# taz.de -- Flucht über das Mittelmeer: Helfer fordern staatliche Rettung
> Seenotretter schlagen Alarm: Die Zahl der Menschen, die von Afrika nach
> Europa flüchten, steigt. Salvini fährt für seinen Wahlkampf nach
> Lampedusa.
IMG Bild: Wo bleibt die staatliche Seenotrettung? Migranten im Mittelmeer im Juni 2022
Rom dpa | Wegen immer mehr Menschen, die im Mittelmeer in Seenot geraten,
fordern drei Hilfsorganisationen ein staatliches Such- und
Rettungsprogramm. Der deutsche Verein Sea-Watch sowie die internationalen
Organisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée verlangten von den
EU-Staaten am Mittwoch den „Einsatz einer angemessenen, staatlich geführten
und proaktiven Flotte für die Seenotrettung“.
In den vergangenen Wochen hatten die Helfer mit ihren Schiffen [1][Hunderte
Menschen an Bord geholt], die von Afrika aus nach Europa übersetzen
wollten. Italien registrierte in diesem Jahr bislang mehr als 42.000
Flüchtlinge – das sind schon jetzt deutlich mehr als im gesamten 2021, als
30.000 gezählt worden waren. Das Mittelmeerland hat immer größere Probleme,
die Leute vernünftig zu registrieren und aufzunehmen. Das für rund 350
Menschen konzipierte Flüchtlingslager auf der [2][Insel Lampedusa] etwa ist
extrem überfüllt.
Die Helfer beklagen, dass die EU-Staaten keine koordinierten Einsätze im
Mittelmeer durchführen, um Menschen zu retten. Stattdessen müssten zivile
Organisationen einspringen. Auf der zentralen Mittelmeerroute wurden nach
UN-Angaben allein in diesem Jahr bislang 907 Migranten als tot oder
vermisst gemeldet.
An diesem Donnerstag will [3][Matteo Salvini] von der rechten Lega das Camp
in Lampedusa besuchen und dort Wahlkampf betreiben. Er hofft auf einen
[4][Sieg des Mitte-Rechts-Blocks bei den Wahlen] am 25. September und
kündigte bereits an, dann wesentlich härter gegen Migranten vorzugehen.
Die Hilfsorganisationen sind derweil ständig im Einsatz. Das Schiff Geo
Barents von Ärzte ohne Grenzen wartete am Mittwoch mit 659 Geretteten –
darunter mehr als 150 Kinder und Babys – weiter auf die Zuteilung eines
Hafens. „Dieses unnötige, tagelange Warten zermürbt die Geretteten“,
berichtete Mattea Weihe, Sprecherin von Sea-Watch. „Sie haben das
Mittelmeer überlebt, doch anstatt sich in Sicherheit zu wissen, müssen sie
tagelang vor den verschlossenen Toren Europas darauf warten, dass ihre
Menschenrechte respektiert werden.“
3 Aug 2022
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