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       # taz.de -- Luftangriffe in Israel und Gaza: Weitere Eskalation befürchtet
       
       > Israel hat erneut Ziele in Gaza angegriffen. Militante Palästinenser
       > feuerten ihrerseits zahlreiche Raketen in Richtung Israel ab.
       
   IMG Bild: Der Konflikt eskaliert erneut: Raketen werden aus Gaza auf Israel gefeuert
       
       Tel Aviv/Gaza dpa | Die israelische Armee hat in der Nacht zu Sonntag
       erneut mehrere Ziele im Gazastreifen angegriffen. Verteidigungsminister
       Benny Gantz habe am Abend die Streitkräfte angewiesen, die operativen
       Bemühungen fortzusetzen, teilte sein Büro mit. Ziel der Angriffe ist die
       Organisation Islamischer Dschihad (PIJ), die nach der Hamas die
       zweitstärkste militärische Kraft im Gazastreifen ist. Die militanten
       Palästinenser reagierten mit massivem Raketenbeschuss. Eine Antwort auf
       Vermittlungsversuche Ägyptens stand bis zum Morgen weiter aus.
       
       Seit [1][Beginn der israelischen Luftangriffen am Freitag] starben nach
       Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums 24 Menschen.
       Mindestens 215 seien verletzt worden. Unter den Toten sind demnach neben
       weiteren PIJ-Mitgliedern sechs Kinder und zwei Frauen.
       
       Palästinensische Berichte, wonach das israelische Militär für den Tod von
       fünf Kindern und einem Erwachsenen im Flüchtlingslager Dschabalia
       verantwortlich gemacht wird, wies Israel zurück. „Basierend auf
       Militärdaten scheint es, dass das Ereignis auf eine fehlgeleitete Rakete
       des Islamischen Dschihads zurückgeht“, teilte das Militär mit.
       
       Das israelische Militär hatte am Freitag die großangelegte Militäraktion
       „Morgengrauen“ gegen den Islamischen Dschihad gestartet. Dabei wurden der
       Militärchef Taisir al-Dschabari und weitere PIJ-Mitglieder getötet.
       Al-Dschabari war dem Militär zufolge verantwortlich für Raketenangriffe aus
       dem Küstenstreifen und geplante Angriffe auf Zivilisten.
       
       In der Nacht zu Sonntag teilte die israelische Armee mit, sie habe einen
       erfolgreichen [2][Schlag gegen den Islamischen Dschihad] geführt. „Die
       hochrangige Führung des militärischen Flügels des Islamischen Dschihads in
       Gaza wurde neutralisiert“, teilte der Leiter der Operationsabteilung,
       Generalmajor Oded Basiok, mit – ohne näher zu erläutern, was neutralisieren
       genau bedeutet.
       
       ## Weitere Spannungen befürchtet
       
       Eine Bestätigung der militanten Palästinenserorganisation lag zunächst
       nicht vor. Es sei nach palästinensischen Angaben unklar, ob der südliche
       Kommandeur des Islamischen Dschihads, Chalid Mansur, bei dem Angriff in der
       Stadt Rafah ums Leben kam, hieß es. Rettungskräfte suchten demnach in der
       Nacht auf Sonntag in den Trümmern nach Überlebenden.
       
       2019 hatte Israel bereits Al-Dschabaris Vorgänger, Baha Abu al-Ata,
       getötet. Darauf folgten massive Raketenangriffe. Nach einigen Tagen konnte
       mit Hilfe von Unterhändlern Ägyptens und der Vereinten Nationen eine
       Waffenruhe vereinbart werden.
       
       Befürchtet wird, dass sich am Sonntag – dem jüdischen Fasten- und Trauertag
       Tischa BeAv – die Lage weiter zuspitzen könnte. Religiöse Juden betrauern
       an dem Tag die Zerstörung der beiden antiken Tempel in Jerusalem. Die Hamas
       rief am Abend dazu auf, die Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg „zu
       verteidigen und sich den israelischen Übergriffen auf die heilige Stätte
       entgegenzustellen“.
       
       Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die
       drittheiligste Stätte im Islam. An dem Feiertag kam es in der Vergangenheit
       immer wieder zu Konfrontationen.
       
       In mehreren israelischen Städten waren in der Nacht zu Sonntag erneut
       Sirenen zu hören. Seit Freitag wurden nach Militärangaben mehr als 400
       Raketen aus dem dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Nach Angaben des
       israelischen Rettungsdienstes wurden 21 Menschen im Krankenhaus behandelt.
       
       ## Ägypten will schlichten
       
       Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi sagte am Samstag, seine
       Regierung bemühe sich, Kämpfe und andere Gewaltakte zwischen beiden Seiten
       zu vermeiden, wie die staatliche Nachrichtenseite „Al-Ahram“ berichtete.
       Berichten aus Gaza zufolge sollen sich auch die Vereinten Nationen und
       Katar um Vermittlung bemühen.
       
       Der Eskalation voran gegangen war die Festnahme eines Anführers des
       Islamischen Dschihads im Westjordanland, Bassem Saadi, am Montag. Israel
       sperrte über mehrere Tage hinweg Gebiete am Rande des Küstenstreifens ab
       und erhöhte die Alarmbereitschaft. Berichten zufolge soll es konkrete Pläne
       eines Angriffs auf israelische Zivilisten gegeben haben.
       
       Israels Streitkräfte hatten sich im vergangenen Jahr einen elftägigen
       Konflikt mit militanten Palästinensern im Gazastreifen geliefert. Nach
       palästinensischen Angaben starben dort 255 Menschen, in Israel kamen
       israelischen Behörden zufolge 13 Menschen ums Leben. Mehr als 4000 Raketen
       wurde aus dem Gazastreifen abgefeuert. Ägypten vermittelte eine Waffenruhe
       zwischen Israel und der Hamas.
       
       Während des [3][Sechstagekrieges 1967] hatte Israel unter anderem das
       Westjordanland und den Gazastreifen erobert. Die Hamas hatte 2007 in dem
       Küstenstreifen gewaltsam die Macht an sich gerissen. Israel verschärfte
       daraufhin eine Blockade des Gebiets, die von Ägypten mitgetragen wird.
       Beide Staaten begründen die Maßnahme mit Sicherheitsinteressen.
       
       7 Aug 2022
       
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