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       # taz.de -- Kosten der Energiekrise: Umlage auch für profitable Konzerne
       
       > Auch Gas-Importeure, die nicht vor der Pleite stehen, kriegen etwas von
       > der Gas-Umlage ab. Das kritisieren Verbraucherschutz und Sozialverbände.
       
   IMG Bild: Wirtschaftsminister Habeck zu Besuch bei einem Gasspeicher der EnBW-Tochter VNG
       
       Berlin taz | Die neue Gasumlage wird offenbar auch von Erdgasimporteuren in
       Anspruch genommen, die gar nicht darauf angewiesen sind. Von den zwölf
       Firmen, die mit geschätzt 34 Milliarden Euro durch die Umlage unterstützt
       werden sollen, hätten nur „die wenigsten staatliche Hilfe nötig“,
       [1][berichtete] das Handelsblatt am Freitag.
       
       Ursprünglich ist die Umlage [2][als Instrument zur Vermeidung von
       Insolvenzen angelegt] – speziell um den Gasimporteur Uniper zu retten, der
       derzeit gezwungen ist, wegen gedrosselter russischer Lieferungen teure
       Alternativen einzukaufen. Bei anderen Importeuren zeigen sich allerdings
       erhebliche Mitnahmeeffekte, weil sie von den aktuellen Rekordpreisen beim
       Verkauf von Strom, Öl oder Gas profitieren.
       
       Namentlich genannt wird zum Beispiel die EnBW-Tochter VNG. EnBW-Chef Frank
       Mastiaux bezeichnete gegenüber der Zeitung das Risiko für die Firma als
       „nicht klein, aber auch nicht existenziell“. Der Energiekonzern RWE hatte
       bereits mitgeteilt, er wolle die Umlage nicht nutzen.
       
       Die Politik stecke in einem Dilemma, sagt Stefan Lechtenböhmer,
       Energiewirtschaftsexperte am Wuppertal Institut: „Im Rückblick betrachtet
       wäre eine Klausel, wonach nur Firmen unterstützt werden, die durch den
       Wegfall des russischen Gases in eine existenzgefährdende Lage geraten sind,
       natürlich sinnvoll gewesen.“ Aber es sei schwer, eine solche Abgrenzung
       rechtssicher vorzunehmen.
       
       ## Verbraucherschützerin fordert Aufschub
       
       Als einen „handwerklich schlecht gemachten Schnellschuss“ hatte Ramona Pop
       vom Verbraucherzentrale Bundesverband die Umlage bereits bezeichnet. Sie
       forderte, die Einführung müsse um einen Monat auf den 1. November
       verschoben werden, um offene Fragen zu klären.
       
       Jenen Unternehmen, die „trotz sprudelnder Gewinne von der Umlage
       profitieren wollen“, müsse der Gesetzgeber diese verweigern. Zur Frage,
       nach welchen Kriterien die Umlage aus ihrer Sicht ausgezahlt werden solle –
       ob nur an Firmen, die ansonsten vor der Insolvenz stehen, oder auch an
       solche, die vorübergehend und nicht existenzgefährdend in die Verlustzone
       geraten –, war Pop am Freitag nicht erreichbar.
       
       Die Umlage von [3][zunächst rund 2,4 Cent pro Kilowattstunde] wird ab
       Oktober fällig und soll bis Ende März 2024 gelten. Damit können
       Gasversorger Kosten an ihre Kunden weitergeben, die ihnen entstehen, weil
       sie ausbleibende Lieferungen aus Russland mit teurerem Gas ersetzen müssen.
       
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Donnerstag angekündigt, die
       Mehrwertsteuer auf den Gasverbrauch von 19 auf 7 Prozent zu senken – und
       damit auf die Ablehnung der deutschen Bitte bei der EU reagiert, auf die
       Gasumlage keine Mehrwertsteuer erheben zu müssen.
       
       Von der Umlage sind auch Kunden betroffen, die über das Gasnetz Biomethan,
       also aufbereitetes Biogas, beziehen. Das teilte das
       Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage mit. Solche Tarife werden heute
       von einigen Gasversorgern angeboten, wobei die Belieferung nur bilanziell
       geschieht – ähnlich, wie bei Stromkunden, wenn diese Ökostrom beziehen.
       
       19 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/energiekrise-diese-konzerne-wollen-geld-aus-der-gas-umlage-und-verdienen-gleichzeitig-milliarden/28606180.html
   DIR [2] /Gaspreise-in-Deutschland/!5867155
   DIR [3] /Einfuehrung-der-Gasumlage/!5871736
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernward Janzing
       
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