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       # taz.de -- Historische Zinserhöhung in Europa: Inflation treibt EZB zum Handeln
       
       > Die Europäische Zentralbank muss auf die steigenden Preise reagieren. Zum
       > ersten Mal seit 11 Jahren erhöht sie am Donnerstag den Leitzins.
       
   IMG Bild: EZB-Präsidentin Christine Lagarde vor der historischen Leitzinswende
       
       Frankfurt/Main dpa/taz | Der Euroraum steht [1][vor der ersten Zinserhöhung
       seit elf Jahren]. Um die hohe Inflation zu dämpfen, will die Europäische
       Zentralbank (EZB) nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik bei ihrer
       Sitzung an diesem Donnerstag die Leitzinsen wieder erhöhen. Die
       Entscheidungen der Notenbank werden am Nachmittag verkündet, erstmals zur
       neuen Uhrzeit um 14.15 Uhr.
       
       Folgt der EZB-Rat bei seiner Sitzung in Frankfurt dem im Juni angekündigten
       Pfad, würde der Leitzins in einem ersten Schritt von null Prozent auf 0,25
       Prozent steigen, der Negativzins für geparkte Gelder von Geschäftsbanken
       bei der EZB würde von minus 0,5 Prozent auf minus 0,25 Prozent halbiert.
       Ein größerer Zinsschritt um 50 Basispunkte wird angesichts der hohen
       Inflation aber nicht ausgeschlossen.
       
       Kritiker werfen der EZB vor, die Zinswende zu spät einzuleiten. Die
       Teuerung im Euroraum zieht seit Monaten auf Rekordniveau an. Der Druck auf
       die Währungshüter ist daher groß, nun die Zinsen deutlicher anzuheben.
       
       „Wenn sich die Inflationsaussichten nicht verbessern, werden wir über
       ausreichende Informationen verfügen, um schneller zu handeln“, hatte
       EZB-Präsidentin Christine Lagarde Ende Juni gesagt. Der Prozess der
       Normalisierung der Geldpolitik werde „entschlossen und nachhaltig
       fortgesetzt werden“. Für ihre Sitzung am 8. September hat die EZB bereits
       einen weiteren Zinsschritt in Aussicht gestellt. Es gibt aber auch Stimmen,
       die vor [2][einer Zinserhöhung und einer dadurch drohenden Rezession
       warnen.]
       
       ## Hohe Inflation
       
       Im Juni lagen die [3][Verbraucherpreise im Euroraum um 8,6 Prozent über dem
       Niveau des Vorjahresmonats]. Die EU-Kommission rechnet für das Gesamtjahr
       2022 mit durchschnittlich 7,6 Prozent Inflation im Währungsraum der 19
       Länder. Das wäre ein historischer Höchstwert und weit über dem von der EZB
       angestrebten stabilen Preisniveau mit einer jährlichen Teuerungsrate von
       zwei Prozent. Eine höhere Inflation schmälert die Kaufkraft von
       Verbraucherinnen und Verbrauchern, weil sie sich dann für einen Euro
       weniger leisten können.
       
       Treiber der Inflation sind seit Monaten deutlich gestiegene Energie- und
       Lebensmittelpreise. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die
       Lage verschärft. Das bremst auch das Wirtschaftswachstum in Europa. Hebt
       die EZB die Zinsen in diesem Umfeld zu rasch an, könnte das vor allem für
       hoch verschuldete Staaten in Südeuropa zur Belastung werden. Die EZB
       arbeitet daher an einem neuen Anti-Kriseninstrument, das sicherstellen
       soll, dass die Geldpolitik möglichst einheitlich im Währungsraum wirkt und
       eine Fragmentierung verhindert wird.
       
       21 Jul 2022
       
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