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       # taz.de -- Nachrichten in der Coronapandemie: Warnung vor Bildungsdefiziten
       
       > Das RKI meldet eine leicht sinkende Inzidenz. Der deutsche Lehrerverband
       > warnt wegen Corona vor dauerhaften Bildungsrückstanden bei jungen
       > Menschen.
       
   IMG Bild: Hört trotz vieler Anfeindungen nicht auf zu warnen: Gesundheitsminister Karl Lauterbach
       
       ## RKI registriert 84.798 Corona-Neuinfektionen
       
       Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am
       Freitagmorgen mit 607,0 angegeben. Das geht aus Zahlen hervor, die den
       Stand des RKI-Dashboards von 05.00 Uhr wiedergeben. Am Vortag hatte der
       Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche bei 630,4 gelegen
       (Vorwoche: 729,3; Vormonat: 646,3). Allerdings liefern diese Angaben nur
       ein sehr unvollständiges Bild der Infektionszahlen. Expert*innen gehen
       seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus –
       vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen
       lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können
       Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner
       Tageswerte führen.
       
       Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 84.798
       Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 107.819) und 153 Todesfälle (Vorwoche:
       113) innerhalb eines Tages. Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des
       Testverhaltens, Nachmeldungen und Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt
       möglich. Generell schwankt [1][die Zahl der registrierten Neuinfektionen]
       und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am
       Wochenende viele Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im
       Wochenverlauf nachmelden. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie
       30.787.309 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die [2][tatsächliche
       Gesamtzahl] dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht
       erkannt werden. (dpa)
       
       ## Bildungsrückstand wegen Corona?
       
       Der Lehrerverband hat ohne zusätzliche Anstrengungen der Politik vor
       dauerhaften Bildungsrückständen junger Menschen durch die Folgen der
       Coronapandemie gewarnt. „Corona erweist sich als ein enormer Rückschlag für
       die Bildungsgerechtigkeit“, sagte Lehrer-Präsident Heinz-Peter Meidinger
       der „Augsburger Allgemeinen“ vom Freitag. In der Pandemie habe sich der
       schon zuvor erkennbare Trend enorm beschleunigt, dass sich die
       Grundfähigkeiten vieler Grundschüler verschlechterten
       
       „Mittlerweile erreicht nur noch gut die Hälfte die Regelstandards und bis
       zu einem Viertel nicht einmal mehr die Mindeststandards“, sagte der
       Lehrerpräsident mit Blick auf jüngste Studien unter Viertklässlern. „Das
       ist dramatisch und lässt für die künftige Schullaufbahn dieser Kinder
       nichts Gutes erwarten.“
       
       Auch die große Mehrheit der älteren Schüler abseits der Gymnasien leide
       durch die Pandemie unter erheblichen Defiziten. „Durch schlechte Bildung
       mindern wir die Zukunfts- und Lebenschancen unserer Kinder“, warnte der
       Präsident des Deutschen Lehrerverbands.
       
       „Die große Mehrheit hat Defizite, die man durch ein umfassendes
       Aufholprogramm ausgleichen könnte“, sagte Meidinger. Die Pandemie
       verschärfe jedoch weiterhin Lehrkräftemangel an den Schulen und gefährde
       die Förderprogramme. „Wenn wegen Corona Lehrer zusätzlich ausfallen, haben
       wir kaum noch Vertretungskräfte“, sagte Meidinger. „Zeitweise waren nur 80
       Prozent der Lehrkräfte verfügbar“, erklärte er. „Ob die Schulen angesichts
       dieser Personalnot das Corona-Aufholprogramm in vollem Umfang umsetzen
       können, dahinter müssen wir ein großes Fragezeichen machen.“
       
       Die Politik müsse den Lehrerberuf attraktiver machen und die frühkindliche
       Bildung erheblich verstärken, forderte der Präsident des Lehrerverbands.
       „Corona muss der Anlass sein, eine neue Offensive für mehr
       Bildungsgerechtigkeit zu starten“, sagte Meidinger. „Es ist ein hartes
       Wort, aber Deutschland versagt zunehmend bei der Frühförderung seiner
       Kinder.“
       
       Auf diese Weise sei der Leistunsabfall nicht aufzuhalten – „nicht zuletzt
       weil der Anteil der Kinder mit Migrationsgeschichte in den Schulen steigt“,
       sagte der Verbandspräsident. Vor zehn Jahren habe er bei gut 20 Prozent
       gelegen, heute bei knapp 40 Prozent. „Diese Kinder sind genauso clever,
       aber sie haben oft von Hause aus erheblich mehr Probleme mit der Sprache.“
       
       Für das kommende Schuljahr rief der Lehrerpräsident die Bundesländer auf,
       weiter auf Coronatests zu setzen. „Wir hoffen, dass wir nicht nochmals ein
       Schuljahr mit Schulschließungen erleben müssen, aber das ist kein
       Selbstläufer“, sagte Meidinger. „Nach wie vor gibt es zu wenig
       Raumluftfilteranlagen in den Klassenzimmern.“ Es sei zu fürchten, „dass es
       doch wieder zu Unterrichtskürzungen kommt oder dass einzelne Klassen
       zeitweise zu Hause bleiben müssen, weil zu viele Schulkinder und Lehrkräfte
       erkranken.“ Deswegen müsse „die Politik dringend das
       Infektionsschutz-Gesetz nachbessern, damit im Notfall auch wieder eine
       Masken- und Testpflicht angeordnet werden kann.“ (afp)
       
       ## Lauterbach warnt vor Unterschätzen der Sommerwelle
       
       Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat erneut davor gewarnt,
       Corona-Infektionen in der laufenden Sommerwelle zu unterschätzen oder in
       Kauf zu nehmen. Die ursprüngliche Idee, dass man sich infiziere und danach
       dann für immer immun sei, habe sich nicht bestätigt, sagte der
       SPD-Politiker dem „Kölner Stadt-Anzeiger (Freitag-Ausgabe und Podcast). Er
       verwies darauf, dass man sich sehr leicht mit der aktuellen Virusvariante
       BA.5 anstecken könne, auch wenn man mit der vorherigen Variante BA.2
       infiziert gewesen war.
       
       Bei BA.5 sei laut neuen Studien zudem die Wahrscheinlichkeit größer, dass
       man schwer erkranke und im Krankenhaus behandelt werden müsse. Man sehe in
       Deutschland schon einen Anstieg der Hospitalisierungen und [3][mehr
       Verlegungen auf Intensivstationen], erläuterte der Minister.
       
       Er wandte sich gegen die Darstellung des [4][Chefs der Kassenärztlichen
       Bundesvereinigung, Andreas Gassen], der die Omikron-Variante „fast als
       Friedensangebot des Virus“ bezeichnet hatte. Eine Annahme eines solchen
       Angebots würden viele mit dem Tod bezahlen. „Viele Menschen mit
       Risikofaktoren würden dann schwer erkranken oder versterben.“ Zudem steige
       das Risiko für Long Covid. „Daher müssen wir das Problem lösen nicht durch
       eine ständige Infektion, sondern durch bessere Impfstoffe“, sagte
       Lauterbach. (dpa)
       
       29 Jul 2022
       
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