# taz.de -- Frauen-Mehrheit in Sachverständigenrat: Auf ihre Weise
> Die in den USA lehrende Ökonomin Malmendier zieht in den
> Sachverständigenrat ein. Damit stellen erstmals Frauen die Mehrheit der
> Wirtschaftsweisen.
IMG Bild: Neue Wirtschaftweise: Ulrike Malmendier
Berlin taz | Sie wollte keine Rabenmutter sein. Deshalb ist Ulrike
Malmendier in den USA geblieben, um dort – auch mit drei kleinen Kindern –
Karriere zu machen. Und zwar richtig. Am Mittwoch soll die „Starökonomin“
von der renommierten University of California in Berkeley in den
Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
(SVR) der Bundesregierung berufen werden. Das soll bei der Kabinettssitzung
entschieden werden.
Damit vollzieht sich bei den „Wirtschaftsweisen“ eine kleine Revolution:
Erstens muss die politisch besetzte Beraterrunde der Bundesregierung wegen
Zeit- und Ortsgrenzen künftig öfters online beraten. Zweitens gibt es in
dem renommierten Gremium bald eine weibliche Mehrheit. Erst 2005 kam die
erste Frau in den Rat der fünf Weisen, die Schweizerin Beatrice Weder di
Mauro.
Die 1973 in Köln geborene Malmendier ist Verhaltensökonomin. Sie bekam 2013
von der US-Wissenschaftlervereinigung American Finance Association den
Fischer Black Prize verliehen, als erste Frau. Damals betonte sie, in den
USA seien Familie und Beruf viel besser vereinbar als in Deutschland.
Gründe: Mentalitätsunterschiede und auch Kolleginnen, die ihr gesagt
hätten: [1][„Komm doch mal zu einem Fakultätstreffen weniger“.]
Sie wolle aber „in einer Umgebung leben, in der ich ermutigt werde“, sagte
Malmendier. Das Gender-Thema dürfte die Geldmarktexpertin auch in ihrer
Arbeit für den Sachverständigenrat beschäftigen: „Frauen überschätzen die
Inflation noch stärker als Männer“, schrieb sie erst im Mai in der FAZ.
## Lange Uneinigkeit in der Bundesregierung
Malmendier folgt auf den [2][Neoliberalen Lars Feld], der die Weisen
bereits vor eineinhalb Jahren verlassen hatte – nun berät er
FDP-Finanzminister Christian Lindner. Auch der konservative Bochumer Ökonom
Martin Werding zieht auf Vorschlag der Arbeitgeber neu in den SVR ein. Der
58-Jährige ersetzt Volker Wieland, der im April vorzeitig aufgehört hatte.
Werding ist Experte für sozialen Sicherungssysteme – und gilt als
Zahlenfuchs.
Lange hatte sich die Bundesregierung nicht über die vakanten Positionen
einigen können. Derzeit sitzen im fünfköpfigen Rat Monika Schnitzer
(Universität München) und Veronika Grimm (Erlangen) und [3][Achim Truger]
(Duisburg-Essen).
9 Aug 2022
## LINKS
DIR [1] https://www.welt.de/wirtschaft/article113162147/Meine-Soehne-haben-mir-beruflich-sogar-geholfen.html
DIR [2] /Die-Fuenf-Weisen-und-die-Schulden/!5750455
DIR [3] /Wirtschaftsweise-Truger-ueber-Inflation/!5828839
## AUTOREN
DIR Kai Schöneberg
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