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       # taz.de -- Frauen im Männerfußball: Mannschaftsbild mit Dame
       
       > Kreisligist SpVgg Schonnebeck verstärkt sich: Erstmals spielt im
       > deutschen Ligafußball der Männer eine Frau mit. Das Verbot steht auf der
       > Kippe.
       
   IMG Bild: Die neue Neun der Schonnebecker Dritten: Amina Paßlack
       
       Für die Fußballer der Spielvereinigung Schonnebeck läuft es gerade nicht so
       besonders. Die 1. Mannschaft, das unbestrittene Aushängeschild des Essener
       Stadtteilvereins, hängt in der Oberliga Niederrhein gerade am Tabellenende.
       Vier Niederlagen gab’s in den ersten vier Saisonspielen zu beklagen. Es
       geht schon die Angst vor dem Abstieg um im Essener Nordosten, wo sie doch
       so stolz sind auf ihre „Schwalben“, die sich schon zur zweiten Kraft in
       Essen hinter den großen Rot-Weissen vorgearbeitet hatten.
       
       Das alles wackelt gerade, da kommt die Nachricht aus einer ganz anderen
       Ecke des Vereins gerade recht: Amina Paßlack, von Kindesbeinen an Mitglied
       bei der Spielvereinigung, sorgt gerade für ein Novum im gesamten deutschen
       Fußballwesen. Die 24-Jährige darf ab dem kommenden Wochenende als erste
       deutsche Frau überhaupt [1][in einem Männerteam] um Ligapunkte kämpfen.
       
       Vor einem Jahr hatte der Verein bereits einmal erfolglos vorgefühlt, jetzt
       wurde Anfang August ein erneutes Ersuchen der 3. Mannschaft beim
       zuständigen Fußballverband Niederrhein eingereicht. Und es kam das Okay.
       „Man hat festgestellt, dass es in den Verbandssatzungen gar kein explizites
       Spielverbot für Frauen in Männermannschaften gibt – daher kam nun relativ
       prompt die Zusage“, berichtet Vereinssprecher Carsten Sterna.
       
       Am kommenden Wochenende, wenn das Team in der Kreisliga C bei der
       Zweitvertretung des TC Freisenbruch antritt, darf auch Amina Paßlack
       mittun. Sie freut das aus gleich mehreren Gründen. Zum einen darf sie – die
       sich in den Frauenteams der Spielvereinigung einst von der Bezirksliga bis
       in die Niederrheinliga hocharbeitete, bevor sie von gleich zwei
       Kreuzbandrissen gestoppt wurde – dann endlich wieder um Punkte gegen den
       Ball treten. Zum anderen ist sie endlich in jenem Team dabei, an das sie
       schon lange ihr Herz verloren hat. Denn in der 3. Mannschaft der
       Spielvereinigung spielt nicht nur ihr Bruder, sondern auch ihr Freund. Als
       sie wegen ihrer Verletzungen kaltgestellt war, begleitete sie die Jungs
       zunächst als Zuschauerin, wurde dann Betreuerin, um nach ihrer Genesung
       auch im Training mitzumachen. Jetzt darf sie in der Liga ran.
       
       „Das komplette Team signalisierte mir mehrfach, dass es mich als
       vollwertiges Mitglied der Mannschaft sieht und sich auch freuen würde, wenn
       ich mitspielen dürfte. Jetzt ist es endlich so weit, und ich freue mich
       einfach auf den Start und auch über die Unterstützung des Vereins, der
       alles darangesetzt hat, dass ich bei den Herren spielen darf“, sagt sie.
       Neugierig auf das, was da kommt, ist Oliver Walter, Trainer der 3.
       Schonnebecker Mannschaft: „Wir sind sehr froh darüber, Amina in unserer
       Mannschaft als Spielerin begrüßen zu dürfen. Alle aus der Mannschaft haben
       diese Information mit Freude aufgenommen, da sie auch schon seit längerer
       Zeit bei uns am Training teilnimmt. Wir werden sehen, wo der Weg hinführen
       wird, aber ich bin da sehr optimistisch.“
       
       ## „Gemischtes Spielen ist möglich“
       
       Dass Frauen im Männerfußball mitspielen, ist vonseiten des Deutschen
       Fußball-Bunds (DFB) eigentlich verboten. Lediglich unter der Altersklasse
       der B-Jugend (14- bis 15-Jährige) sind Mädchen im Jungenfußball zugelassen,
       um ihnen angesichts des Schwunds von [2][Mädchenteams] überhaupt eine
       Spielmöglichkeit zu bieten. Der Fußballverband Niederrhein hat mit seinem
       Ausscheren aus dieser Regelung nun einen ersten Schritt getan, den man
       eigentlich eher im Süden der Republik erwartet hatte.
       
       Denn es war der Bayerische Fußball-Verband (BFV), der auf seinem letzten
       Verbandstag mit der Einführung des Paragrafen 39 seiner Spielordnung
       erstmals den Weg frei machte für Frauen im Männerspielbetrieb. Wörtlich
       heißt es dort: „Gemischtes Spielen (Spielberechtigung für Frauen in
       Herrenmannschaften) ist möglich. Der Einsatz einer Spielerin, die das 18.
       Lebensjahr vollendet hat, ist in einer Herrenmannschaft in allen Verbands-
       und Freundschaftsspielen sowie in Hallen- und Futsalspielbetrieb, beim
       Beachsoccer, Seniorenfußball und im Freizeit- und Breitenfußball erlaubt.“
       BFV-Sprecher Stefan Frühwirth erklärte damals: „Unsere Intention war erst
       mal, dass Frauen, die sich Herrenfußball zutrauen, dort jetzt auch spielen
       dürfen.“
       
       Einen konkreten Antrag hatte der BFV seinerzeit noch nicht vorliegen, da
       ist ihm nun der Verband aus Nordrhein-Westfalen zuvorgekommen. In Bayern
       war man diesen Schritt auch gegangen, weil man in letzter Zeit zunehmend
       mit dem Schwund von Mannschaften zu tun hatte. „Vielleicht kann der eine
       oder andere Verein eine Mannschaft, die er mal zurückgezogen hat, mit
       zusätzlichen Spielerinnen wieder melden“, so Frühwirt.
       
       Die Drittvertretung der Schonnebecker hatte genau mit diesem Problem zu
       kämpfen. Der Spielerkader ist klein, das Team hatte zuletzt mitunter
       Schwierigkeiten, sonntags eine vollständige Mannschaft auf den Platz zu
       bringen. Ergebnis: Noch ist kein Saisonsieg gelungen. Wie die 1. Mannschaft
       ziert auch die Drittvertretung derzeit das Tabellenende in seiner
       Spielklasse. Mit Amina Paßlack in der Startaufstellung fiebert man nun dem
       ersten Saisonsieg entgegen.
       
       26 Aug 2022
       
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