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       # taz.de -- Schutz vor Hitzegefahren: Wandel ist machbar
       
       > Die Klimakrise führt zu deutlich mehr Übersterblichkeit. Es braucht
       > dringend einen Umbau der Städte, andere Arbeitszeiten – und Hilfe für
       > ältere Menschen.
       
   IMG Bild: Die Hitze macht allen zu schaffen, auch den Bauarbeitern
       
       Die Klimakrise in einem Bild: Die Kurve der Sterbezahlen sieht in
       Deutschland diesen Sommer praktisch genauso aus wie die der Temperaturen.
       Sobald die Temperaturen über 30 Grad kletterten, was ja vergleichsweise oft
       der Fall war, [1][starben gleich deutlich mehr Menschen als üblich.]
       
       Das reiht sich in einen Trend ein: Seit 2018 habe es in Deutschland jedes
       Jahr [2][eine Übersterblichkeit von Tausenden von Menschen] aufgrund von
       Hitze gegeben, warnten Forscher:innen vom Robert Koch-Institut, vom
       Umweltbundesamt und vom Deutschem Wetterdienst im Juli im Deutschen
       Ärzteblatt.
       
       Und im [3][„Lancet Countdown“], einer großen internationalen
       Forschungskooperation im Gesundheitsbereich, guckten sich
       Wissenschaftler:innen schon vor zwei Jahren die hitzebedingten
       Todesfälle weltweit bei den besonders gefährdeten Menschen über 65 an. Sie
       kamen zu dem Schluss: In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind diese um
       fast 54 Prozent gestiegen. Deutschland sei davon besonders betroffen.
       
       Die Klimakrise ist eine Frage von Leben und Tod. Trotzdem sind wir nicht
       darauf vorbereitet, und zwar speziell in Deutschland. Das gilt nicht nur
       für das notwendige Senken der Treibhausgas-Emissionen, das weltweit nicht
       schnell genug geht. Die Erderhitzung ist schon bei durchschnittlichen 1,2
       Grad angelangt. Kühler wird es nicht mehr, sondern erst mal immer heißer.
       
       ## Vorbild Frankreich
       
       Deutschland muss sich dringend anpassen. Es ist deshalb unverständlich,
       dass [4][ein nationaler Hitzeschutzplan] bislang nicht geplant ist. Manche
       Bundesländer arbeiten an Strategien, ansonsten sind die Kommunen zuständig.
       Es gibt also einen Flickenteppich statt einer koordinierten
       Herangehensweise an Warnketten und Hilfsangebote.
       
       Als Vorbild gilt Frankreich: Dort hatte man das Problem nach der extremen
       Hitzewelle 2003 in Angriff genommen, die übrigens auch in Deutschland
       Tausende an Hitzetoten forderte. Neben einem vierstufigen Hitzeaktionsplan
       mit klaren Handlungsvorgaben für die Behörden gibt es dort etwa ein
       Hitzeregister für Ältere. Wer darauf steht, wird im Falle von längeren
       Hitzestrecken regelmäßig angerufen und im Notfall zum Beispiel mit Wasser
       versorgt.
       
       Neben solchen Plänen für den Akutfall mahnen Klimaexpert:innen auch
       schon viele Jahre an: Die Städte müssen umgebaut werden. In versiegelten
       Betonwüsten ohne Grün und mit vielen Autos ist es noch viel heißer und
       damit gefährlicher, als es sein müsste. Vielleicht hilft es auch, Arbeit
       und Sozialleben aus der Mittagshitze zu verlagern, wie es in traditionell
       heißeren Ländern längst üblich ist. Es ist wie so oft in der Klimapolitik:
       Was getan werden muss, liegt auf der Hand.
       
       22 Aug 2022
       
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   DIR [3] https://www.lancetcountdown.org/
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   DIR Susanne Schwarz
       
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