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       # taz.de -- Luftangriffe in Gaza und Israel: Heftigste Eskalation seit einem Jahr
       
       > Seit Freitag fliegt Israels Armee Angriffe gegen die militante Gruppe
       > Islamischer Dschihad. Aus dem Gazastreifen wurden 160 Raketen Richtung
       > Israel abgefeuert.
       
   IMG Bild: Seit Freitag eskaliert der Konflikt in Nahost
       
       Gaza/Tel Aviv afp/dpa | Im Nahen Osten ist es zur schwersten
       Gewalteskalation zwischen Israel und militanten Palästinensern seit mehr
       als einem Jahr gekommen. Die israelische Armee fliegt seit Freitag
       Luftangriffe im Gazastreifen, bei denen nach Armeeangaben 15 Extremisten
       getötet wurden, darunter ein Anführer der militanten
       Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad. Die Gesundheitsbehörden im
       Gazastreifen sprachen am Samstag von zwölf Toten, darunter ein fünfjähriges
       Mädchen. Der Islamische Dschihad feuerte zahlreiche Raketen Richtung Israel
       ab.
       
       Israels Regierungschef Jair Lapid sprach am Freitagabend von einem
       „präzisen Anti-Terror-Einsatz gegen eine unmittelbare Bedrohung“. Der
       Islamische Dschihad sei eine „Hilfstruppe des Iran, die den Staat Israel
       zerstören und unschuldige Israelis töten will“. Am Samstag kündigte ein
       Armeesprecher an, dass der Einsatz der Luftstreitkräfte vermutlich eine
       Woche dauern werde.
       
       Bei einem der Luftangriffe wurde nach übereinstimmenden Angaben beider
       Seiten am [1][Freitag in Gaza Taysir al-Dschabari getötet,] ein ranghohes
       Mitglied des Islamischen Dschihad. Die militante Palästinenserorganisation
       warf Israel vor, einen „Krieg gegen unser Volk“ begonnen zu haben. Der
       Islamische Dschihad ist die zweitstärkste militante Gruppe in den
       Palästinensergebieten nach der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Sie ist
       eng mit dem Iran verbunden und steht hinter einem Teil der Raketenangriffe
       auf Israel.
       
       ## Die meisten Raketen landen im Palästinensergebiet selbst
       
       Seit Freitag wurden aus dem Gazastreifen etliche Raketen in Richtung Israel
       abgefeuert. Auch am Samstag heulten im Süden Israels wieder die Sirenen.
       Die israelische Armee erklärte, die meisten der 160 im Gazastreifen
       abgefeuerten Raketen seien in dem Palästinensergebiet gelandet oder vom
       Luftabwehrsystem Iron Dome abgefangen worden. Angaben über Verletzte oder
       größere Schäden gab es zunächst nicht.
       
       Im israelischen Grenzgebiet wurde am Samstag den Menschen geraten, sich
       nicht weit von Schutzräumen zu entfernen. Auch in der Küstenstadt Tel Aviv
       wurden öffentliche Schutzräume geöffnet.
       
       Die Luftangriffe im Gazastreifen begannen drei Tage nach der [2][Schließung
       zweier Grenzübergänge zwischen Israel und dem Gazastreifen] aus
       Sicherheitsgründen. Zuvor waren zwei ranghohe Mitglieder des Islamischen
       Dschihad im besetzten Westjordanland festgenommen worden. Bei einer
       weiteren Razzia im Westjordanland am Samstag nahm der israelische
       Geheimdienst Schin Bet nach Armeeangaben 20 Menschen fest, darunter 19
       Mitglieder des Islamischen Dschihad.
       
       ## Kraftwerk im Gazastreifen abgeschaltet
       
       Wegen der Schließung der Grenzübergänge musste nach Angaben der
       Betreiberfirma am Samstag das einzige Kraftwerk im Gazastreifen
       abgeschaltet werden, weil kein Diesel mehr in die Enklave gelangte. Die
       Stromversorgung in dem Palästinensergebiet werde deshalb von bisher zwölf
       auf vier Stunden reduziert. Aus Angst vor Angriffen nach der Festnahme
       eines militanten Palästinenserführers hatte Israel die Einfuhr von
       Treibstoff in das Gebiet am Montag gestoppt.
       
       Ein Beamter der Stromgesellschaft teilte mit, die Abschaltung des
       Kraftwerks führe zu einer „katastrophalen Situation“ im Gazastreifen. Das
       Gebiet habe schon zuvor unter zu geringen Strommengen gelitten. Demnach
       seien täglich rund 550 Megawatt Strom notwendig, um die Bedürfnisse der
       rund zwei Millionen Einwohner abzudecken. Zuletzt seien jedoch nur 180
       Megawatt verfügbar gewesen.
       
       Aus palästinensischen Sicherheitsquellen hieß es, dass Israel ursprünglich
       den Grenzübergang für die Einfuhr begrenzter Mengen an Treibstoff wieder
       öffnen wollte, die Entscheidung aber in letzter Minute zurücknahm.
       Vorangegangen seien demnach Vermittlungsversuche.
       
       ## Ägypten versucht zu vermitteln
       
       Ägypten versucht nach Angaben aus Sicherheitskreisen zwischen Israel und
       dem Islamischen Dschihad zu vermitteln. Ein israelischer Armeesprecher
       sagte jedoch am Samstag, Israel führe derzeit keine Verhandlungen über eine
       Waffenruhe. Auch der Islamische Dschihad ließ verlauten, eine Waffenruhe
       stehe vorerst nicht zur Debatte. Der Fokus der Gruppe liege „auf dem
       Schlachtfeld“.
       
       Die jetzige Gewalteskalation ist die heftigste im Gazastreifen seit Mai
       vergangenen Jahres. Die Hamas hatte damals Raketen Richtung Israel
       abgefeuert, woraufhin die israelische Luftwaffe Ziele im Gazastreifen
       bombardierte. Während der elftägigen Gefechte wurden im Gazastreifen mehr
       als 260 Menschen getötet, in Israel gab es 13 Tote.
       
       6 Aug 2022
       
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