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       # taz.de -- Nach den Präsidentschaftswahlen in Kenia: Die Spannung steigt
       
       > Die Wahlkommission prüft die Wahlergebnisse ganz genau. Denn William Ruto
       > und Raila Odinga liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
       
   IMG Bild: Doppelt und dreifach prüfen: Im Auszählungszentrum „Bomas of Kenya“ in Nairobi am 14. August
       
       Nairobi taz | Bis kommenden Dienstag hat [1][Kenias Wahlkommission] noch
       Zeit, um das Ergebnis der Präsidentschaftswahl vom vergangenen Dienstag zu
       verkünden. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit in dem
       50-Millionen-Einwohner-Land, und für manche ist er unerträglich.
       
       William Ruto, aktueller Vizepräsident und einer der Favoriten, ist jetzt
       vor das Oberste Gericht gezogen, um Klagen von elf Klägern
       entgegenzutreten, die ihn daran hindern sollen, im Falle seines Sieges ins
       Amt eingeführt zu werden. Die Kläger wollen eine Amtseinführung Rutos für
       verfassungswidrig erklären lassen, wegen angeblicher Formfehler bei seiner
       Kandidatur.
       
       Vor dem nationalen Auszählungszentrum in der Hauptstadt Nairobi, genannt
       Bomas, kam es zu Rangeleien zwischen Anhängern Rutos und seines wichtigsten
       Gegenkandidaten, Oppositionsführer Raila Odinga, nachdem ein mysteriöses
       elektronisches Gerät erspäht wurde.
       
       Die Anhänger der beiden Wählerkoalitionen – „[2][Kenya Kwanza]“ (Kenia
       zuerst) von William Ruto und „[3][Azimio La Umoja]“ (Bekenntnis zur
       Einheit) von Raila Odinga – stritten derart miteinander, dass die laufende
       Überprüfung aller Ergebnisse aus jedem einzelnen Wahlkreis, die mehrere
       Tage in Anspruch nimmt, unterbrochen werden musste. Das Odinga-Lager
       meinte, das Gerät sei vom Ruto-Lager platziert worden, um die
       Ergebnisverifizierung zu stoppen. In der Nacht zu Sonntag kam es erneut zu
       Auseinandersetzungen.
       
       Und es zirkulierten Gerüchte, dass es Hackerangriffe auf die Computer der
       Wahlkommission gebe. Kenia gehört zu Afrikas führenden digitalen Ökonomien,
       und die Kontrolle der Datenbanken der Wahlkommission gilt als Schlüssel zum
       Wahlergebnis. Marjan Hussein Marjan, Geschäftsführer der Wahlkommission
       IEBC, musste an die Öffentlichkeit treten und die Gerüchte dementieren:
       „Wir versichern dem Land, dass nichts Derartiges geschehen ist.“
       
       Ein gewählter Parlamentsabgeordneter stellte sich derweil der Polizei wegen
       eines angeblichen Mordes. Didmus Barasa, ehemaliger Armeeoffizier und
       Abgeordneter für den Wahlkreis Kimilili im Westen Kenias für Rutos Partei
       UDA (Vereinigte Demokratische Allianz), stellte sich der Polizei in Bungoma
       zur Verfügung; er soll am Wahltag den Wachmann seines Gegenkandidaten Bryan
       Khaemba, Brian Olunga, erschossen haben.
       
       ## Erst Odinga vor Ruto, dann Ruto vor Odinga
       
       Inoffizielle Teilergebnisse deuten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen
       Ruto und Odinga hin. Nachdem in den ersten Tagen nach der Wahl
       unterschiedliche Medien gegensätzliche Ergebnisse veröffentlicht und auf
       sozialen Netzwerken frei erfundene Zahlen die Runde gemacht hatten, wurde
       die Veröffentlichung von Hochrechnungen und Teilergebnissen in den Medien
       eingestellt. Alles wartet nun auf die Freigabe der Teilergebnisse durch die
       Wahlkommission IEBC.
       
       Am Sonntag, nach Prüfung von knapp der Hälfte aller Wahlkreise, lag William
       Ruto mit 51,25 Prozent der Stimmen vor Raila Odinga, der auf 48,09 Prozent
       kam. Am Samstag, als erst knapp 30 Prozent der Wahlkreise überprüft worden
       war, hatte Odinga knapp vorne gelegen.
       
       Regierungssprecher Cyrus Ogbuna, ein pensionierter Oberst, warnte die
       Öffentlichkeit vor friedensgefährdendem Verhalten. „Wir ermutigen jedes
       Individuum, sicherzustellen, dass seine Handlungen und sein Verhalten der
       Bewahrung und Konsolidierung von Frieden, Stabilität und nationaler Einheit
       dienen, die wir mühevoll erarbeitet haben“, sagte er. Kenia hat eine
       Geschichte von Gewalt nach umstrittenen Wahlen mit knappem Ausgang.
       
       14 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.iebc.or.ke/
   DIR [2] https://twitter.com/KenyaKwanza
   DIR [3] https://twitter.com/AzimioUmoja
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Maria Macharia
       
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