# taz.de -- Armee-Musiker*innen spielen „Layla“: Die Bundeswehr schunkelt mit
> Das Heeresmusikkorps Kassel spielt auf einem Fest den Hit „Layla“ – trotz
> sexistischem Text. Konsequenzen hat das für die Soldat*innen wohl
> nicht.
IMG Bild: Trommelwirbel: Musikkorps des Wachbataillons der Bundeswehr, Archivbild von 1998
Die Festbesucher*innen auf dem Schützenplatz von Olpe hatten ihren
Spaß, wie man in einem [1][YouTube-Video sieht]. Der frisch gekürte
Schützenkönig und seine Frau tanzten auf dem Tisch. Das Publikum klatschte
und johlte. Es lief ja auch gerade „Layla“, der Nummer-eins-Hit aus den
Charts, der eine eingängige Melodie hat, aber [2][wegen seines sexistischen
Textes] („Meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler“)
umstritten ist.
Eigentlich nicht ungewöhnlich für ein Volksfest. Was die Szene im Sauerland
dann aber doch speziell machte: Der Song kam nicht aus der Konserve,
sondern wurde live gespielt – in einer Blasmusikversion von Soldaten des
Heeresmusikkorps Kassel, die das Fest begleiteten. Der Oberstleutnant, der
die Kapelle leitet, dirigierte nicht nur seine Musiker, sondern heizte laut
singend auch die Zuschauer*innen an.
Die Debatte über das Lied sei für ihn völlig überzogen, sagte der
41-Jährige [3][in dieser Woche der Hessischen/Niedersächsischen
Allgemeinen]. „Wer sucht, wird in vielen Liedern Sexismus finden.“
Weniger begeistert als das Publikum in Olpe reagierten die Vorgesetzten des
Oberstleutnants. „Selbstverständlich distanziert sich der
Militärmusikdienst, wie auch die gesamte Bundeswehr von Diskriminierung,
Benachteiligung oder sexistischer Darstellung“, sagte ein Sprecher des
Zentrums Militärmusik der Bundeswehr der taz. „Der Leiter des
Heeresmusikkorps Kassel wurde hinsichtlich der hier vorliegenden Thematik
sensibilisiert.“
## Nachsicht von den Vorgesetzten
Ein „Layla“-Verbot haben Bundeswehr und Verteidigungsministerium aber ihren
Musiker*innen nicht erteilt. „Die Leiter der Musikeinheiten des
Militärmusikdienstes der Bundeswehr sind in ihrer Programmauswahl
grundsätzlich frei“, sagte der Sprecher. Disziplinarmaßnahmen hat der
Oberstleutnant wohl nicht zu befürchten.
In einem anderen Fall, in dem eine Soldatin öffentlich sexuelle Präferenzen
äußerte, griff die Bundeswehr härter durch: Ende Mai bestätigte das
Bundesverwaltungsgericht einen Verweis für eine transgeschlechtliche
Bataillonskommandeurin. Auf ihrem Profil einer Dating-Plattform hatte sie
geschrieben: „Offene Beziehung auf der Suche nach Sex. All genders
welcome.“
Nach Auffassung des zuständigen Truppendienstgerichts hat sie damit den
Eindruck vermittelt, dass sie sich selbst und ihre
Geschlechtspartner*innen zu reinen Sexobjekten reduziere. Damit habe
sie dem Ruf der Bundeswehr geschadet. Anders als die Soldaten auf dem Olper
Schützenfest trat sie ohne Uniform oder sonstigen Bundeswehrbezug auf.
Das Lied „Layla“ ist der erste Ballermann-Hit, der den ersten Platz der
Charts erreicht hat. Die Debatte entspann sich, nachdem die Stadt Würzburg
beschlossen hatte, dass der Song bei einem Volksfest auf einem städtischen
Gelände nicht mehr gespielt werden soll. Einige Kommunen und
Festveranstalter schlossen sich an. Der „ZDF-Fernsehgarten“ führte das Lied
mit Originaltext auf. Auch in der Bläserversion dürfte es weiter zu hören
sein: Im Fachhandel gibt es „Layla“-Noten für Blasorchester und für Big
Bands.
4 Aug 2022
## LINKS
DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=FH4qZmUh5PI
DIR [2] /Sexismus-Debatte-wegen-Lied-Layla/!5866952
DIR [3] https://www.hna.de/kassel/internet-kassel-heeresmusikkorps-layla-hit-konzert-viral-91700708.html
## AUTOREN
DIR Tobias Schulze
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