# taz.de -- Konflikt zwischen Kosovo und Serbien: Nur noch auf Augenhöhe
> Serbiens Präsident Vućić hätte gern den Kosovo zurück. Sein Gegenspieler
> Kurti hält davon gar nichts – und weiß dabei auch die Nato auf seiner
> Seite.
IMG Bild: Verärgert über den kosovarischen Widerstand: Serbiens Präsident Aleksandar Vućić
Am meisten ärgert es den serbischen Präsidenten [1][Aleksandar Vućić], dass
er aus der kleinen ehemaligen „autonomen serbischen Provinz“ Kosovo so viel
Widerstand erfahren muss. Serbien hat die Niederlage im Kosovokrieg 1999
und die Unabhängigkeit des Landes 2008 nie verkraftet. Kosovo diplomatisch
anzuerkennen, kommt für Serbien nicht infrage. Man will das 90 Prozent von
Albanern bewohnte Kosovo zurück.
Aber wie? Serbien hat seit dem Ukrainekrieg in Europa Kopfschütteln
ausgelöst. Serbien, das lange Jahre mit der Mär, es sei ein
stabilisierender Faktor auf dem Balkan, zwischen West und Ost lavieren
konnte, hat sich offen zu Putin und der reaktionären und
[2][kriegstreiberischen Orthodoxen Kirche] bekannt. Mehr noch: Vućić hat in
den letzten Jahren in Serbien eine populistische Diktatur errichtet.
Er hat die [3][Pressefreiheit abgeschafft] und die Opposition geknebelt.
Und er versucht, mit der Strategie „Serbische Welt“ alle Staaten des
Balkan, in denen Serben leben, zu destabilisieren: in Bosnien, Montenegro
und natürlich auch im Kosovo. Doch Kosovo leistet nach wie vor Widerstand.
Es will mit Serbien eine Diskussion auf Augenhöhe. Und keinesfalls
zweierlei Maß bei den Reisebestimmungen. Da kann Vućić drohen, wie er will.
Die neue, aktive und weltweit vernetzte Politikerriege mit Präsidentin
Vjiosa Osmani, Ministerpräsident Albin Kurti und Außenministerin Donika
Gervalla-Schwarz, machen da nicht mit. Und sie gehen Konflikte ein. Im
Gegensatz zu Serbien ist das mehrheitlich von Albanern bewohnte Kosovo
prowestlich gepolt, das klar Stellung für die Ukraine bezieht, für
Menschenrechte und Selbstbestimmung eintritt und ernst macht mit der
Demokratisierung des Landes, mit dem Kampf gegen die Korruption, mit der
Integration der Minderheiten.
Und Kosovo ist bereit, auch militärisch Widerstand gegen den serbischen
Druck zu leisten. Die neue Regierung hat sich damit viele Freunde
geschaffen. Im Europa der EU bröckeln die bisher dominanten proserbischen
Positionen. Und Kosovo kann sich auf die Rückendeckung der Nato verlassen.
1 Aug 2022
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## AUTOREN
DIR Erich Rathfelder
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