       Dollar zum Ausbau der Gesundheitsversorgung zu. Die US-Delegation kündigte
       weiter ein Projekt zum Aufbau eines 4G-Mobilfunknetzes im Westjordanland
       und im Gazastreifen an.
       
       ## Biden will Aufklärung zu Shireen Abu Aklehs Tod
       
       Zum Fall der im Westjordanland getöteten US-palästinensischen Journalistin
       [2][Shireen Abu Akleh] sagte Biden, seine Regierung werde weiterhin „auf
       eine vollständige und transparente Aufklärung ihres Todes“ dringen.
       
       Die Journalistin des Senders Al-Jazeera war im Mai erschossen worden, als
       sie über einen israelischen Einsatz im Flüchtlingslager in Dschenin im
       Westjordanland berichtete, obwohl sie eine Weste mit der Aufschrift
       „Presse“ trug.
       
       Das US-Außenministerium hatte vergangene Woche erklärt, Abu Akleh sei
       wahrscheinlich von Schüssen des israelischen Militärs getroffen worden. Es
       gebe aber keinen Grund zu der Annahme, dass sie vorsätzlich getötet wurde.
       Die Herkunft der Kugel habe zudem nicht „endgültig“ geklärt werden können.
       
       Auf Forderungen, Abu Aklehs Familie während seines Besuchs im
       Westjordanland zu treffen, ging Biden nicht ein. US-Außenminister Antony
       Blinken lud die Hinterbliebenen stattdessen zu einem Besuch in Washington
       ein.
       
       ## Saudi-Arabien öffnet seinen Luftraum für israelische Airlines
       
       Am Freitagnachmittag reist Biden in die saudi-arabische Stadt Dschiddah am
       Roten Meer weiter – und wird damit als erster US-Präsident der Geschichte
       direkt von Israel nach Saudi-Arabien fliegen. Saudi-Arabien hatte am
       Donnerstag erklärt, seinen Luftraum nun für alle Airlines zu öffnen. Bisher
       war es israelischen Flugzeugen nicht gestattet diesen zu nutzen, was teils
       zu langen Umwegen führte.
       
       Biden dürfte sich bei seinem Besuch in Saudi-Arabien weiter für verbesserte
       [3][Beziehungen zwischen dem Königreich und Israel] einsetzen. Eine
       Normalisierung der Beziehungen des Landes ist wohl langfristig zu erwarten.
       Andere arabische Länder, etwa die Vereinigten Arabischen Emirate und
       Bahrain, haben hier bereits vorgelegt.
       
       Es wird erwartet, dass Biden auch für eine Ausweitung der Erdöl-Fördermenge
       des Landes werben wird, um so den Ölpreis zu senken und [4][die Inflation
       in den USA] einzudämmen.
       
       Die letzte Station der Nahost-Reise Bidens ist politisch heikel. Er wird in
       Saudi-Arabien auch den Kronprinzen Mohammed bin Salman treffen, obwohl
       dieser US-Geheimdienstberichten zufolge hinter der Ermordung des
       [5][Journalisten Jamal Khashoggi] stehen soll. Vor seiner Wahl zum
       Präsidenten hatte Biden noch gesagt, dass Saudi-Arabien deswegen wie ein
       „Paria“-Staat behandelt werden sollte.
       
       15 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
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