# taz.de -- Prioritäten in der Energie-Krise: Schwimmenlernen ist Daseinsvorsorge
> Die Kreisstadt Uelzen schließt wegen der Energie-Krise ihr Hallenbad.
> Dabei mahnt der DLRG, zumindest die Schwimmlern-Becken offen zu halten.
IMG Bild: Alle Kinder sollen in der Grundschule schwimmen lernen, dafür müssen Hallenbäder offen bleiben
Hamburg taz | Nun ist es so weit. Mit Uelzen hat eine Stadt bekanntgegeben,
ihr Hallenbad im Winter zu schließen. Dabei gibt es dort eine wunderschöne
50 Meter Bahn. Nichts zu machen, [1][teilten die Stadtwerke] mit. Das Ding
im Winter zu beheizen sei zu teuer. Man habe „alle Optionen geprüft“ und
nur „schweren Herzens entschieden“ beteuert der Geschäftsführer.
Als Grund nennt er die hohen Preise und den [2][Gas-Notfallplan der
Europäischen Union], der jedem Mitgliedstaat auferlegt, 15 Prozent Gas
einzusparen. Heißt in Uelzen: 100-Prozent-Hallenbad-Schließung. Mit der
eingesparten Energie bekomme man 500 Wohnungen warm.
Die Frage ist, ob die Stadtoberen nicht lieber ein paar warme Pullover mehr
austeilen und andere Prioritäten setzen sollten. Denn [3][Schwimmenlernen
ist wichtiger Teil] der Daseinsvorsorge. Gerade erst wies die Deutsche
Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) darauf hin, dass von [4][Januar bis
Ende Juli dieses Jahres 199 Menschen in deutschen Gewässern ertrunken]
sind. Das sind 15 mehr als im Vorjahreszeitraum. Die meisten starben in
Seen und Flüssen, die es nun mal überall gibt. Neben Selbstüberschätzung
und übermütigem Handeln, so mahnte die DLRG, führe auch mangelnde
Schwimmfähigkeit zum Ertrinken.
Um die steht es nach zwei Jahren Pandemie ohnehin nicht gut. „Es gibt
Kinder, die haben noch nie ein Schwimmbad von innen gesehen“, sagt ein
DLRG-Sprecher. Dieser Stau an Schwimmkursaspiranten werde nicht abgebaut,
wenn wieder Bäder schließen. Auch wurden nur halb so viele
Rettungsschwimmer ausgebildet wie früher, die an den Seen gebraucht werden.
## Kälteres Wasser, aber offene Becken
Die DLRG appellierte deshalb in einem Offenen Brief an den Bundeskanzler,
die Schwimmbäder in der Energiekrise „so lange wie möglich zu betreiben“.
Sollten wieder viele Bäder dicht machen, warnt auch der Betreiberverband
„Bäderallianz“, könnte es gar zu langfristigen Schließungen kommen, weil
das Personal abspringt.
Bäder gelten als meistgenutzte Sportstätte der Bevölkerung. Nehmen wir also
ernst, dass sie [5][wichtig fürs Soziale] und die Gesundheit sind,
verbietet sich so ein Bäder-Lockdown. Zumal es ja Alternativen gibt.
Bäderallianz und DLRG legten einen „Drei-Stufen-Plan“ vor, mit dem die
Bäder ihren Beitrag zum Energiesparen leisten können. Der heißt: erst warme
Außenbecken, dann Freizeitbecken und Saunen außer Betrieb zu nehmen, und
als erst dritten Schritt in den Becken für Sport und Schwimmenlernen die
Temperatur auf 26 Grad senken. Aber offen lassen.
Das muss auch sein, damit die Kultusminister Wort halten können: Sie haben
2019 versprochen, dass jedes Kind bis zum Ende der Grundschule sicher
schwimmen lernen soll. Und das, liebe Uelzener Stadtwerke, geht nur während
der Schulzeit im Winter.
12 Aug 2022
## LINKS
DIR [1] https://www.stadtwerke-uelzen.de/Presse/Keine-Hallenbadsaison-im-BADUE/
DIR [2] /Drohende-Energiekrise-in-Deutschland/!5870456
DIR [3] /Petition-der-Woche/!5870002
DIR [4] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/136460/DLRG-Von-Januar-bis-Juli-199-Menschen-ertrunken
DIR [5] /Hitzetage-in-der-Stadt/!5868043
## AUTOREN
DIR Kaija Kutter
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