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       # taz.de -- Zahl der Waldbrände nimmt deutlich zu: „Technik zum gezielten Feuerlegen“
       
       > Dass es im Wald immer häufiger brennt, hat mehrere Gründe. Der Verein
       > „Waldbrandteam“ ist auf die Bekämpfung von Vegetationsbränden
       > spezialisiert.
       
   IMG Bild: Das „Waldbrandteam“ legt mit Hilfe von Flämmkannen kontrollierte Gegenfeuer, um Brände einzudämmen
       
       taz: Herr Maushake, warum kommt es in letzter Zeit [1][so häufig zu
       Waldbränden?]
       
       Detlef Maushake: Da kommen mehrere Faktoren zusammen: Zum einen wird es
       wärmer und trockener. Wir unterschreiten seit einigen Jahren die
       durchschnittlichen Regenmengen, die die Natur eigentlich bräuchte – gerade
       im Winter. Zum anderen wird aus Gründen der Naturpflege mehr Totholz in den
       Wäldern belassen. Das ist alles Brennmaterial. Der dritte Faktor ist der
       Mensch. Über 90 Prozent der Brände sind [2][menschengemacht] – durch
       Unachtsamkeit, durch Fahrlässigkeit, aber auch durch Brandstiftung.
       
       Hat die [3][Zahl der Brände zugenommen]? 
       
       Deutlich – vor allem aufgrund der [4][Wärme und der Trockenheit]. Es gibt
       in Deutschland aber ein statistisches Problem: Nicht alle Brände werden
       gleichermaßen registriert. Wenn zum Beispiel eine Bahnböschung oder ein
       Acker brennt, geht das oft nicht in die Statistik ein. Das Gleiche gilt für
       kleinere Brände im Privatwald, die nicht gemeldet werden.
       
       Wie viele Waldbrände gab es dieses Jahr in Niedersachsen? 
       
       Die Waldbrandzentrale in Lüneburg hat 2022 schon etwa 500 Brände gesichtet.
       Das deckt natürlich nur einen kleinen Teil Niedersachsens ab. Ich gehe
       insgesamt von mehreren Tausend Wald- und Flächenbränden aus, wobei die
       Größe stark variiert.
       
       Waldbrände können auch Teil des natürlichen Kreislaufs sein … 
       
       In Deutschland gehören sie eigentlich nicht zum natürlichen Kreislauf. Es
       gibt bestimmte Baumarten, deren Tannenzapfen darauf angewiesen sind, Wärme
       zu bekommen, damit sie aufgehen und die Saat heraustritt. Diese Baumarten,
       die zum Beispiel in Kalifornien heimisch sind, gibt es in Deutschland aber
       nicht. Hier ist ein Waldbrand immer ein Schadfeuer, auch wenn sich die
       Natur davon erholen kann.
       
       Ihr Verein „Waldbrandteam“ ist auf Vegetationsbrände spezialisiert. Wie oft
       sind Sie dieses Jahr schon ausgerückt? 
       
       Wir hatten einen geplanten Einsatz im Norden Portugals, um die dortige
       Feuerwehr zu unterstützen. Und wir waren in Brandenburg in der Nähe von Bad
       Liebenwerda im Einsatz. Daneben bilden wir viele Feuerwehren zum Thema
       Waldbrand aus. Der Prozess wächst noch – genauso wie die Erkenntnis, dass
       es Spezialist:innen braucht. Es gibt in Deutschland nur zwei Vereine
       und eine Abteilung, die sich speziell mit dem Thema Waldbrand beschäftigen.
       Unser Team hat etwa 80 Mitglieder und ist an vier Landkreise angebunden,
       die uns im Notfall alarmieren: Goslar, Salzgitter, Peine und Northeim.
       
       Was ist der Unterschied zur normalen Feuerwehr? 
       
       Einen Gebäude- oder Autobrand könnten wir nicht löschen. Wir haben
       ausschließlich Spezialmaterial für die Bekämpfung von Vegetationsbränden.
       Das sind zum Beispiel sehr dünne Schläuche oder kleine, mobile Pumpen, mit
       denen man im Gelände einfacher arbeiten kann. Dazu kommen Handwerkzeuge,
       mit denen Glutnester ausgehoben oder Feuerschneisen gegraben werden können.
       Wir besitzen auch Technik zum gezielten Feuerlegen, um beispielsweise
       Gegenfeuer zu legen oder Flächen kontrolliert abzubrennen.
       
       Sie bekämpfen Feuer mit Feuer? 
       
       Einerseits setzen wir Feuer zur Brandbekämpfung ein, in dem wir
       kontrollierte Gegenfeuer legen, die dem Hauptbrand entgegenlaufen und ihm
       so das Brennmaterial vorwegnehmen. Andererseits können wir durch
       kontrollierte Feuer das Totholz in den Wäldern präventiv beseitigen. Ohne
       dieses Unterholz entstehen erst gar keine Vollfeuer.
       
       Wie müssen sich die Wälder verändern, um zukünftig Brände zu vermeiden? 
       
       Die Brennstoffmasse müsste verkleinert werden. Das passiert durch gezielte
       Ausdünnung bestimmter Bereiche. Außerdem bräuchte es Baumarten, die weniger
       feueranfällig sind. Dazu zählen fast alle Laubarten, vor allem die bei uns
       heimische Buche. Durch sie entsteht mehr Feuchtigkeit und ein anderes Klima
       im Wald. Wenn es lange genug trocken war, brennt allerdings auch ein
       Laubwald. Es gibt keine feuerbeständigen Bäume – es gibt nur welche, die
       nicht so anfällig sind.
       
       2 Aug 2022
       
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