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       # taz.de -- Von Polizei erschossener Jugendlicher: Wieso starb Mouhamed D.?
       
       > NRW-Innenminister Reul verteidigt die Polizei nach den tödlichen Schüssen
       > in Dortmund. Gleichzeitig beginnt die schwierige Suche nach den
       > Angehörigen.
       
   IMG Bild: Zwei Tage nach den tödlichen Schüssen auf einen 16-Jährigen protestieren Hunderte in Dortmund
       
       Berlin taz | Nach dem Tod des 16-Jährigen Mouhamed D. bei einem
       Polizeieinsatz in Dortmund hat Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert
       Reul (CDU) Aufklärung versprochen und das Vorgehen der Polizei verteidigt.
       Reul kündigte im Interview mit dem WDR an, einen unabhängigen
       Polizeibeauftragten zu installieren. Gleichzeitig versuchen Mitglieder der
       Schwarzen Community in Dortmund, die Familie des Getöteten ausfindig zu
       machen.
       
       Am Montagabend hatte der Betreuer einer katholischen Jugendwohngruppe die
       Polizei gerufen, weil der Jugendliche aus dem Senegal mit einem Messer im
       Innenhof der Einrichtung war und zuvor über Suizid gesprochen hatte. Laut
       Reuls Schilderungen sei der 16-Jährige auf die Beamt:innen zugerannt,
       [1][woraufhin ein Polizist sechs Mal mit einer Maschinenpistole auf ihn
       schoss].
       
       Vorige Versuche der elf eingesetzten Beamt:innen, die Lage mit Pfefferspray
       und Tasern zu beruhigen, seien gescheitert. „In dieser Situation ging es um
       die Frage: Sticht der zu oder schießt die Polizei?“, sagte Reul. [2][Nun
       ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob die Schüsse aus Notwehr fielen.]
       
       Am Mittwochabend zogen erneut mehrere hundert Demonstrant:innen von der
       Polizeiwache Dortmund Nord, [3][in deren Revier der tödliche Einsatz
       stattgefunden hatte], durch die Innenstadt vor das Dortmunder
       Polizeipräsidium. Sie wollten damit ein Zeichen gegen Polizeigewalt setzen.
       
       ## Suche nach der Familie des Getöteten
       
       Der Kulturverein BENNO und weitere Vertreter der afrikanischen Community in
       Dortmund trafen sich am Mittwochabend mit einem Vertreter der Stadt, um
       mehr über die Identität des Getöteten zu erfahren und Familienangehörige zu
       finden. Dafür wurde auch die senegalesische Botschaft eingeschaltet.
       Mouhamed D. soll erst vor kürzlich allein nach Rheinland-Pfalz gekommen
       sein, obwohl er sich mit seinem Bruder und seinen Eltern auf den Weg nach
       Deutschland gemacht haben soll.
       
       Am Samstag, zwei Tage vor seinem Tod, wurde er aus eigenem Wunsch
       mindestens eine Nacht in einer psychiatrischen Klinik in Dortmund betreut,
       weil er Suizidgedanken geäußert hatte. Mouhamed D. sprach wohl Französisch
       und die senegalesische Landessprache Wolof, weshalb die Kommunikation mit
       den Betreuer:innen und der Polizei kaum möglich gewesen sein soll.
       
       Fatou Mbengue vom Verein BENNO ist noch immer geschockt und überzeugt, dass
       der Tod von Mouhamed D. hätte verhindert werden können: „Ich wohne in der
       Straße, in der er starb und meine Familie spricht Wolof. Wir hätten mit ihm
       sprechen und ihm zeigen können, dass er hier nicht alleine ist.“
       
       Für diesen Freitag ist eine große Trauerfeier in einer Dortmunder Moschee
       geplant.
       
       11 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Aaron Wörz
       
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