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       # taz.de -- Bundeswehr und UN-Mission in Mali: Im Wortgefecht um Truppen
       
       > Mali und die UN-Mission einigen sich auf die Wiederaufnahme von
       > Militärflügen. Auch die Bundeswehr könnte nach Stopp weitermachen.
       
   IMG Bild: Bundeswehr in Mali: Es gibt Streit um Überflugrechte
       
       Berlin taz | Entspannt sich die Krise zwischen Deutschland und Mali,
       nachdem die Bundeswehr am Freitag ihren [1][Mali-Einsatz für ausgesetzt]
       erklärte? Die Truppenrotationen der [2][UN-Mission in Mali (Minusma)]
       werden ab Montag wieder aufgenommen, bestätigten am Wochenende Malis
       Außenminister Abdoulaye Diop und Minusma-Sprecherin Myriam Dessables. Zuvor
       hatten sich UN-Mission und Malis Regierung auf ein neues Verfahren dafür
       geeinigt.
       
       Laut Malis Außenministerium notifizierte bisher jedes Truppenstellerland
       seine Truppenbewegungen selbst. „Wir haben das gestoppt“, wird
       Außenminister Diop von der Nachrichtenagentur AFP zitiert. „Alle Anträge
       müssen jetzt an die Minusma gehen, die sie bestätigen und an das
       Außenministerium weiterleiten muss. Die Minusma hat ihre Zustimmung zu den
       neuen Prozeduren erklärt und sie allen Truppenstellerländern kommuniziert.
       Es wird keine Ausnahme geben.“
       
       Diese Bemerkung zielt auf [3][Deutschland], dessen Truppen in Mali Teil der
       UN-Mission sind. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte am
       Freitag erklärt: „Erneut haben die malischen Machthaber der Minusma
       Überflugrechte verweigert.“ Am Donnerstag noch habe Verteidigungsminister
       Sadio Camara sie aber erlaubt. „Die Taten Camaras sprechen eine andere
       Sprache als seine Worte. Daher müssen wir Maßnahmen ergreifen.“
       
       Nach malischer Darstellung hatte Deutschland die Erlaubnis nicht nach dem
       neuen Verfahren beantragt. „Die Deutschen müssen sich an die neuen
       Prozeduren halten“, sagte Außenminister Diop am Samstag. „Ihre
       Verteidigungsministerin hat etwas überstürzt die Suspendierung ihrer
       Operationen verkündet. Das beeindruckt uns nicht.“ Deutschland möge seinen
       Antrag neu stellen.
       
       ## Diplomaten sehen die Lage rosiger als die Bundeswehr
       
       Laut Bundeswehr hatte man die neuen Richtlinien befolgt. Die
       „vorübergehenden Durchführungsbestimmungen für Personalwechsel“ seien am 9.
       August mitgeteilt worden, erklärte das Einsatzführungskommando der
       Bundeswehr. Am 12. August habe man der Minusma „alle erforderlichen Daten
       und Informationen“ zur Verfügung gestellt: Eine Chartermaschine der
       deutschen Firma Kühne & Nagel sollte 140 deutsche Soldaten nach Mali
       einfliegen und 100 ausfliegen. Sie habe aber „keine Überflug- und
       Landerechte“ erhalten. So konnte das deutsche Kontingent in Gao im
       Nordosten Malis nicht verstärkt werden wie vorgesehen.
       
       „Daher werden bis auf Weiteres die Operationen der Aufklärungskräfte und
       die Transportflüge mit dem Hubschrauber CH-53 eingestellt, um so
       ausreichend Kräfte für die Flughafensicherung in Gao zur Verfügung zu
       haben“, so die Bundeswehr am Freitag weiter.
       
       Eine Verlegung deutscher Soldaten aus Malis fast 1.000 Kilometer entfernter
       Hauptstadt Bamako sei nicht möglich gewesen, weil der dafür vorgesehene
       Airbus A400M nach einem Blitzschlag festsitze. Zu den neuen Aussagen des
       malischen Außenministers verwies das Bundesverteidigungsministerium am
       Samstag auf Lambrechts Äußerungen vom Vortag.
       
       Deutsche Diplomaten scheinen hingegen eine viel positivere Wahrnehmung zu
       haben. Nach politischen Gesprächen in Bamako Anfang vergangener Woche war
       im Auswärtigen Amt zu hören, Deutschland sei „natürlich“ in Mali willkommen
       und ebenso wie die UNO ein „ganz wichtiger Partner“. Behinderungen der
       UN-Mission Minusma seien nicht gegen Deutschland gerichtet, die
       Truppenrotation werde in nächster Zeit wieder aufgenommen.
       
       Auch auf malischer Seite ist die Wahrnehmung nicht immer konsistent. So war
       ein Grund für die Behinderung ausländischer Militärs am Flughafen Bamako in
       jüngster Zeit, dass am vergangenen Dienstag Staatschef Oberst Assimi Goita
       dort den malischen Streitkräften fünf russische Kampfjets und einen
       Kampfhubschrauber übergab. Danach war der Weg frei zur Wiederzulassung von
       UN-Flügen.
       
       Und am Wochenende wurde einer der führenden antiwestlichen Scharfmacher in
       Bamako, Premierminister Choguel Maiga, von seinen Ärzten in den
       Zwangsurlaub geschickt, nach „14 Monaten Arbeit ohne Pause“, wie sein Büro
       mitteilte. Medienberichten zufolge hat er einen Schlaganfall erlitten.
       
       14 Aug 2022
       
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