# taz.de -- Diskussion über Pendlerpauschale: Spitzenverdiener fahren mehr
> FDP-Chef Lindner hat eine weitere Anhebung der Pendlerpauschale ins Spiel
> gebracht. Davon würden vor allem Bessergestellte profitieren.
IMG Bild: Die Ampelparteien hatten sich im Koalitionsvertag auf eine Reform der Pendlerpauschale geeinigt
Berlin rtr | Neue Zahlen befeuern die Debatte über die Pendlerpauschale für
Arbeitnehmer. Geringverdiener machen bei der Steuer mit 32 Kilometern zwar
den längsten Arbeitsweg geltend, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Doch von einer Erhöhung der Entfernungspauschale, wie sie
[1][Finanzminister Christian Lindner] ins Gespräch brachte, würden
Spitzenverdiener weitaus stärker profitieren – denn sie arbeiten mehr Tage
und fahren insgesamt die meisten Kilometer. Das zeigen weitere Zahlen der
Statistikbehörde. „Wenn wir die Pendlerpauschale einfach erhöhen, führt
dies bei hohen Einkommen zu einer höheren Steuerentlastung als bei geringen
Einkommen“, sagte Grünen-Politiker Sascha Müller zu Reuters. „Als
[2][Instrument des gezielten sozialen Ausgleichs] ist die Pendlerpauschale
also nicht geeignet.“
Beschäftigte können mit der Pauschale – unabhängig vom Verkehrsmittel – die
einfachen Entfernungskilometer vom Wohnort zur Arbeitsstätte bei der Steuer
geltend machen. Das sind 30 Cent pro Kilometer, ab dem 21. Kilometer 38
Cent. Sie verringern in dieser Höhe das Einkommen, das sie versteuern
müssen – sofern der geltend gemachte Betrag den auf 1.200 Euro jährlich
angehobenen Arbeitnehmer-Pauschbetrag übersteigt.
Das bedeutet: Wer mehr verdient, hat einen höheren Steuersatz – und damit
auch eine höhere Entlastung durch jeden Euro, den er oder sie bei der
Steuer geltend macht. Wer keine Steuern zahlt, wird durch die Pauschale
auch nicht entlastet. 2021 schlug die Pauschale beim Fiskus laut
Finanzministerium mit Mindereinnahmen von rund 5,5 Milliarden Euro zu
Buche.
## Ampel will Pendlerpauschale reformieren
Aus den Zahlen des Statischen Bundesamts geht hervor, dass die höheren
Einkommen nicht nur aufgrund ihres höheren Steuertarifs von der
Entfernungspauschale profitieren – sondern dass sie auf das ganze Jahr
gesehen auch mehr Kilometer geltend machen als Geringverdiener. 2018 gab es
rund 242.700 Beschäftigte mit einem Jahresbruttolohn von weniger als 10.000
Euro, die im Durchschnitt einen Arbeitsweg von 32 Kilometer zurücklegten –
und das an 122 Arbeitstagen, so dass sie durchschnittlich 986 Euro als
Entfernungspauschale geltend machten. Auf die höchste Summe kamen mit 1.768
Euro im Durchschnitt aber Einkommen zwischen 100.000 und 200.000 Euro: Sie
legten im Schnitt 28 Kilometer zurück, aber an 211 Arbeitstagen.
Lindner hatte sich offen gezeigt, „die Pendlerpauschale ab 2023 deutlich zu
erhöhen – ab dem 1. Kilometer und nicht nur für Fernpendler“. Eine Erhöhung
auf 38 Cent ab dem ersten Kilometer würde laut Finanzministerium die
Pendler um etwa 1,25 Milliarden Euro zusätzlich entlasten.
Geringverdiener bis 10.000 Euro Jahresbrutto mit dem längsten Arbeitsweg
zahlen aber keine Steuern, der Grundfreibetrag wurde gerade erst auf 10.347
Euro angehoben. [3][Im Koalitionsvertrag haben sich SPD, Grüne und FDP]
darauf verständigt, die Pendlerpauschale zu reformieren.
3 Aug 2022
## LINKS
DIR [1] /Entlastungen-fuer-Buerger/!5867154
DIR [2] /Pressefreiheit-in-China/!5012259
DIR [3] https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Koalitionsvertrag/Koalitionsvertrag_2021-2025.pdf
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