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       # taz.de -- Nach Vorwürfen gegen ukrainische-Armee: Ukrainische Amnesty-Leiterin geht
       
       > Die Länderdirektorin der Menschenrechtsorganisation legt ihr Amt nieder
       > aus Protest gegen Amnesty-Kritik an ukrainischer Armee.
       
   IMG Bild: Die ukrainische Amnesty-Chefin Oksana Pokaltschuk schmeißt hin
       
       Berlin taz | Nach der Veröffentlichung eines [1][kontroversen
       Amnesty-Berichts] über die Verteidigungstaktik der ukrainischen Armee ist
       die Leiterin des Ukraine-Büros der Menschenrechtsorganisation
       zurückgetreten. Oksana Pokaltschuk beschuldigte Amnesty in ihrem
       Rücktrittsschreiben am Freitagabend, russische Propaganda übernommen zu
       haben. In dem Bericht hatte die Organisation dem ukrainischen Militär
       vorgeworfen, [2][ukrainische Zivilisten gefährdet zu haben], indem es
       Stützpunkte in Wohngebieten errichtet habe.
       
       „Wenn Sie nicht in einem Land leben, in das Besatzer einfallen, die es in
       Stücke reißen, verstehen Sie wahrscheinlich nicht, wie es ist, eine Armee
       von Verteidigern zu verurteilen“, erklärte Pokaltschuk. Sie habe versucht,
       die Leitung von Amnesty zu warnen, dass der Bericht einseitig sei. Sie sei
       jedoch ignoriert worden.
       
       Amnesty-Generalsekretärin Agnès Callamard sagte, sie bedauere den
       Rücktritt. Zuvor hatte sie erklärt, die Organisation stehe „voll und ganz“
       zu ihrem Bericht, und ihre Kritiker pauschal als „Trolle“ bezeichnet.
       
       Neben politischer Kritik aus der Ukraine hatten internationale Experten
       Rechtsirrtümer bei Amnesty bemängelt. Am Freitag hatte
       Amnesty-Berichtsautorin Donatella Rovera auf Twitter geschrieben: „Militär
       sollte sich nicht neben Wohnorten von Zivilisten positionieren. Es gab
       machbare Alternativen, wie leere Gebäude weiter weg.“
       
       ## Gefahr des Beschusses von zivilen Zielen
       
       Jack Watling vom britischen Royal United Services Institute (RUSI) schrieb
       dazu: „Es ist kein Bruch des humanitären Völkerrechts, wenn ukrainisches
       Militär in dem Terrain steht, das es verteidigen soll, statt in irgendeinem
       Wald daneben, wo man es umgehen kann. Das ukrainische Militär hat
       regelmäßig Zivilisten aufgefordert, Kampfgebiete zu verlassen, und ihnen
       dabei geholfen. Sie dazu zu zwingen, das wäre ein Bruch des humanitären
       Völkerrechts.“
       
       Andere fürchteten, Amnestys Bericht werde Russland ermutigen, zivile Ziele
       zu beschießen. Am Samstag schrieb die russische UN-Vertretung in Genf
       tatsächlich: „Wird ein ziviles Gebäude militärisch genutzt, ist es ein
       legitimes Ziel für einen Präzisionsschlag. Die Ukraine tut dies.“
       
       Scharfe Kritik kam von Journalisten, die in der Ukraine Fronterfahrung
       haben oder mit Amnestys Recherchen in Berührung gekommen waren. Der
       US-Journalist Neil Hauer schrieb: „Im Mai hielt sich Donatella mehrere Tage
       lang in demselben Hotel in Kramatorsk auf wie wir. Es war aus Gesprächen
       völlig klar, dass sie eine Agenda hatte, nämlich gegenhalten und
       ‚eigentlich ist die Ukraine genauso schlimm‘, bevor sie überhaupt ihre
       Feldarbeit begann.“
       
       7 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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