URI: 
       # taz.de -- Entlastungspläne der Bundesregierung: Rufe nach zielgenauerer Hilfe
       
       > Die Debatte um Entlastungen wegen der hohen Preissteigerungen hält an.
       > Besonders im Fokus sind dabei Geringerverdiener:innen.
       
   IMG Bild: Die Bundesregierung sucht noch das passende Entlastungspaket für diejenigen, die nichts haben
       
       Berlin taz | Die Preise für Energie und Lebensmittel steigen – und die
       Bundesregierung sucht nach passenden Entlastungspaketen. Im Fokus:
       [1][Geringerverdiener:innen und ärmere Familien].
       Bundesfamilienministerin Lisa Paus sprach sich während eines Besuchs im
       sächsischen Sebnitz für eine Verteilung „von oben nach unten“ aus. Die
       Grünen-Politikerin will sich demnach mit „aller Kraft“ dafür einsetzen,
       dass genau diese Familien gut durch den Winter kommen. Aus der
       Unionsfraktion kommen zudem Forderungen nach gezielten Entlastungen für
       Rentner:innen und Studierende. Diese Gruppen seien bisher nicht
       ausreichend berücksichtigt worden.
       
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte angekündigt, dass Details zu einem
       [2][dritten Entlastungspaket] noch in dieser Woche vorgestellt werden
       sollen. Das Paket soll die Folgen der hohen Inflation dämpfen.
       Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) [3][setzt indessen besonders
       auf Steuererleichterungen]. Mit seinem Inflationsausgleichgesetz soll die
       sogenannte kalte Progression abgemildert werden. Laut Lindner werden damit
       48 Millionen Menschen spürbar entlastet. Kritiker:innen mahnen jedoch
       an, dass die Vorschläge, die Steuerfreibetragsgrenzen zu erhöhen, vor allem
       Menschen mit mittlerem Einkommen zugute kämen.
       
       Sozialverbände wiederholten ihre Sorge über die hohen Strom- und Gaskosten.
       Menschen mit wenig Geld drohten in eine existenzielle Krise abzurutschen,
       sagte Caritas-Präsidenten Eva-Maria Welskop-Deffaa der taz – und forderte
       mehr Tempo von der Bundesregierung. Entlastungen für die Preissteigerungen
       müssten zeitgleich kommen. „Die Menschen, die die Hilfe am dringendsten
       brauchen, können einfach nicht drei Monate überbrücken“, sagte
       Welskop-Deffaa. Sie sprach sich insbesondere für eine gezielte Reform des
       Wohngelds aus. Solange diese nicht umgesetzt sei, dürfe es keine Strom-oder
       Gassperren geben.
       
       Ähnlich hatte sich Maria Loheide, Sozialpolitischer Vorstand der Diakonie
       Deutschland, im taz-Interview geäußert. Aus ihrer Sicht müssten
       Bemessungsgrenzen entsprechend verändert werden, nach denen Personen dazu
       berechtigt sind, Wohngeld zu empfangen. Zudem plädierte sie dafür,
       bestimmte Leistungen für Geringverdiener:innen kostenlos oder
       vergünstigt zur Verfügung zu stellen.
       
       Auch der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW),
       Marcel Fratzscher, übte scharfe Kritik an den Plänen der Bundesregierung.
       „Der Eindruck entsteht, dass die Bundesregierung keine Strategie hat“,
       sagte Fratzscher im Deutschlandfunk. Das Problem sei, „dass Entlastung für
       Menschen mit mittleren und geringeren Einkommen fehlt“. Dabei seien gerade
       diese Menschen „massivst zusätzlich belastet durch diese Krise“. (mit dpa)
       
       22 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Armut-und-Inflation/!5859671
   DIR [2] /Energiekrise-und-Inflation/!5875800
   DIR [3] /Entlastungspaket-gegen-Inflation/!5873872
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tanja Tricarico
       
       ## TAGS
       
   DIR Energiekrise 
   DIR Ampel-Koalition
   DIR Inflation
   DIR Christian Lindner
   DIR FDP
   DIR Inflation
   DIR Sozialer Zusammenhalt
   DIR Robert Habeck
   DIR SPD
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Verbraucherzentralen zur Inflation: Gesundes Essen billiger machen
       
       Die Verbraucherzentralen fordern, die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse zu
       senken. Die Inflation zwinge arme Menschen sonst, sich ungesund zu
       ernähren.
       
   DIR Linken-Chef Schirdewan zur Energiekrise: „Axt an den sozialen Frieden“
       
       Der Linken-Vorsitzende Martin Schirdewan macht der Ampelkoalition schwere
       Vorwürfe. Gegen die „soziale Kälte“ ruft er zu Protesten auf – ohne die
       Rechten.
       
   DIR Kernthema der Grünen: Unbemerkt sozial
       
       Für die Grünen ist Sozialpolitik längst Kernanliegen. Aber wissen das alle?
       Minister Habeck droht zum Gesicht hoher Energiepreise zu werden.
       
   DIR Energiekrise und Inflation: Grüne und SPD wollen Entlastungen
       
       Grüne und SPD wollen zielgerichtete Entlastungen für Einkommensschwache.
       Die FDP um Finanzminister Lindner drängt auf Steuersenkungen.