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       # taz.de -- Anhörung zum Sturm aufs US-Kapitol: Gewalt bewusst in Kauf genommen
       
       > Beim achten Hearing äußern sich Zeugen vor dem US-Kongress. Das bisherige
       > Fazit: Trump hat beim Sturm aufs Kapitol befeuert.
       
   IMG Bild: Die ehemalige Vize-Pressesprecherin Sarah Matthews erhebt schwere Vorwürfe gegen Trump
       
       New York taz | 187 Minuten hat es gedauert, bis Donald Trump am 6. Januar
       2021 seine wütenden Anhänger aufrief, das US-Kapitol zu verlassen. Während
       der mehr als drei Stunden hatte sich der US-Präsident in das Esszimmer des
       Weißen Hauses zurück gezogen, guckte seinen damaligen Lieblingssender „Fox“
       und ließ alle abblitzen, die ihn anflehten, einzugreifen.
       
       Das hat am Donnerstag abend zur besten US-Sendezeit der
       [1][Untersuchungsausschuss] des US-Kongresses zum Kapitolsturm zutage
       gefördert. Sein Fazit: Trump hat die Gewalt bewusst in Kauf genommen, um an
       der Macht zu bleiben.
       
       Dutzende von engen Mitarbeitern, Abgeordnete beider Parteien, die aus
       Verstecken anriefen, in die sie vor den Kapitolsstürmern geflohen waren,
       und Trumps eigene Kinder drängten Trump, endlich einzugreifen und seine
       Anhänger zurückzurufen.
       
       Statt ihrem Rat zu folgen, goss Trump zusätzliches Öl ins Feuer. Als die
       Kapitolstürmer bereits „Hängt Mike Pence!“ skandierten, bezeichnete Trump
       in einem Tweet seinen Vizepräsidenten als Feigling, weil der sich geweigert
       hatte, ohne jede rechtliche Grundlage die Zertifizierung von Joe Bidens
       Wahlsieg zu verhindern.
       
       ## Pat Cipollone: Niemand fand Trumps Verhalten angemessen
       
       Trump war nur wenige Schritte von dem Briefing-Raum des Weißen Hauses
       entfernt, in dem rund um die Uhr eine Kamera steht, in die der US-Präsident
       sprechen kann. „Wir hätten die Medien binnen weniger Minuten holen können“,
       erklärte Sarah Matthews, die bis zu dem 6. Januar in Trumps Presseteam
       arbeitete. Matthews hat Wahlkampf für Trump gemacht. Bei seinen Auftritten
       vor Zigtausenden Anhängern hat sie beobachtet, wie sie sich „an jedes Wort
       und jedes Tweet von ihm klammerten“. Sie ist sicher, dass er in der Lage
       gewesen wäre, den Sturm auf das Kapitol mit wenigen Worten zu beenden.
       
       Am Donnerstag Abend ist sie als Zeugin in den Sonderausschuss geladen. „Die
       Situation im Kapitol war ganz offensichtlich gewalttätig und eskalierte
       schnell“, sagt sie, „mit seinem Tweet gab der Präsident diesen Leuten
       grünes Licht. Sagte ihnen, dass ihre Wut berechtigt war“.
       
       Neben ihr sitzt Matthew Pottinger, ein Veteran der Marines, der als
       Vizechef von Trumps Nationalem Sicherheitsrat arbeitete. Pottinger war
       „verstört darüber, dass der Präsident den Vizepräsidenten attackierte, weil
       der seine verfassungsmäßige Pflicht im Kapitol tat. Matthews und Pottinger
       sind Konservative, die sich politisch bei Trump zuhause gefühlt haben.
       
       Am Abend des 6. Januar kündigen beide ihre Jobs im Weißen Haus. Sie waren
       nicht die einzigen, die an dem Tag den Entschluss gefasst haben, zu gehen.
       Vor dem Sonderausschuss fällt Trumps damaligem Justiziar, Pat Cipollone,
       kein einziger Mitarbeiter im Weißen Haus ein, der Trumps Schweigen
       angemessen gefunden hätte.
       
       ## Weitere Zeugen kommen im September
       
       Die Chronologie von Trumps zentraler Rolle an dem Tag beginnt mit seiner
       Rede vor Zigtausenden Anhängern, bei der er sie auffordert, zum Kapitol zu
       marschieren und mit derselben falschen Behauptung die Stimmung anheizt, die
       er seit seiner Wahlniederlage wiederholt hat: „Die Wahlen sind gestohlen“.
       
       Wenig später überrennt die Vorhut der Kapitolsstürmer drei Kilometer
       entfernt die ersten Linien der Kapitolspolizei. Im Weißen Haus lehnt es
       gleichzeitig der Secret Service – der Personenschutz des Präsidenten – ab,
       ihn zum Kapitol zu fahren. Die Sicherheitsleute halten es für zu riskant.
       Sie wissen, dass zahlreiche „Demonstranten“ [2][bewaffnet] nach Washington
       gekommen sind.
       
       Dem Präsidenten ist das ebenfalls bekannt. Aber er glaubt, dass sie ihre
       Waffen nicht gegen ihn richten werden. Der Tag endet mit Trumps verspäteter
       Ansprache kurz nach 16 Uhr, bei der er an der Behauptung von gefälschten
       Wahlen festhält. Seine Anhängern aber zugleich auffordert, nachhause zu
       fahren. „Wir lieben Euch“, versichert er ihnen. Nur Momente später
       verlassen die ersten Anhänger das Kapitol.
       
       Ursprünglich sollte das achte Hearing das letzte öffentliche des
       [3][Sonderausschusses] werden. Doch die Abgeordneten haben neue Spuren
       gefunden, weitere Zeugen gewonnen, und so geht es nach der Sommerpause im
       September weiter, kündigt der Vorsitzende Bennie Thompsen an, der wegen
       seiner Covid-Erkrankung aus der Quarantäne an der Sitzung teilnimmt.
       
       Ebenfalls im September scheint Trump zu planen, seine nächste
       Präsidentschaftskandidatur für das Jahr 2024 anzukündigen. In der rechten
       Basis ist die Popularität des Ex-Präsidenten weitgehend ungebrochen.
       
       22 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
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   DIR Dorothea Hahn
       
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