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       # taz.de -- Al-Qaida-Chef in Afghanistan getötet: „Haben Gerechtigkeit geliefert“
       
       > Die USA töten Al-Qaida-Chef Aiman al-Sawahiri per Drohne in Afghanistans
       > Hauptstadt Kabul. Der angeschlagene US-Präsident Biden will Stärke
       > zeigen.
       
   IMG Bild: Wegen Covid in Isolation: US-Präsident Joe Biden verkündet die Tötung des Al-Qaida-Chefs
       
       New York taz | Elf Jahre nach der [1][Tötung von Osama bin Laden] hat am
       Montagabend wieder ein US-Präsident in einer Fernsehansprache die Tötung
       eines Al-Qaida-Führers als Erfolgsmeldung bekannt gegeben. „Wir haben
       Gerechtigkeit geliefert“, erklärte Joe Biden über den Drohnen-Einsatz gegen
       [2][Aiman al-Sawahiri]. Er pries die Aktion als „sorgfältig geplant“ und
       als „totalen Erfolg“. Sagte, dass er sie autorisiert habe. Lobte, dass
       keine Angehörigen zu Schaden gekommen seien. Und drohte potenziellen
       Nachahmern: „Egal, wie lange es dauert, und egal, wo du dich versteckst,
       wenn du eine Bedrohung für unser Volk bist, werden wir dich finden und dich
       ausschalten“.
       
       Während seiner sieben Minuten und 25 Sekunden langen Ansprache stand Biden
       allein auf dem Balkon des blauen Raums im Weißen Haus. Im Hintergrund waren
       Motorengeräusche und Hupen aus dem abendlichen Berufsverkehr der
       US-Hauptstadt zu hören und das George Washington Memorial zu sehen.
       
       Damit gab Biden ein anderes Bild als sein Amtsvorgänger ab. Barack Obama
       hatte seine Osama-bin-Laden-Erfolgsmeldung am 2. Mai 2011 im Inneren des
       Weißen Hauses gemacht. Er war über einen roten Teppich an das Rednerpult
       gekommen und hatte neun Minuten und 40 Sekunden lang gesprochen.
       
       Im Gegensatz zu dem damals 50-jährigen energiegeladenen Obama wirkte der
       79-jährige Biden am Montagabend angeschlagen. Viele seiner Sätze waren
       genuschelt. Aber wie Obama machte Biden klar, dass er persönlich für die
       Sicherheit seiner Landsleute sorge. Wie er sprach er von „Gerechtigkeit“.
       Und wie er widmete er die Tötung den Angehörigen der Opfer der Attentate
       vom 11. September 2001. Als habe er eine religiöse Aufgabe erledigt, sprach
       Biden von der Einlösung eines „heiligen Versprechens an die Nation“ und
       davon, dass die Tötung eine Maßnahme sei, um den Angehörigen einen
       Abschluss zu ermöglichen.
       
       ## Biden hofft auf Popularitätsschub
       
       Biden ist gegenwärtig an Covid erkrankt und befindet sich zum zweiten Mal
       binnen weniger Tage in Quarantäne. Erst am Samstag hat das Weiße Haus
       bekannt gegeben, dass er erneut positiv getestet wurde. Die Botschaft von
       dem Balkon bedeutet auch, dass Biden sich nicht von dem Virus davon
       abhalten lässt, seine Rolle als Oberster Befehlshaber ernst zu nehmen.
       
       Kurz nachdem Obama im Mai 2011 seine Rede gehalten hatte, versammelten sich
       Tausende auf dem Vorplatz des Weißen Hauses und [3][feierten bis tief in
       die Nacht hinein] die Tötung bin Ladens in Abottabad in Pakistan. 21 Jahre
       nach den Anschlägen vom 11. September und auch weil al-Sawahiri in den USA
       nicht annähernd so bekannt und berüchtigt war wie bin Laden, kam es am
       Montag auf Washingtons Straßen nicht zu vergleichbaren Szenen. Aber genau
       wie Obama, der ein Jahr nach seiner antiterroristischen Erfolgsmeldung für
       eine zweite Amtszeit im Weißen Haus gewählt wurde, kann Biden jetzt auf
       einen Anstieg seiner zuletzt extrem gesunkenen Popularität hoffen.
       
       Ein Jahr nach dem [4][Abzug der US-Truppen aus Afghanistan] soll die
       Erfolgsmeldung zusätzlich demonstrieren, dass Biden in der Lage ist,
       US-amerikanische Interessen auf militärische Art in Kabul zu vertreten.
       „Als ich unsere Militärmission in Afghanistan beendete, habe ich
       entschieden, dass die USA nach 20 Jahren Krieg nicht mehr Tausende
       Bodenkräfte brauchen, um Amerika vor Terroristen zu schützen“, erklärte er
       am Montag, „ich habe versprochen, dass wir weiterhin effiziente
       antiterroristische Aktionen durchführen. Das haben wir getan“.
       
       Al-Sawahiri war nach Bidens Darstellung „jahrzehntelang der Vordenker von
       Angriffen gegen Amerikaner“. Der US-Präsident sagte, er sei „tief
       verwickelt“ in die Anschläge vom 11. September gewesen. Er machte
       al-Sawahiri auch für den Angriff auf das US-Militärschiff USS Cole im Jahr
       2000 und für die Bombenangriffe auf US-Botschaften in Kenia und Tansania
       1998 verantwortlich. Und er beschrieb, dass al-Sawahiri noch in den
       zurückliegenden Wochen seine Anhänger in Videos zu Angriffen gegen die USA
       und ihre Alliierten aufgerufen habe.
       
       Nach nicht näher genannten Informationen von US-Geheimdiensten soll
       al-Sawahiri kürzlich zu Angehörigen in der Innenstadt von Kabul gezogen
       sein. Biden betonte, dass bei der Drohnentötung am Samstag in Kabul kein
       Angehöriger zu Schaden gekommen sei.
       
       2 Aug 2022
       
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