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       # taz.de -- Mord an Menschenrechtsanwalt in Kenia: Gefoltert und in den Fluss geworfen
       
       > 2016 wurde der Menschenrechtsanwalt Willie Kimani tot aufgefunden. Ein
       > Gericht verurteilte nun drei Polizisten und einen Zivilisten wegen
       > Mordes.
       
   IMG Bild: Hunderte Menschen nahmen Abschied vom ermordeten Anwalt Willie Kimani; Aufnahme vom 8. Juli 2016
       
       Kampala taz | Ein kenianisches Gericht hat drei Polizisten und einen
       Zivilisten für den Mord an dem Menschenrechtsanwalt Willie Kimani 2016
       schuldig gesprochen. Ein vierter Polizist wurde freigesprochen. Die
       Haftdauer soll zu einem späteren Zeitpunkt verkündet werden.
       
       „Ich bin überzeugt, dass es keine andere vernünftige Hypothese gibt, die
       auf der Grundlage der mir vorliegenden Beweise aufgestellt werden kann,
       außer der der Schuld“, sagte Richterin Jessie Lessit.
       
       [1][Der Fall hatte 2016 für einen landesweiten Aufschrei und Proteste
       gesorgt], als die Leiche des berühmten Anwalts, dessen Klienten und die
       eines Taxifahrers in einem Fluss rund 100 Kilometer außerhalb Nairobis
       geschändet aufgefunden worden waren. Zwei Wochen zuvor hatten Augenzeugen
       alle drei in einer Polizeistation gesehen.
       
       Kimani hatte damals einen Motorradtaxifahrer verteidigt, der vor Gericht
       einen Polizisten beschuldigte, ihn 2015 bei einer Verkehrskontrolle
       angeschossen zu haben. Der beschuldigte Polizist war einer der Angeklagten
       im Mordfall Kimani. [2][Die kenianische Polizei ist berüchtigt] für ihre
       brutale Gewaltanwenung gegenüber der Bevölkerung. „Zumindest wird Kimani
       nicht in die Statistik der Menschen aufgenommen, die gefoltert, entführt,
       gefoltert und getötet wurden, ohne Gerechtigkeit zu bekommen“, sagte
       Kimanis Frau Hanna nach der Urteilsverkündung.
       
       ## Bis Ende 2021 wurden 17 Polizisten verurteilt
       
       Das Verfahren hat grausame Details zutage gebracht, sagte der Anwalt, der
       für die internationale Nichtregierungsorganisation International Justice
       Mission (IJM) arbeitete. So sollen die angeklagten Polizisten Kimani
       entführt und gefoltert haben, bevor sie ihn töteten.
       
       Das Urteil vom Freitag habe gezeigt, dass das kenianische Justizsystem in
       der Lage sei, „in Fällen von Machtmissbrauch durch die Polizei für
       Gerechtigkeit zu sorgen“, sagte Benson Shamala, IJM-Direktor in Kenia. Dies
       sei eine „wegweisende Entscheidung“, die eine „starke Botschaft an
       abtrünnige Polizeibeamte sendet, die ihre Befugnisse missbrauchen, dass sie
       nach dem Gesetz zur Rechenschaft gezogen werden.“
       
       2011 wurde die unabhängige Polizeiaufsichtsbehörde (Ipoa) eingerichtet;
       mittlerweile hat sie 20.979 Beschwerden erhalten und bearbeitet, wovon aber
       nur 3.437 Untersuchungen abgeschlossen wurden. Bis Ende 2021 gab es 17
       Verurteilungen und 141 Fälle, die vor Gericht gebracht wurden.
       
       Die Zahl der Tötungen durch Polizisten ist in den vergangenen Jahren
       gestiegen. Laut der Organisation „Missing Voices“, die rechtswidrige
       Tötungen in Kenia untersuchen, wurden allein 2022 72 Menschen von der
       Polizei getötet. Im vergangenen Jahr waren es 187 Menschen, 158 im Jahr
       2020.
       
       Irũngũ Houghton, Direktor von Amnesty International in Kenia, betonte, der
       Fall habe kurz vor den Parlamentswahlen im August einen wichtigen
       Präzedenzfall geschaffen. „Polizisten werden es sich zweimal überlegen, ob
       sie übermäßige Gewalt anwenden und das Gesetz selbst in die Hand nehmen und
       entscheiden, was sie mit Verdächtigen oder Personen tun, die sie nicht
       mögen“, sagte Houghton.
       
       23 Jul 2022
       
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