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       # taz.de -- Wir fordern: Versprechen zur Klimagerechtigkeit…
       
       > … einzuhalten, weil Deutschland seit 1750 mehr Emissionen verursacht hat
       > als Afrika und Südamerika zusammen. Plus: Lexikon zur Klimagerechtigkeit.
       
   IMG Bild: Gewitterfront über Windrad
       
       BERLIN [1][taz Panter Stiftung |] Die historischen Emissionen des Globalen
       Nordens sind um ein Vielfaches höher als die des Südens. Deutschland allein
       hat seit 1750 mehr Emissionen verursacht als Afrika und Südamerika
       zusammen. Die USA verantwortet circa ein Viertel der globalen historischen
       Emissionen und das mit nur fünf Prozent der Weltbevölkerung! Betrachtet man
       die jährlichen Emissionen, stoßen die Länder des Globalen Südens heutzutage
       zwei Drittel aus. Damit versuchen sie, den wirtschaftlichen Nachteil, der
       durch die Kolonialgeschichte entstand, aufzuholen. Deshalb muss der Globale
       Norden aufgrund seiner kolonialen Geschichte, aber auch im Interesse der
       CO2-Reduktion, dem Globalen Süden Hilfestellung leisten.
       
       Die versprochenen 100 Milliarden US-Dollar sind ein Anfang, obwohl diese
       laut dem Thinktank Climate Action Tracker bei weitem nicht ausreichen.
       Zudem wird selbst diese geringe Summe nicht vollständig ausgezahlt.
       Außerdem kommt laut der NGO Oxfam auch nur ein Bruchteil der Summen
       tatsächlich an. Mit der Forderung „Show us the money“ (Zeigt uns das Geld)
       erinnern die Klimaaktivist*innen des Rise-Up-Netzwerks aus Uganda an
       die Verantwortung des Globalen Nordens für die Klimakrise und rufen zur
       Solidarität auf. Wir fordern, dass die Bundesregierung die versprochenen,
       jährlichen sechs Milliarden für Klimaschutz in betroffenen Ländern
       uneingeschränkt und transparent finanziert. Gerechter wäre noch mehr.
       
       ## Lexikon Klimagerechtigkeit 
       
       ## Globaler Süden/Norden 
       
       Länder des Globalen Südens wurden oft durch Kolonialismus ausgebeutet und
       sind bis heute dadurch gesellschaftlich, politisch und ökonomisch
       benachteiligt. Länder des Globalen Nordens profitieren hingegen bis heute
       von der Ausbeutung und sind dadurch besser gestellt. Bei den Begriffen geht
       es allerdings nicht ausschließlich um die geografische Lage der Länder.
       Australien zählt als ein geografisch südlich gelegenes Land zum Globalen
       Norden.
       
       ## Historische Verantwortung 
       
       Die historische Verantwortung des Globalen Norden gegenüber dem Süden,
       basiert auf der Ausbeutung des Südens in der Kolonialgeschichte. In der
       Klimakrise bezieht sich die Verantwortung auf die historisch deutlich
       höheren Emissionen des Globalen Nordens durch die Industrialisierung.
       Dadurch trägt der Globale Norden die Verantwortung für den größten Teil der
       Klimakrise und ihrer Folgen. Daraus leitet sich die Forderung ab, dass wir
       auch die Kosten für die Folgen der Klimakrise tragen, die überproportional
       vom Globalen Süden erlitten werden. Außerdem soll der Globale Norden bei
       einer Entwicklung zu einer klimafreundlichen Wirtschaft Unterstützung
       leisten und dadurch dem Globalen Süden helfen, den klimaschädlichen Schritt
       der Industrialisierung zu überspringen.
       
       ## MAPA 
       
       Der Begriff „Most affected People and Areas“ (MAPA) bezieht sich auf die
       Menschen und Gegenden der Erde, die am schlimmsten unter der
       Klimakatastrophe leiden. Dabei spielt auch das Konzept der
       Intersektionalität eine wichtige Rolle – also die Tatsache, dass bestimmte
       marginalisierte Gruppen stärker unter den Folgen der Klimakatastrophe
       leiden als die Mehrheit. In den seltensten Fällen sind die MAPA jedoch
       selbst für die Emissionen verantwortlich, deren Folgen sie ertragen müssen.
       Der historisch größte Verursacher ist nachweislich der Globale Norden.
       
       ## Show us the Money 
       
       Slogan der internationalen Klimabewegung (insbesondere der Fridays For
       Future), verbunden mit der Forderung: Der Globale Norden muss seiner
       historischen Verantwortung gerecht werden und Klimaschutz in den Ländern
       des Globalen Südens (die heute einen Großteil der weltweiten Emissionen
       ausstoßen) finanzieren. Dadurch würde nicht nur das Ausmaß der Klimakrise
       reduziert, sondern auch durch Klimaanpassung die Folgen gemindert werden.
       Zahlreiche Industrieländer haben dem Globalen Süden zwar schon ab 2020 die
       Zahlung von 100 Milliarden US-Dollar jährlich für diese Zwecke zugesagt,
       diese Versprechen jedoch nicht eingehalten. Olaf Scholz wiederholte im Juli
       diesen Jahres auf dem Petersberger Klimadialog die Zusage, die sogenannten
       Klimaschutzgelder für die betroffenen Länder bis 2025 von vier auf sechs
       Milliarden Euro zu erhöhen. Allerdings findet sich diese Erhöhung auch im
       Bundeshaushalt 2022 nicht wieder. Auch im Jahr 2023 wird der deutsche
       Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung voraussichtlich nicht
       steigen.
       
       LEA EDER UND JAKOB HABSBURG
       
       23 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Panter-Stiftung/!p4258/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lea Eder
   DIR Jakob Habsburg
       
       ## TAGS
       
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