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       # taz.de -- Krieg in der Ukraine: Lichtenberg hebt Odessa aufs Schild
       
       > Berliner Bezirke sollen Straßen nach Orten in der Ukraine benennen,
       > wünscht sich die Regierende Bürgermeisterin Giffey. Ein Anfang ist
       > gemacht.
       
   IMG Bild: Blick auf Odessa mit seinem – sonst belebten – Strand
       
       Berlin taz | Berlin hat einen Odessaplatz. Ein Schild dazu fehlt allerdings
       noch, das soll im September im Beisein der Regierenden Bürgermeisterin
       Franziska Giffey (SPD) aufgestellt werden. Der Odessaplatz liegt in der
       Nähe des S-Bahnhofes Karlshorst im Bezirk Lichtenberg. Bisher hieß der Ort,
       an dem dienstags und freitags ein Wochenmarkt stattfindet, bei den
       Karlshorstern einfach nur Marktplatz oder auch Theaterplatz nach einem
       ehemaligen Theater in der Nähe. Einen offiziellen Namen hatte er nicht.
       
       Die Benennung geht auf einen Wunsch von Franziska Giffey an die Bezirke vom
       Juli zurück. Diese sollten Straßen und Plätze nach Orten in der Ukraine
       benennen, die besonders stark vom Krieg betroffen sind. Auf diese Weise
       könne Berlin, so die Regierende, ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit
       der Ukraine setzen. Giffey konnte nur um die Umbenennung bitten, denn über
       Namen für Straßen und Plätze entscheiden die Bezirke.
       
       Lichtenberg hatte diese Bitte als erster Bezirk aufgegriffen. Weil der
       Platz bisher keinen Namen trug, war der bürokratische Aufwand einfach: Die
       Bezirksverordneten mussten nicht beteiligt werden; kein Anwohner muss
       Visitenkarten, Briefkopf oder den Adresseintrag im Ausweis ändern. Ob
       andere Bezirke auch ukrainische Namen für Straßen und Plätze planen, ist
       bislang unklar.
       
       Odessa stehe für den Kampf um die Freiheit der Ukraine und ein
       demokratisches und freies Europa, heißt es in einer Mitteilung des
       Bezirksamtes Lichtenberg. Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) will
       mit der Benennung des Platzes „im Zentrum von Karlshorst“ ein „weiteres
       sichtbares Zeichen der Solidarität mit der Ukraine setzen. Der russische
       Angriffskrieg auf die Ukraine bewegt uns sehr“. In der Nähe leben zudem
       viele Familien, die ukrainische Flüchtlinge in ihre Wohnungen aufgenommen
       haben.
       
       ## „Fantastische Initiative“
       
       Oleksandra Bienert von der Allianz ukrainischer Organisationen sprach von
       einer „fantastischen Initiative“. Sie lobt auch, dass Lichtenberg eine
       Ukraine-Koordination einrichtet, „womit der Bezirk ein Vorbild in Berlin
       darstellt“.
       
       Einen Tropfen Wasser will Bienert dennoch in den Wein gießen: Sie wünscht
       sich, dass der Platz nach dem „richtigen ukrainischen Namen dieser Stadt“
       genannt wird. Der laute Odesa, mit nur einem S, schreibt Bienert auf ihrer
       Facebookseite. Odessa mit zwei S sei hingegen, so die junge Frau, in der
       deutschen Sprache aus dem Russischen abgeleitet worden. „Dies hat direkt
       mit der russischen imperialistischen Vergangenheit zu tun, die nicht
       vergehen will. Bitte übernehmen Sie nicht mehr russische Namen der
       ukrainischen Städte.“
       
       24 Aug 2022
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marina Mai
       
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