URI: 
       # taz.de -- Klimaaktivisten-Camp in Berlin: Verkehrswende geht nur zusammen
       
       > Im Invalidenpark wird für eine zukunftsorientierte Verkehrspolitik
       > „gecampft“ – gegen den Ausbau immer neuer Straßen und für kostenlosen
       > Nahverkehr.
       
   IMG Bild: Mitten auf der Wiese haben Klimaaktivist*innen ein Camp errichtet
       
       Berlin taz | Wir fordern eine sozial-ökologische Verkehrswende“, sagt Yuno
       im Invalidenpark, unweit des Bundesverkehrsministeriums. Yuno definiert
       sich nicht-binär und möchte nur mit Vornamen genannt werden. Ein Teil des
       Parks wird derzeit als ein [1][Verkehrswende-Camp] von verschiedenen
       klimaaktivistischen Gruppen genutzt. Dort hat es sich Yuno unter einem Baum
       gemütlich gemacht.
       
       Noch bis Ende September sind Veranstaltungen unter anderem von
       [2][Extinction Rebellion] und [3][Fridays For Future] geplant. In diesen
       heißen Augusttagen sind Aktive im unteren einstelligen Bereich vor Ort.
       „Aktuell geht es mehr um Präsenz und weniger um Aktion“, erklärt Yuno.
       
       Die sozial-ökologische Verkehrswende bezieht sich besonders auf den
       [4][Bundesverkehrswegeplan 2030]. Eigentlich soll dieser neben der Straße
       auch die Schifffahrt und die Schiene berücksichtigen. Nach Meinung der
       Klimaaktiven wird sich allerdings hauptsächlich um den Straßenausbau
       gekümmert. Daher fordern sie eine Neuausrichtung dieses Plans. Eine weitere
       Forderung ist, dass der ÖPNV bundesweit kostenlos nutzbar sein soll.
       
       Ein juristischer Sieg im Ammerland, der den ersten Bauabschnitt der A20
       verhindern konnte, sei der Startschuss für das Camp in Berlin gewesen. „Wir
       müssen uns solidarisieren und einen Raum für die Bewegung schaffen.“ Im
       Invalidenpark stehen ein paar Schlafzelte, eine Sitzgelegenheit von
       Greenpeace und ein größeres Zelt einer Behindertenwerkstatt.
       
       ## Verkehrswende-Camp als Soziallabor
       
       Letzte Nacht wurde das Zelt beschmiert, von einem „Macker der autonomen
       Linken“, wie Yuno es formuliert. Dort steht nun: FCK XR. Das heißt so viel
       wie: „Fick dich, Extinction Rebellion“. „Das ist ein echtes Problem“,
       stellt Yuno fest. Es gehe nicht nur um die Beschmierung des geliehenen
       Zeltes einer Werkstatt, sondern auch um die Grabenkämpfe der Linken
       insgesamt. Immer wieder scheitere das Miteinander, scheiterten auch die
       Aktionen an Uneinigkeiten in Detailfragen.
       
       Klar, wie negativ sich innere Spaltung innerhalb einer
       Interessengemeinschaft auswirken kann, hat man sehr gut auf Landes- und
       Bundesebene der Linken nachvollziehen können. Die Partei steht aus
       ähnlichen Gründen am Rande der Bedeutungslosigkeit.
       
       „Wir müssen neue Wege des Zusammenlebens- und -arbeitens entwickeln“, ist
       sich Yuno sicher. Dieses Camp soll daher neben den konkreten Forderungen an
       die Politik auch ein „Soziallabor“ sein. Yuno beschreibt das als eine
       „Diversity of Tactics“. Man habe mit der Schmierei zwar einen Rückschlag
       hinnehmen müssen, aber dennoch wird das Verkehrswende-Camp von einem
       breiten Bündnis klimapolitisch aktiver Menschen getragen.
       
       ## Kein Ausbau, sondern Erhalt und Sanierung
       
       Diese verkünden geschlossen: „Wir haben genug von Ihrer Arbeitsweise, Herr
       Wissing, halten Sie sich an den Koalitionsvertrag.“ Dort steht geschrieben,
       dass der Fokus auf „Erhalt und Sanierung“ von Straßen liegen soll und
       zweitens setzt die Regierung auf sogenannte Dialogprozesse mit Verbänden.
       Mit insgesamt über 600 Kilometern geplanter, neuer Autobahnstrecke im
       Bundesgebiet konterkariert der Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) diese
       Pläne und lässt sie zu inhaltslosen Absichtserklärungen verkommen.
       
       Um das zu ändern, wird wohl auch bald im Verkehrswende-Camp mehr los sein.
       Yuno sagt, es brauche Strukturen von unten und nicht von oben herab: „Bis
       Ende September sind die Klimaaktivist*innen vor Ort, am 23.September
       wird eine Fridays-For-Future- Demo am Camp starten und enden.“
       
       18 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://vwcb.noblogs.org/
   DIR [2] https://extinctionrebellion.de/og/berlin/
   DIR [3] https://fridaysforfuture.berlin/
   DIR [4] https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/bundesverkehrswegeplan-2030-gesamtplan.pdf?__blob=publicationFile
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sean-Elias Ansa
       
       ## TAGS
       
   DIR Verkehrswende
   DIR Schwerpunkt Fridays For Future
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Mobilität
   DIR taz Plan
   DIR Verkehrswende
   DIR Verkehrspolitik
   DIR Deutsche Bahn
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Experte zur Verkehrswende: „Wir müssen über Autoscham reden“
       
       Das 49-Euro-Ticket kommt. Reicht das aber für die Verkehrswende? Ein
       Gespräch mit Verkehrsplaner Oliver Schwedes über Autos, ÖPNV und die
       Zukunft.
       
   DIR Bewegungstermine in Berlin: Ein zäher Kampf
       
       Weil die Verkehrswende nur langsam voran kommt, liegt es mal wieder an den
       Aktivist:innen, sie Stück für Stück zu erkämpfen. Einige Gelegenheiten
       dazu.
       
   DIR Gesetz für Verkehrswende: Wissing soll liefern
       
       14 Organisationen fordern eine StVO-Gesetzesreform, wie sie im
       Koalitionsvertrag steht. Kommunen sollen mehr Spielraum bekommen.
       
   DIR Verkehrspolitik in Berlin: Der Verkehrswende 'ne Brücke bauen
       
       Die Verkehrsverwaltung überarbeitet die Planungen für die Mühlendamm- und
       die Neue Gertraudenbrücke in Mitte. Kritik daran gibt es weiter.
       
   DIR Bahnverkehr am Wochenende: Radeln bis zur Verkehrswende
       
       Wer mit Bahn und Rad am Wochenende unterwegs ist, strandet oft irgendwo,
       weil Züge überfüllt sind. Das hat wenig mit dem 9-Euro-Ticket zu tun.