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       # taz.de -- Sozialwohnungen für Hamburg-Blankenese: Krieg den Palästen
       
       > Die Anwohner*innenproteste gegen eine Flüchtlingsunterkunft in
       > Blankenese erregten 2016 Aufsehen. Nun werden dort Sozialwohnungen
       > gebaut. Gut so.
       
   IMG Bild: Villenfeeling für alle: In Blankenese entstehen Sozialwohnungen für Geflüchtete und Obdachlose
       
       Ein Gefühl der Genugtuung lässt sich bei dem Vorhaben kaum unterdrücken:
       Statt der vorgesehenen Aufforstung im Björnsonweg im Hamburger Stadtteil
       Blankenese sollen dort nach Abbau einer Geflüchtetenunterkunft dauerhaft
       Sozialwohnungen für Obdachlose und Geflüchtete entstehen.
       
       Zu verdanken ist das einem Anwohner, der vermutlich Gegenteiliges im Sinn
       gehabt hat. Im Jahr 2017 ging er gerichtlich gegen die damals geplante
       Geflüchtetenunterkunft vor. Das Ergebnis: [1][Die Unterkunft durfte gebaut
       werden], musste jedoch nach spätestens sieben Jahren wieder abgebaut und
       das Grundstück aufgeforstet werden. Diese sieben Jahre sind im April 2023
       vorbei – doch die Stadt plant nun Sozialwohnungen.
       
       Möglich macht das ein Passus im Gerichtsurteil: Die Verpflichtung zur
       Aufforstung des Standortes entfällt, wenn die Stadt Hamburg „gegenläufige
       bauleitplanerische Festsetzungen trifft“, wie es auf der Seite des
       Bezirksamts Altona heißt – also andere Gebäude plant. Die vorgesehene
       Grünfläche soll an anderer Stelle kompensiert werden. Veröffentlicht wurden
       die Ideen bereits Anfang 2021, nun hat das Bezirksamt den konkreten
       Bebauungsplan vorgelegt, der ab kommender Woche im Bezirksamt Altona
       ausgelegt wird.
       
       Die [2][Proteste der Anwohner*innen in Blankenese] erregten 2016 und
       2017 bundesweit Aufmerksamkeit. Der Stadtteil ist ein Symbol für das
       betuchte Hamburger Bürgertum und dort bleibt man gern unter sich: Die
       Anwohner*innen protestierten gegen die Fällung der Bäume auf dem
       Grundstück– selbstverständlich allein aus Gründen des Naturschutzes. Sie
       schickten ihre Anwälte und schreckten auch nicht davor zurück, die
       Baustelle für die Unterkunft mit ihren Autos zu blockieren.
       
       Nach dem anfänglichen [3][Streit] scheint sich die Stimmung gewandelt zu
       haben. Die Unterbringungen sei „mit einem Klima der guten Integration
       verbunden“, sagt die Altonaer Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg
       (Grüne). Deshalb habe sich das Bezirksamt dafür entschieden, eine
       rechtssichere und dauerhafte Wohnmöglichkeit zu schaffen – und dabei den
       sozialen Wohnungsbau in Hamburg zu fördern.
       
       Ganz umsonst war die Klage des Anwohners indes nicht: Die neuen Gebäude
       sollen die bereits für die Unterkunft versiegelten Flächen nicht
       überschreiten. Drei neue Gebäude mit insgesamt 38 Wohnungen sowie ein
       privater Spielplatz sollen hier entstehen.
       
       Wann die neuen Gebäude stehen sollen, ist noch nicht abzusehen. Laut dem
       Sprecher des Altonaer Bezirksamtes, Mike Schlink, hängt das auch davon ab,
       wie sehr sich die Anwohner*innen beschweren. Um „die nachbarlichen
       Belange weiterhin zu berücksichtigen“, kündigt das Bezirksamt auf seiner
       Homepage schon jetzt an, die Neubauten den umliegenden Gebäuden optisch
       anzupassen – Villenfeeling für alle!
       
       26 Aug 2022
       
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