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       # taz.de -- Maroder Leuchtturm in Bremerhaven: Ein plötzliches, langes Ende
       
       > In Bremerhaven sackt ein Leuchtturm ab, alle Beteiligten weisen die
       > Schuld von sich. 2025 soll der Neubau fertig sein, die Planung dauert
       > viele Jahre.
       
   IMG Bild: Lockt viele Schaulustige an: Der schiefe Turm von Bremerhaven
       
       Bremen taz | Jetzt steht der Leuchtturm schief, hier in Bremerhaven – ein
       Wahrzeichen, das lange schon marode war. Und doch waren alle überrascht,
       als die Nordmole an der Geestemündung vergangene Woche absackte, an der
       Einfahrt zum Fischereihafen, einem wirtschaftlichen Zentrum der Stadt.
       
       Dabei ist der Zugang zu dem auf Holzpfählen gegründeten Bauwerk ja schon
       seit 2011 für alle gesperrt: „Sein Versagen kann nicht ausgeschlossen
       werden“, heißt es in einem Beschluss des damals noch rot-grünen [1][Bremer
       Senats von 2018]. Also ein [2][„Desaster mit Ansage“,] wie Bremerhavens
       Bürgermeister Melf Grantz (SPD) jetzt schimpft?
       
       „Für mich ist es erst mal nicht wichtig, nach den Verantwortungen zu
       gucken“, sagte Bremens Hafensenatorin Claudia Schilling (SPD) dieser Tage
       im Fernsehen. Sie spricht gerade lieber davon, was jetzt alles ganz schnell
       unternommen wird, um den Turm kontrolliert abzubauen und ihn an anderer
       Stelle später wieder zu errichten. Derweil fordert Bremerhavens CDU
       „endlich personelle Konsequenzen“ und wirft dem Regierungschef Andreas
       Bovenschulte (SPD) vor, dass er öffentlich schweigt.
       
       Der 1914 in Betrieb genommene, denkmalgeschützte Leuchtturm gehört dem
       Bund, die Mole, auf der er steht, aber dem Land Bremen. Die also für den
       Unterbau zuständige Hafengesellschaft Bremenports will sich „an einem
       Schwarzen-Peter-Spiel nicht beteiligen“, wie ihr Sprecher Holger Bruns
       sagt. Dass die Mole und mit ihr der Turm jetzt umkippt, sei nicht absehbar
       gewesen. „Das hätte auch schon vor zwei Jahren passieren können – oder erst
       in fünf“, sagt Bruns.
       
       ## Probleme waren lange bekannt
       
       Eine „erste Risikomeldung“ sei der Behörde 2013 zugegangen, sagt Schillings
       Sprecherin: „Die technische Bewertung der Hafengesellschaft war so, dass
       der Turm noch bis zum kontrollierten Rückbau in zwei Jahren hätte stehen
       bleiben können.“ Diese Einschätzung war falsch. Sie zeigt aber, wieso in
       den letzten Jahren „keine weitergehenden Sicherungsmaßnahmen“ veranlasst
       wurden, wie es das Häfenressort ausdrückt. Ähnliches ist vom Eigentümer des
       Leuchtturms zu hören: „Eine Gefährdung der Standsicherheit war uns nicht
       bekannt“, heißt es beim Wasser- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee.
       
       Im Übrigen laufe aber eigentlich eh alles nach Plan, erklärt
       Bremenports-Sprecher Bruns. Denn nachdem die Landesregierung 2018 nochmal
       „dringenden Sanierungsbedarf“ konstatiert habe, wurden 25,5 Millionen Euro
       freigegeben. 2025 soll die neue Nordmole mit dem neuen alten Leuchtturm
       stehen. An dieser Planung habe sich nichts geändert, und es gibt auch nicht
       mehr Geld aus Bremen, nur weil jetzt zunächst alles aufwändig gesichert
       werden muss.
       
       Gerade liegt der Schwimmponton „Innovation“ neben dem Turm, mit
       Strohauflage, damit der Turm im Zweifelsfall weich fällt, wenn der doch
       noch ganz umkippt. Sein Neubau wird dann etwas weiter nördlich liegen, ganz
       einfach, weil die Schiffe heute größer und breiter sind als vor 100 Jahren.
       
       Seit 2018 werde geplant, ganz regulär, versichern alle Beteiligten, und
       sprechen dann von Gutachten, Vorzugsvarianten, Planfeststellungsverfahren
       und einer „Badelagune“, die sich Bremerhaven wünscht. Warum das alles so
       lange dauert? [3][“Das kann man nicht verstehen, das kann man nicht
       erklären“,] sagt Robert Howe, der Geschäftsführer von Bremenports. Und dass
       wir es hier noch mit einem „eher schnellen Projekt“ zu tun hätten, weil es
       ja in acht Jahren abgeschlossen sein soll. Die „grundsätzlichen Probleme“
       lagen also vielleicht eher woanders, sagt Howe.
       
       23 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.wirtschaft.bremen.de/detail.php?template=20_search_d&lang=en&max=50&search%5Bsend%5D=true&search%5Bvt%5D=senat&search%5Barea%5D=0&skip=500
   DIR [2] https://www.bremerhaven.de/de/aktuelles/ob-grantz-entsetzt-einbrechen-der-nordmole-ist-ein-desaster.130177.html
   DIR [3] https://www.butenunbinnen.de/videos/bremerhaven-historisch-leuchtturm-wahrzeichen-molenturm-schief-schaden-verantwortung-robert-howe-bremerports-100.html
       
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   DIR Jan Zier
       
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