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       # taz.de -- Mord an Darja Dugina: Sie wollen Vergeltung
       
       > Der Mord an der Tochter des Ideologen Alexander Dugin dürfte die
       > Radikalisierung in Russland weiter befeuern. Darauf ist der Kreml nicht
       > vorbereitet.
       
   IMG Bild: Alexander Dugin auf einer Veranstaltung in Moskau 2014 zur Unterstützung von Luhansk und Donetzk
       
       „Töten, töten, töten“, hatte Alexander Dugin, [1][Putins antiwestlicher
       „Meisterideologe“], wie er oft bezeichnet wird, noch 2014 gesagt, als
       Russland dabei war, die ukrainische Krim zu annektieren. Die Ukraine hat in
       den Augen des ultrarechten russischen Nationalisten kein Anrecht auf
       Existenz als eigenständiger Staat, sie müsse mit allen Mitteln vernichtet
       werden, predigt er geradezu und schart damit viele „Jünger“ um sich. Nun
       hat jemand [2][Dugins Tochter Darja getötet] – mit einer Bombe unter einem
       Geländewagen, in dem offenbar Dugin selbst hätte sitzen sollen.
       
       Der russische Geheimdienst FSB bezichtigt offiziell ukrainische
       Geheimdienstler*innen der blutigen Tat. Dass die angebliche Aufklärung
       des Falls nicht einmal zwei Tage in Anspruch nahm und dadurch wenig
       glaubwürdig wirkt, interessiert vor allem konservative Kreise der
       russischen Gesellschaft nicht. Sie wollen Vergeltung. Im Geiste von Dugin
       und seiner Tochter, die die Weltsichten ihres Vaters voller Überzeugung
       vertrat, sprechen sie sich erst recht für die Vernichtung der Ukraine aus,
       da ihrer verqueren Haltung nach Russland nicht mit der Ukraine koexistieren
       könne.
       
       Der Mord an der 29-Jährigen dürfte für eine weitere Radikalisierung in
       Teilen der russischen Elite sorgen. Die Konservativen fühlen sich
       angesichts solcher Terrorakte nicht sicher und dürften von Russlands
       Präsident Wladimir Putin eine härtere Gangart gegenüber der Ukraine, aber
       auch gegenüber Kritiker*innen des russischen Regimes im In- und Ausland
       verlangen.
       
       Manche russische Beobachter*innen vergleichen den Anschlag auf Dugina
       bereits mit dem Attentat auf den einstigen Leningrader KP-Chef und
       [3][Stalins Gefolgsmann Sergei Kirow]. Seine Ermordung 1934 diente als
       Anlass von Stalins „großer Säuberung“. Freilich spielte Kirow innerhalb der
       damaligen sowjetischen Elite eine viel gewichtigere Rolle, als Dugin und
       seine Anhänger*innen es heute innerhalb der russischen Führung tun.
       Auf eine sich verhärtende ideologische Konfrontation innerhalb Russlands
       ist der Kreml dennoch kaum eingestellt.
       
       22 Aug 2022
       
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